Die Finanzkrise scheint die Deutsche Bank und die Commerzbank nun doch noch einzuholen Foto: dpa

Der Deutsche Bank-Chef John Cryan muss beweisen, dass die Bank die Altlasten aus eigener Kraft meistern kann, und er muss die Zukunft klar aufzeigen, meint unser Kommentator Klaus-Dieter Oehler.

Frankfurt - Die deutschen Großbanken, also vor allem die Deutsche und die Commerzbank, sind relativ unbeschadet durch die weltweite Finanzkrise von 2007/2008 gekommen. Zwar musste die Commerzbank vom Staat mit 18,2 Milliarden Euro gestützt werden, doch das lag vor allem daran, dass die „gelbe“ Bank kurz vor der Krise die Dresdner Bank übernommen hatte, die ihr reichlich Probleme bereitet hatte. Die Deutsche Bank dagegen und ihr damaliger Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann hatten immer stolz behauptet, keine Staatshilfen zu benötigen. Jetzt aber, so scheint es, scheint die Krise die deutschen Großbanken wieder einzuholen.

Dabei muss man sicherlich fein unterscheiden. Die Commerzbank steckt in einem Umbau, keine Frage. Die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist für alle Kreditinstitute eine Belastung, weil gerade deutsche Banken und Sparkassen ihre Gewinne vor allem durch Zinsüberschüsse erzielen. Hier ist der Spielraum sehr eng geworden und der seit Mai amtierende Chef der Commerzbank, Martin Zielke, setzt daher zu Recht darauf, die Bank noch schlanker, sprich kostengünstiger aufzustellen.

Anders sieht es bei der Deutschen Bank aus, wenngleich die Spekulationen über existenzgefährdende Probleme überzogen sind. Ja, die Deutsche Bank als einzige deutsche Bank, die auf dem internationalen Parkett mitgespielt hat, muss sich immer noch mit Altlasten herumschlagen, wie sie auch britische, amerikanische oder schweizerische Institute plagen. Hier sind in der Vergangenheit massive Fehler gemacht worden, die die Bank Milliarden kosten werden, zum Teil schon gekostet haben.

Ob es der Deutschen Bank gelingen wird, die nun noch anstehenden Strafzahlungen – möglicherweise 14 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro) allein aus den Vereinigten Staaten – aus eigener Kraft zu schultern, ist noch nicht sicher. Doch bevor der Staat helfend eingreifen muss, sind erst einmal die Aktionäre gefordert. Bankchef John Cryan zumindest versichert, dass die Bank es schaffen kann.

Dabei ist der Blick nach vorn wichtiger als die Aufarbeitung der Vergangenheit. Hier hat Cryan noch nicht geliefert. Noch immer ist nicht eindeutig zu erkennen, welche Rolle die Deutsche Bank im internationalen Finanzsystem in Zukunft einnehmen will. Zu diesem Thema muss Cryan endlich Klartext reden.