Elisa Badenes 2014 in Christian Spucks „Leonce und Lena“ Foto: Stuttgarter Ballett

So viel Tanz war nie: Die Verleihung des Deutschen Tanzpreises in Essen ging mit der strahlenden Stuttgarter Solistin Elisa Badenes über die Bühne.

Essen – Die Ballettgala zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises in Essen hat ein Update erfahren: Deutlich weniger Worte, mehr erlesene Bewegungskunst. Der Vorsitzende des Fördervereins Tanzkunst Deutschland, Jaš Otrin, freute sich vor allem, dass in der 32. Edition der Orchestergraben im Aalto Theater erstmals besetzt war: Die Philharmonie Essen begleitete einige Ballettszenen.

Über die deutschen Grenzen hinaus in den europäischen Raum will der Verein künftig bei seiner Suche nach einem Preisträger blicken. Ein kleiner Schritt ist getan mit der Wahl des ehemaligen Startänzers Peter Breuer, der seit 24 Jahren als Direktor und Chefchoreograf höchst erfolgreich das Salzburger Ballett leitet. „In der Blütezeit von John Lennon und Mick Jagger hatte Deutschland einen Weltstar als Tänzer“, ordnete Otrin den Bayern schmunzelnd ein. Pferde, Ferraris und Frauengeschichten prägten das Image des tanzenden Popstars.

Zunächst aber würdigte Otrin den Hagener Ballettdirektor Ricardo Fernando, der den Anerkennungspreis 2015 erhielt für seinen mehr als zehnjährigen Kampf um den Erhalt der Sparte. Sein Laudator, Hagens Intendant Norbert Hilchenbach, bezeichnete den Brasilianer als einen Glücksfall, einen Menschenfänger, der mit Fantasie und Charme selbst die Politiker um den Finger wickele. Was dem quirligen Künstler mit einer Dankesrede auch in Essen gelang.

Das helle Glück des Abends aber war Elisa Badenes. Die Stuttgarter Erste Solistin erhielt den Deutschen Tanzpreis „Zukunft“. Sie überzeugte von der ersten Minute an als kratzbürstige Katharina in einer Szene aus John Crankos unvergänglicher Choreografie „Der Widerspenstigen Zähmung“ von 1969. An der Seite ihres Stuttgarter Partners Daniel Camargo, übrigens Preisträger „Zukunft“ 2011, gab sie sich rotzig bei beeindruckender Bühnenpräsenz. Da ihr Laudator, Stuttgarts Ballettintendant Reid Anderson, kurzfristig erkrankte, sprang Krzysztof Nowogrodzki ein.

Der Ballettmeister und Produktionsleiter nannte die junge Spanierin „eine Ausnahmeerscheinung in jeglicher Hinsicht“. Sie habe bereits mit 16 Jahren dank eines Stipendiums, gewonnen beim Prix de Lausanne, beim Royal Ballet in London getanzt. 2009 nahm sie am letzten öffentlichen Vortanzen des Stuttgarter Balletts teil. Mittlerweile habe die Schule so viele gute Absolventen, dass sie keinen Nachwuchs von außen mehr benötige. So erhielt Elisa Badenes den letzten Vertrag für die Spielzeit 2009/10. Ihr Aufstieg war rasant, mit Anfang 20 wurde sie zur Ersten Solistin gekürt.

„Sie packt jede Rolle mit Unaufgeregtheit und lächelnder Leichtigkeit an“, so der Laudator. In doppeltem Sinne sei sie besonnen: Wenn Badenes die Bühne betrete, sei es wie ein Sonnenaufgang. Nie sei sie nervös, tanze aus purer Freude, egal wie herausfordernd die Technik auch sei. Noch im Kostüm der Katharina nahm die 23-Jährige einen riesigen Scheck in Höhe von 3000 Euro an und kokettierte tänzerisch ein wenig mit dem sperrigen Ding.

Ihre Wandlungsfähigkeit zeigte sich nach der Pause in der Uraufführung von „Limelight“. Katarzyna Kozielska, Stuttgarter Tänzerin und Nachwuchschoreografin, hat ihr das kurze Solo zum Anlass auf den perfekten, durchlässigen Tänzerleib choreografiert. Es porträtiert Badenes im zitronengelben Trikot mit kurzem Röckchen. Technisch anspruchsvoll, deutet es ihre unterschiedlichen Rollen an. Zu der Musik „Prelude and Ricerare“ von New Tango Orquesta tanzte die Preisträgerin auf Spitze hingebungsvoll und präzise bis ins kleinste Detail.

Ein weiterer Stuttgarter Stern erhellte den Abend: Birgit Keil, Trägerin des Deutschen Tanzpreises 1998, hielt die Laudatio auf Breuer. Im dezent verspielten schwarzen Hosenanzug zeichnete sie, selbst ein Weltstar, Breuers Blitzkarriere nach und porträtierte ihn als humorvollen Naturmenschen und Tänzerwunder. Ihr persönlich sei ein Aufenthalt in Cannes in Erinnerung geblieben. Breuer hatte sein Schlauchboot dabei mit einem 2,5 PS „Außenbordmotörchen“. Birgit Keil: „Mei war des a Gaudi.“

Breuers meist leichte, mitunter aber auch elegische Handschrift zeigten die Interpretationen einiger seiner Choreografien durch das Salzburger Ballett und das Staatsballett Karlsruhe.