Ende Mai beginnen die Feierlichkeiten zum 1000-Jahr-Jubiläum der Museums-, Musik- und Messestadt. Foto: Marcel Schauer/Fotolia

Ende Mai beginnen die Feierlichkeiten zum 1000-Jahr-Jubiläum der Museums-, Musik- und Messestadt. Der kulturelle Veranstaltungsmarathon dauert bis Oktober.

Leipzig - Mehr ein Zufall, nämlich das plötzliche Ableben des Bischofs Eid in der Burg „urbs lipsi“, führte dazu, dass der Ort vor 1000 Jahren in einer Chronik erwähnt wurde. Seither hat Leipzig als Metropole der Musik und Literatur, der Messen, der Druckkunst und Wissenschaft von sich reden gemacht und sieht sich heute als die am schnellsten wachsende Stadt unserer Republik. Da ist das Jubiläum ein willkommener Anlass zum Feiern. „Das wird das größte und längste Bürgerfest in der Geschichte“, freut sich Finanzbürgermeister Torsten Bonew, bei dem die Fäden für alle Festveranstaltungen der Stadt zusammenlaufen. Der gebürtige Leipziger leitet zugleich den Verein Leipzig 2015 e. V., der von Mai bis Oktober mehr als 215 Events auf dem eng getakteten Veranstaltungsplan zu koordinieren hat. Mit einem Festakt wird am 29. Mai die neue Kongresshalle am Zoo eröffnet, am 30. Mai beginnt mit einem Bürgerball im Neuen Rathaus und Bürgerfesten in fünf Stadtteilen die große Festwoche.

„Um möglichst viele Leipziger aktiv einzubeziehen, haben wir einen dezentralen Auftakt gewählt. Nach dem Bürgerbrunch werden fünf thematische Festzüge vorbei an zentralen Stätten von Wirtschaft und Handel, Kunst und Kultur, Buch und Medien, Sport und Umwelt sowie Wissenschaft und Bildung sternförmig zum Augustusplatz ziehen, wo dann ein Spektakel aus Schauspiel, Musik und Aktionskunst wartet.“ Dem Anschneiden eines riesigen Geburtstagskuchens folgt ein Feuerwerk, und an jedem der nächsten Tage werden Veranstaltungen eines der zentralen Themen aufgreifen, die Geschichte und Gegenwart der Stadt prägten und prägen. „Das Wunderbare an Leipzig ist, dass sich viele unserer Bürger kulturell, sportlich und künstlerisch außerordentlich engagieren“, schwärmt auch der Pressesprecher der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH, Andreas Schmidt.

Bürger- und Straßenfeste sind traditionell etabliert

„Die kreative Szene lockt mehr und mehr Menschen an, so dass wir im vergangenen Jahr mit 2,8 Millionen Touristenübernachtungen und einem Bevölkerungswachstum um 12 000 auf jetzt 561 000 Einwohner schon wieder neue Rekordwerte erreicht haben.“ Bei der Buchmesse im März ist regelmäßig die ganze Stadt auf den Beinen, überall gibt es Lesungen und Diskussionen. Bürger- und Straßenfeste sind traditionell etabliert, Szeneviertel wie der Drallewatsch rund um das Barfußgässchen (auch Bermudadreieck Leipzigs genannt) oder die von Künstlern geprägte Karl-Heine-Straße, die Gottsched- und die multikulturelle Karl-Liebknecht-Straße sind Magneten für Einheimische und Besucher gleichermaßen.

Beim Blick aus Andreas Schmidts Büro im 28. Stock des City-Hochhauses wird deutlich, dass Leipzig mit seinen vielen Parks und dem Auenwald zu den grünsten Städten Deutschlands gehört. Rund um die Stadt ist aus Tagebaurestlöchern und Kiesgruben eine Seenlandschaft entstanden, die sommers zum Baden, Paddeln, Surfen und Segeln einlädt. Für Kultur- und Kunstfreunde tut sich in Leipzig eine nahezu unerschöpfliche Fundgrube auf. Musikinteressierte bewegen sich auf der „Leipziger Notenspur“ im wahren Sinne des Wortes auf den Spuren bedeutender Musiker. Johann Sebastian Bach war 27 Jahre lang Thomaskantor in Leipzig. Im Bach-Museum wird in einer spannenden, teilweise interaktiven Ausstellung sein Leben und Wirken lebendig, es finden monatlich Konzerte statt, und in der benachbarten Thomaskirche befindet sich die Grabstätte des Komponisten. „Anlässlich des 1000. Stadtjubiläums warten auf die Besucher des Bachfestes vom 12. bis 21. Juni zahlreiche Aufführungen von Werken, die in besonderer Beziehung zu Bachs Wirken in Leipzig stehen“, so Intendant Dettloff Schwerdtfeger. Neben den Bachstätten führt die Notenspur auch zum Geburts- und Wohnhaus des einstigen Gewandhauskapellmeisters Felix Mendelsson Bartholdy, das nicht nur ein interessantes Museum beherbergt - hier finden auch regelmäßig Konzerte statt.

