Imbissbude mit Kultstatus: Die Wurstbraterei von Ralf Jäger steht nur beim „Tatort“-Dreh am Kölner Rheinufer. Foto: Brünjes

Die Kölner TV-Kommissare Ballauf und Schenk gehören zu den beliebtesten Duos in der Krimireihe „Tatort“. Ein Streifzug durch die Domstadt.

Köln - Eigentlich alles wie immer rund um den Kölner Dom: Touristen mit Rucksäcken, ein Bettler vorm Portal, Nonnen auf dem Weg zum Gebet. Nichts scheint ungewöhnlich oder verdächtig. Doch der Bettler und einige Passanten sind Polizisten in Zivil. Direkt vor dem Dom fixieren sie einen Papierkorb. In diesen greift ein Kapuzenmann und wird nur Sekunden später überwältigt. „Wo ist der Junge - wo?“, herrschen ihn Kommissar Max Ballauf und sein Kollege Freddy Schenk an. Der Kapuzenmann ist reichlich verdattert, denn er hat nur eine leere Pfandflasche aus dem Papierkorb geangelt, nicht jedoch das dort deponierte Lösegeld für den entführten, achtjährigen Lukas. Gedreht wurde die Szene vor dem Dom für die „Tatort“-Folge „Trautes Heim“. Deutschlands meistbesuchte Sehenswürdigkeit ist oft attraktiver Schauplatz für die ARD-Krimireihe.

Gut möglich also, dass Köln-Besucher hier zu Schaulustigen werden. Oder aber auf der Hohenzollernbrücke, die hinter dem Dom über den Rhein führt. In der Folge „Platt gemacht“ befand sich unter der Brücke ein Obdachlosen-Quartier mit Plastikplanen und Lagerfeuer. Die perfekte Kulisse für einen Krimi, der im Schmuddel-Milieu spielt, denn auch in der Realität ist Kölns Zentrum mit Bahnhof, den vielen Fünfziger-Jahre-Fliesen-Fassaden und in Betongräben versenkten Straßenschluchten keine Schönheit. Seit 1997 ermitteln Ballauf und Schenk sonntags nach der „Tagesschau“ zur besten ARD-Sendezeit, oft am Rande der Gesellschaft, im Milieu von Menschenhandel und Prostitution, Obdachlosen oder illegalen Einwanderern.

Ein bewusster und spannungsreicher Kontrast

Doch Köln darf in der Krimireihe auch seine hübschen, modernen Seiten zeigen: Die neue U-Bahn-Station unterm Alten Markt etwa - Schauplatz einer Schlägerei mit tödlichem Ausgang („Tatort: Ohnmacht“) oder der wiederbelebte Rheinauhafen. Der kilometerlange, einstige Umschlagplatz für Kohle und Getreide lag lange brach und wurde im vergangenen Jahrzehnt zur luftigen Bummelmeile mit edlen Möbel- und Designgeschäften in prächtig renovierten Speicherhäusern, allen voran das senfgelbe „Siebengebirge“ - so genannt wegen seiner vielen Türmchen, die wie Felsspitzen auf dem Gebäudekomplex thronen. Die hochmodernen Kranhäuser, sie sind alten Hafenkränen nachempfunden, stehen in einem bewussten, spannungsreichen Kontrast zu den benachbarten, historischen ehemaligen Hafengebäuden.

In einem der Kranhäuser treffen Ballauf und Schenk in der Folge „Scheinwelten“ auf die aalglatte, zwielichtige Anwältin Beate von Prinz - pikanterweise Gattin des für die Kommissare zuständigen Staatsanwaltes Wolfgang von Prinz. Die Verdächtige saust nach allerlei Ausreden im Cabrio davon - Richtung Südspitze des Rheinauhafens. Hier stoßen Köln-Besucher auf eine buchstäblich heiße Spur - den Imbisswagen, an dem Ballauf und Schenk sich gerne eine Currywurst genehmigen. Ralf Jäger, Betreiber der Wurstbraterei, schippt gerade Pommes in die blubbernde Fritteuse und erzählt dabei gerne von mehr als 50 Krimi-Drehs mit den beiden Kommissaren: „Dä Behrendt - dat ist dä Ballauf - wenn dä zum Dreh kütt, dann langt dä öbbern Tresen in ming Schüssel för ne Handvoll Fritten.“

Dass es die 60 Jahre alte, mobile Kirmes-Küche mit Lichterkette überhaupt im Kölner „Tatort“ gibt, sei reiner Zufall, erzählt Ralf Jäger. Jemand von der TV-Produktionsfirma habe eigentlich eine Kegelbahn gesucht, auf dem Firmengelände seiner Frau nach dem Weg gefragt, dabei die „Wurstbraterei“ gesehen und dann offenbar beim WDR vorgeschlagen, den Imbisswagen in die Handlung einzubauen. Für jeden Dreh muss Jäger seinen Imbisswagen auf die „Schäl Sick“ (Rheinisch für „scheele/falsche Seite“), die andere Rheinseite, ans Deutzer Ufer fahren - um dann im Hintergrund den Imbisswirt Gebhard zu mimen. „Janz normaal arbeiten, nit rumstehen, nit in de Kamera glotzen“ - das sind die Regieanweisungen für den 59-Jährigen. Nebenbei versorgt er das ganze Drehteam noch mit Frikadellen und Pommes. Eine Extrawurst (aus Geflügel) gibt’s nur für Kommissar Freddy Schenk alias Dietmar Bär: „Dä hät ja ne Diät am Laufen.“

Infos zu Köln

Anreise
Köln ist gut erreichbar über den Flughafen Köln-Bonn, per ICE und über zahlreiche Autobahnen.

Übernachten
Das Hotel Chelsea hat einen kühnen, gläsernen Dachaufbau, Zimmer mit zwei Ebenen und eigener Mini-Dachterrasse, DZ/F ab 85 Euro, www.hotel-chelsea.de .

Das Art’otel liegt direkt am Rheinauhafen, DZ mit Frühstück ab 159 Euro, www.artotels.com

Essen und Trinken
Die Wurstbraterei aus dem „Tatort“ steht am Südende des Rheinauhafens und ist von Ostern bis Oktober täglich außer montags von 10 bis 20 Uhr geöffnet, www.bratort.de .

Geheimtipp: das Amabile mit raffinierten Gerichten (Lamm an Rhabarber-Schalotten-Chutney), www.restaurant-amabile.de .

Sehenswürdigkeiten
Kölns beste Aussicht hat man vom Triangle-Büroturm, Eintritt: 3 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei, www.koelntriangle.de.

Der Rheinauhafen beherbergt u. a. ein sehenswertes Schokoladenmuseum, www.schokoladenmuseum.de

Allgemeine Informationen
Köln-Tourismus, Tel.: 02 21 / 34 64 30, www.koelntourismus.de .