Max Krämer ist Deutscher Meister im Golf Foto: Yafuz Dural

Der 23-jährige Max Krämer zählt zu Deutschlands talentiertesten Amateurgolfern. Über seine Großeltern kam Krämer zu dem Sport. Die Leidenschaft dafür hat sich allerdings erst nach und nach entwickelt. Anfangs fand er Golfen langweilig.

Alfdorf bei Schwäbisch Gmünd, Las Vegas, Stuttgart-Süd: das sind die Lebensstationen von Max Krämer. Dass der 23-Jährige, der seit ziemlich genau einem Jahr in der Adlerstraße wohnt, unweit des Marienplatzes gelandet ist, hat er zwei Dingen zu verdanken: seinem Studium und seinem Sport. Der Student der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim spielt Golf – und ist darin ein wahrer Meister.

Im September 2011 in Gleidingen nahe Hannover schlug Max Krämers große Stunde. In eindrucksvoller Manier holte er sich den Titel des deutschen Meisters bei den Herren. Der Lohn für Krämer: die Berufung in den Nationalkader – und ein Stück Genugtuung. Denn die zwei Jahre, die er zuvor mit einem Golf-Stipendium in einem College in Las Vegas verbrachte, gehören nicht zu seinen liebsten sportlichen Erinnerungen. Eine Verletzung am Handgelenk bremste ihn aus, er spielte weit unter seinem Niveau. „Es wollte einfach nicht klappen“, sagt er heute.

Der Golfsport musste ihn erst für sich gewinnen

Seine Lust am Spiel mit dem kleinen Ball ließ er sich davon nicht verderben. Max Krämer war neun, als er erstmals mit Golf in Berührung kam. Seine Großeltern nahmen ihn auf den Platz mit. Der Enkel langweilte sich zunächst einmal zu Tode. Der Sport, dem man nachsagt, er sei in erster Linie ein Hobby von Spitzenverdienern auf der Suche nach Zerstreuung oder Rentnern mit Hang zur Extravaganz, musste ihn erst für sich gewinnen.

So manches Vorurteil räumte sich selbst aus dem Weg. Golf ist für ihn heute eine stetige Herausforderung, ein Kampf mit sich selbst, bei dem man niemand anderem die Schuld geben könne, wenn etwas misslingt. Die Folge: „Du musst dich ständig verbessern wollen, immer an dir arbeiten“, sagt er. Niemals dürfe es darum gehen, einfach nur sein Niveau zu halten. Das gelte für Ausnahmesportler wie Tiger Woods genauso wie für ihn oder jeden anderen jungen Spieler – und das wird auf dem Platz zur Zerreißprobe für die Konzentrationsfähigkeit. „Eine Runde dauert vier oder fünf Stunden. Da hast du sehr viel Zeit zum Nachdenken.“ Wer aber zu intensiv grüble, legt bei nächster Gelegenheit den Ball am Loch vorbei.

Max Krämers Bemühen um eine stetige Verbesserung seiner Spielstärke hat ihm bis dato ein Handicap von 4,1 eingebracht. Heißt: Er benötigt vier Schläge weniger als es der Platzstandard vorsieht. Bei den Herren des Stuttgarter Golf-Clubs Solitude, der seine Anlage in Mönsheim im Enzkreis hat, ist er damit die Nummer eins der Herren. Der Bundesligist kann von Glück sprechen, dass das Studium Krämer nach Stuttgart gelockt hat. Denn zuvor machte der 23-Jährige seine Abschläge für den Golf-Club St. Leon Rot bei Heidelberg, so etwas wie der FC Bayern München des Golfs.

Im Winter studiert er, im Sommer golft er

An der Uni Hohenheim studiert Krämer Wirtschaftswissenschaften, kommt demnächst ins vierte Semester und hat eine anstrengende Prüfungsphase hinter sich. Der Winter, die eigentlich kalte Jahreszeit, ist fürs Studieren reserviert, im Sommer steht er an bis zu sechs Tagen wöchentlich auf dem Golfplatz. Beides miteinander zu vereinbaren klappt momentan noch gut. Sogar so gut, dass er über die Zukunft erst einmal nicht viel nachdenken will. Ob er Profiambitionen hat? „Natürlich wäre das ein Traum“, sagt er. „Aber ich will erst mein Studium beenden, um eine Grundlage zu haben.“

In diesen Tagen gilt der Fokus trotzdem ganz dem Sport. Ein Trainingslager im spanischen Jerez steht an, im April folgen die deutschen Meisterschaften im Lochspiel, einer Variante, in dem die Kontrahenten im K.o.-System aufeinandertreffen. Für Max Krämer ist es die nächste Chance zu zeigen, dass er ein wahrer Meister ist.