80 Prozent der weltweit veröffentlichten Musikpublikationen wurden hier gedruckt

Auf dem Augustusplatz steht mit der Oper die drittälteste Musikbühne Europas, in der Dirigenten und Komponisten wie Gustav Mahler und Richard Wagner wirkten. Und gleich gegenüber zieht das prachtvolle Gewandhaus mit dem weltweit renommierten Gewandhausorchester Musikfreunde in seinen Bann. „Um 1900 wurden in Leipziger Verlagen etwa 80 Prozent der weltweit veröffentlichten Musikpublikationen gedruckt“, weiß Christine Hartmann vom Werkstattmuseum für Druckkunst, das ein Münchener Sammler in der Nonnenstraße einrichtete. Die Liste der Leipziger Musikverlage spannt einen Bogen von Breitkopf & Härtel, wo auch Beethoven seine Werke verlegen ließ, über die Edition Peters bis zum Hofmeister Verlag, der auch Schumanns Werke druckte.

Ein Gang durch das Museum ist eine spannende Exkursion durch die Entwicklung der Druckkunst. Viele der Maschinen sind noch heute intakt, und man kommt aus dem Staunen fast nicht mehr heraus, wenn man sich selbst im Drucken versucht oder Spezialisten beim Letterngießen oder Drucksatzerstellen zuschaut. Im Jahr des 1000. Jubiläums feiert Leipzig zudem 850 Jahre Messe, 850 Jahre Nikolaikirche und 600 Jahre Medizinische Fakultät. Zu den berühmten Medizinern der Fakultät gehörte etwa der Embryologe und Histologe Prof. Wilhelm His. Noch heute kann man in der Anatomie (nach Anmeldung) seine berühmten Originalabgüsse des menschlichen Körpers bewundern, die damals in alle Welt gingen. In der Anatomie befinden sich zudem aufgehellte Organe, die nach einer Methode des Prorektors der Fakultät, Carl Werner Spalteholz, die Topografie einzelner Organe veranschaulichten - Vorgänger der gläsernen Menschen, die später in Dresden zu Besuchermagneten wurden.

Heute machen die etwa 6000 Mediziner der Leipziger Universität insbesondere durch wissenschaftliche Studien zu Zivilisationskrankheiten von sich reden. Hier gibt es unter anderem die größte Fettgewebebank Deutschlands. Das sollte Besucher dennoch nicht davon abhalten, bei einem Besuch Leipzigs solche Spezialitäten wie Mutzbraten (Schweinenacken mit vielen Gewürzen), Gosebier und Allasch (ein Kümmellikör) zu probieren.

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Infos zu Leipzig

Anreise
Leipzig ist ausgezeichnet in das Schienennetz der Bahn eingebunden und verfügt mit dem Hauptbahnhof über einen der größten Kopfbahnhöfe Europas, dessen zentrale Lage kurze Wege zu den Highlights der Stadt ermöglicht, www.bahn.de . Für Fernanreisende empfiehlt sich die Verbindung zum Flughafen Leipzig.

Unterkunft
In unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes hat man die Wahl zwischen einem Dutzend guter Hotels. Zu den berühmtesten Hotels gehören aber das Hotel am Bayrischen Platz ( www.hotel-am-bayrischen-platz.de ), in dem u. a. bereits Karl Marx nächtigte, oder das Lindner Hotel ( www.lindner.de ), das oft Promis beherbergt. Ganz nah dran am kreativen Kunstschaffen ist man in Plagwitz, wo sich in der alten Baumwollspinnerei aus dem Jahr 1884 über 100 bildende Künstler niedergelassen haben. Dort gibt es auch großzügige Apartments, Meisterzimmer genannt (Pension in der Leipziger Baumwollspinnerei, www.meisterzimmer.de ), die Unterkunft für bis zu acht Gäste bieten.

Essen und Trinken
Leipziger Spezialitäten bietet beispielsweise der Barthels Hof, eine der ältesten Gaststätten der Stadt, im Kneipenviertel Drallewatsch an. Im Jubiläumsjahr gibt es hier ein „1000 Jahre Leipzig Menü“: Barthels Hof, Hainstr. 1, 04109 Leipzig, www.barthels-hof.de .

Im ältesten Kaffeehaus Deutschlands, Zum Arabischen Coffe Baum, in der Kleinen Fleischergasse 4, genossen schon Lessing, Goethe, Schumann und Wagner ihren „Türkentrank“, www.coffe-baum.de

Allgemeine Informationen
Leipzig Tourismus und Marketing GmbH, Augustusplatz 9, 04109 Leipzig, Tel. 03 41 / 71 04 - 260, www.leipzig.travel

Infos zu den Feierlichkeiten und Veranstaltungen zum 1000. Jubiläum: www.leipzig2015.de

Veranstaltungen zum Jubiläum
Hier eine Auswahl an Veranstaltungen in diesem Jahr: ab 20. Mai: Ausstellung: 1015 - Leipzig von Anfang an (Stadtgeschichtliches Museum)

30. Mai: Stadt-Fest-Spiel „Lipsias Löwen“

30. Mai bis 7. Juni: Festwoche „1000 Jahre Leipzig“

12. bis 21. Juni: Bachfest Leipzig mit mehr als 100 Veranstaltungen

27. Juni bis 5. Juli: Festwoche 850 Jahre Leipziger Messen