Das berühmte Panorama vom Eichfelsen im Donaubergland gleicht einem riesigen prähistorischen Tier, das sich durchs Tal schlängelt. Foto: Cyris

Im Donaubergland, zu der auch das schwäbische Donautal gehört, werden in diesem Jahr fünf neue Premiumwanderwege eröffnet.

Beuron - Was für ein Tier! Den Wanderern verschlägt es die Sprache. Fasziniert streifen die Blicke in die Tiefe. Dort schlängelt sich ein fabelhaftes Geschöpf. Ein Maul, groß wie ein Flussdelta. Rippen so hoch wie Wolkenkratzer. Der Schwanz endet irgendwo im Nichts. „Sieht die Landschaft nicht aus wie ein prähistorisches Tier? Wie ein überdimensionaler Dinosaurier?“, schwärmt Notburg Geibel beim Panorama vom Eichfelsen auf das schwäbische Donautal.

Die quirlige Dame ist Wanderführerin. Die spitzen, rippenhaften Felsen begeistern sie jedes Mal aufs Neue. Seit Urzeiten zwängt sich die junge Donau durch den heutigen Naturpark Obere Donau. Am Beginn ihrer fast 3000 Kilometer langen Wanderschaft durch halb Europa. An und entlang der Donau sollen sich nun auch verstärkt Touristen auf Wanderschaft begeben. Im Donaubergland, im Südwesten der Schwäbischen Alb, zu der auch das schwäbische Donautal gehört, werden in diesem Jahr fünf neue Premiumwanderwege eröffnet. Sie sind bereits begehbar und beschildert. „DonauWellen“ nennt sich die Dachmarke. Es handelt sich allesamt um Rundtouren entlang der Donau zwischen Tuttlingen und Sigmaringen. Aber auch oberhalb des berühmten Stroms, auf den aussichtsreichen Hochflächen der Schwäbischen Alb.

Das Zertifikat „Premiumwanderweg“ verlangt eine gründliche Ausschilderung

Damit sich der Tourismus nicht nur im Tal abspielt. „Wir haben hier alles“, sagt Notburg Geibel, „Berge wie in den Alpen, Flussauen, Heidelandschaften, Burgen und Schlösser, Wälder.“ Und neuerdings sogar einen Schilderwald: Das Zertifikat „Premiumwanderweg“ verlangt eine gründliche Ausschilderung. Wanderpuristen mit einem Rest an Orientierungssinn könnten spöttisch anmerken: eine idiotensichere. Denn an zentralen Punkten und Wegkreuzungen steht man vor Schilderbäumen, die an Litfaßsäulen erinnern. Ein Zugeständnis an die gewachsenen Ansprüche von Urlaubern. Der heutige Wandertourist verlangt nach Erlebnissen wie auf Schienen, ohne Gefahr, sich zu verlaufen. Dem kommen die Touristiker nur allzu gerne nach. Zum Premiumwandern gehören außerdem reichlich naturbelassene Pfade, Sehenswürdigkeiten an der Wegstrecke und Einkehrmöglichkeiten. Wie etwa auf der Eichfelsen-Panorama-Tour. Vom Eichfelsen aus befindet sich das nächste Wirtshaus sogar fast in Reichweite.

Zumindest scheinbar. Auf einem Felsen gegenüber thront, in überaus luftiger Höhe, Burg Wildenstein. Sie beherbergt eine Jugendherberge und eine Burgschenke. Um dorthin zu gelangen müssen die Wanderer ein paar Höhenmeter bezwingen. Auf und nieder - auch deshalb der Name „DonauWellen“. Der Abstecher ist jeden Schweißtropfen wert. Weil in der Anlage jahrhundertealte Geschichte lebendig wird: Burg Wildenstein wurde nie zerstört, vieles befindet sich im Originalzustand. In unmittelbarer Nachbarschaft ragt der Hexenturm, ein heller, turmartiger Kalkfelsen, in die Höhe. Gewissermaßen ein Teil des Dinosaurier-Gerippes.

