Bernhard Bauer ist als Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) zurückgetreten. Foto: dpa

Der Rücktritt von Bernhard Bauer als Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) trifft die gesamte Sportart hart. Vorerst führt Generalsekretär Mark Schober den Verband. Das Präsidium muss nun einen außenordentlichen Bundestrag einberufen, um einen neuen Handball-Chef wählen zu lassen. Ein Nachfolger ist bisher aber nicht in Sicht.

Stuttgart - Hans Artschwager erreichte die Nachricht schon am Sonntagabend auf der Rückfahrt vom Bundesliga-Derby in Göppingen. Bernhard Bauer hatte seinen engen Vertrauten und Nachfolger als Chef des Handball-Verbandes Württemberg (HVW) persönlich von seinem Entschluss informiert. Vom Zeitpunkt des Rücktritts zeigte sich Artschwager überrascht, die Gründe kann er nachvollziehen: „Bernhard Bauer ist ein Mann mit Prinzipien. Er hat die Übernahme des Amts immer von der Teamfähigkeit aller abhängig gemacht, die er vorgelebt hat.“

Am Montag gab Bauer seinen Rückzug dann offiziell bekannt. In einem Brief an seine Kollegen im Präsidium des Deutschen Handballbundes (DHB) übte er harsche Kritik an Alleingängen und Egoismen verschiedener Personen, ohne deren Namen zu nennen. „Ich habe mich sehr gerne mit meiner ganzen Arbeitskraft, mit meinem Können und viel Energie der Aufgabe und der Verantwortung verschrieben, die mir mit der Wahl zum Präsidenten des DHB übertragen wurden“, teilte Bauer mit, „doch habe ich auch erkennen müssen, dass immer wieder Eigeninteressen eine gewichtige Rolle spielen.“ Der 64 Jahre alte Bauer war am 21. September 2013 zum Präsidenten des weltgrößten nationalen Handballverbandes gewählt worden.

Gemeinsam mit seinem neuen Vizepräsidenten für Leistungssport, Bob Hanning, hatte er den Verband modernisiert. Doch zwischen den beiden ungleichen Charakteren gab es immer wieder Unstimmigkeiten. Diese nahmen bei der Suche nach einem neuen Frauen-Bundestrainer an Schärfe zu. Hanning, derzeit im Urlaub auf den Malediven, hatte ohne Rücksprache mit Bauer bei Handball-Ikone Stefan Kretzschmar und Velimir Petkovic (ThSV Eisenach) angeklopft. Es kam zum Zerwürfnis. Bauer warf dem Geschäftsführer der Füchse Berlin öffentlich fehlende Teamfähigkeit vor.

Ein letzter Hilferuf

Es war ein letzter Hilferuf von Bauer, der zunächst anzukommen schien. Am Rande des Allstar-Games Anfang Februar in Nürnberg hatten sich Bauer und Hanning unter Moderation von Liga-Präsident Uwe Schwenker wieder zusammengerauft. Doch der Burgfrieden hielt nur kurz – sehr zum Ärger der Branche. „Das ist megaschlecht für den Handball. Bernhard Bauer hat so viel frischen Wind reingebracht“, sagte Gerd Hofele, Geschäftsführer von Frisch Auf Göppingen und Vize-Präsident der Handball-Bundesliga (HBL). Und Stefan Kretzschmar kommentierte: „Ich finde das ganz, ganz traurig, weil Bernhard Bauer auch international einen sehr positiven Einfluss auf andere Nationen hat. Da bricht jetzt etwas weg – ich bedauere das total.“

Dass der Rücktritt damit zu tun haben könnte, dass sich der Leonberger mit Blick auf die deutsche Olympiabewerbung für Hamburg ausgesprochen hatte und dies zu neuen schweren Differenzen mit der Berliner Handball-Fraktion führte, dementierte der Handballbund: Der DHB habe im Präsidium abgestimmt und sich für Hamburg entschieden. Auch Helmut Digel, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des DHB, kann sich keinen Zusammenhang vorstellen: „Bernhard Bauer ist jemand, der sich immer rückversichert und nie einen Alleingang machen würde.“ Ob Digel weiterhin den Beirat leiten wird, ist unterdessen fraglich: „Unter den neuen Gegebenheiten muss ich meine Arbeit auf den Prüfstand stellen und sehr genau überlegen, ob ich weitermache.“

Bis zu einem Außerordentlichen Bundestag, der noch nicht terminiert ist, führt der von Bauer geholte Generalsekretär Mark Schober (früher Geschäftsführer des TV Kornwestheim) den Verband. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Auch Hans Artschwager zuckt mit den Achseln und sagt mit leiser Stimme: „Bernhard Bauer war die Idealbesetzung.“ Mit anderen Worten: Es kommt nichts besseres nach.