Darunter schlängelt sich die Donau durchs romantische Tal. Ein Ort, der die Fantasie beflügelt. Aber auch die Sohlen der Wanderer. Dass das schwäbische Donautal auch dem Appetit Beine macht, daran sind eine wiederentdeckte Torte und ein Metzgermeister schuld: Bruder Burkhard vom Kloster Beuron versteht sich auf fleischliche Genüsse. Ein Leberkäs- Wecken in der Klostermetzgerei ist ein Muss. Er wirkt auf Wanderer wie die Mohrrübe auf den Esel. Bruder Burkhard will jedoch nicht nur den Leib nähren, sondern auch den Geist: „Ware rüberschieben und dann Geld her, das gibt es bei uns nicht. Wir handeln in einer erquicklichen Weise.“

Der Fluss der Integration

Dazu gehört es auch, den Wanderern geduldig zuzuhören, wenn sie über Gott und die Welt lamentieren und nebenher Wurstbrötchen verdrücken. Und was ist, wenn künftig noch mehr Touristen ins Tal kommen? „Dann mach ich noch mehr Leberkäse.“ Und Dosenwurst. Das sei seine Spezialität. Die lasse sich gut im Rucksack verstauen. Offizielle Spezialität der „DonauWellen“-Touren ist allerdings die Donauwelle. Eine Schoko-Sahne-Torte, mit ähnlichem Siebziger-Jahre-Appeal wie Hawaiitoast und Käseigel. Eine Signature-Torte, wenn man so möchte. Die Gastronomiebetriebe vermelden jedenfalls reißenden Absatz, seit das Donaubergland mit der Kalorienbombe wirbt. Wanderungen an der Donau, um die Donau und um die Donau herum sind jedenfalls alles anderes als eine Durststrecke. Auch für die Toleranz: Der Fluss der Integration wird die Donau mitunter genannt. Weil sie so viele Länder miteinander verbindet. In Deutschland fängt’s an: Nach Baden-Württemberg durchfließt die Donau das benachbarte Bundesland Bayern.

Dort wurde vor kurzem der Donau-Panoramaweg installiert - ein 220 Kilometer langer Fernwanderweg. Die Route verbindet Neustadt an der Donau mit Passau. Anders als die „DonauWellen“-Touren ist der Panoramaweg fast durchweg eben. Doch ist Flussuferwandern auf Dauer nicht ziemlich eintönig? „Der ständige Blick auf das Wasser gibt dir viel“, sagt Michael Körner, der Wegemanager. Außerdem warten überall Panoramablicke. Etwa auf das weltberühmte Kloster Weltenburg, auf Hopfengärten und auf das zweitkleinste Weinbaugebiet Deutschlands, südöstlich von Regensburg gelegen. „Vom Hopfenland zum Weinbauland“, lautet deshalb das inoffizielle Motto des Donau-Panoramaweges. Die Wanderer erleben aber auch sehenswerte Städte wie Abensberg, Regensburg, Straubing oder Passau. Dort können Wanderer gleich weitermarschieren. Denn hinter der Drei-Flüsse-Stadt knüpft der Panoramaweg nahtlos an den Donausteig an, der sich über 400 Kilometer durch Österreich windet.

Um dieses Erlebnis zwischen Kultur und Natur zu ermöglichen, verzichtete man in Bayern auf ein Qualitätszertifikat. Denn dieses schreibt einen geringen Anteil an asphaltierten Straßen vor. Ein hoher Anteil an Einkehrmöglichkeiten ist freilich erwünscht. In Bayern herrscht da kein Mangel, die Biergartendichte ist auch an der Donau hoch. Alles fließt, sozusagen. Und wer weiß, vielleicht befindet sich ja in dem einen oder anderen Wanderrucksack ein Mitbringsel aus dem Schwäbischen: Dosenwurst von Bruder Burkhard. Die Donau verbindet.

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Infos zur Donau

Anreise
Ins Donaubergland: Aus Stuttgart über die A 81 bis Ausfahrt Tuningen, auf der Bundesstraße B 523 bis zum Ziel. Zum Donau-Panoramaweg: Aus Stuttgart über die A 8 bis Augsburg-West, weiter über B 2 und B 12 bis Neustadt an der Donau.

Unterkunft
Das Heuhotel Brigel-Hof in Meßkirch bietet Hol- und Bringservice für Wanderer und schwäbische Küche, Heulager 19,50 Euro inkl. Frühstück, DZ/F 30 Euro, www.brigel-hof.de . Das hat Tuttlingen noch gefehlt: Das neue Légère Hotel ist erstes Boutiquehotel der Stadt, stylische Zimmer und Bar, EZ/F ab 89 Euro, www.legere-hotels-online.com.

Essen und Trinken
Zahlreiche Gasthäuser backen seit Einführung der Premiumwanderwege die Schoko-Kirschtorte namens Donauwelle. Etwa das Jägerhaus in Sperbersloch mit alpenähnlichem Panorama. Oder das Berghaus Knopfmacher. Dort gibt es neben einem Pole-Position-Blick ins Donautal auch Birnensecco.

Allgemeine Informationen
Donaubergland GmbH, Tel. 0 74 61 / 7 80 16 75, www.donaubergland.de und www.donau-wellen.de . Ostbayern Tourismus, Tel. 09 41 / 58 53 90, www.ostbayern-tourismus.de