Die Mitarbeiter der Deutschen Post streiken. Foto: dpa

In vielen Regionen in Baden-Württemberg sind auch am Mittwoch die Zusteller der Deutschen Post weiter im Streik. Der Konkurrenz kommt das gelegen.

Stuttgart - Die Gewerkschaft Verdi hat den Arbeitskampf im Tarifstreit mit der Post massiv ausgeweitet: Rund 2600 Postbeschäftigte befinden sich nach Angaben der Gewerkschaft Verdi mittlerweile auch im Südwesten im Ausstand. Demnach streiken nun Zusteller in den Regionen Mannheim, Stuttgart, Göppingen, Heilbronn, Reutlingen, Ostwürttemberg-Ulm und Oberschwaben. Am Mittwochmittag versammelten sich in Freiburg 100 Postmitarbeiter zu einer Kundgebung - gemeinsam mit rund 60 Beschäftigten des Einzelhandels, die ihren eigenen Tarifstreit ausfechten.

An elf Briefverteilzentren im Land legten rund 1200 Postmitarbeiter bereits am Montag die Arbeit nieder. In Karlsruhe und im Bereich Südbaden begann am Dienstag der Streik der Zusteller. Nun befinden sich 1400 Briefträger und Paketboten im ganzen Land im Streik. Am Donnerstag sollen laut Verdi weitere hundert Streikende hinzukommen.

Beamte dürfen nicht streiken

„Wir haben die bisher höchste Streikbeteiligung seit kurz vor Ostern“, sagte Post-Sprecher Hugo Gimber in Stuttgart. Laut dem Unternehmen werden jedoch 88 Prozent der Briefsendungen und 93 Prozent aller verschickten Pakete ihre Empfänger pünktlich erreichen. Bei der Post arbeiten auch Beamte, die nicht streiken dürfen.

Bundesweit verzögerten sich 8 Millionen Briefe und 320.000 Pakete. „Klingt groß, aber wir hatten allein heute 4,1 Millionen Pakete und 65 Millionen Briefe, da ist das auch nicht so viel“, relativierte Gimber. Die Sendungen kämen ein bis zwei Tage später an. „Wir versuchen alles. Wir holen uns für manche Bearbeitungsstellen Kräfte von Leiharbeitsfirmen“, sagte der Post-Sprecher.

Verdi wollte keine Angaben zu den liegengebliebenen Briefen machen. „Durch den Einsatz von Leiharbeitern und Streikbrechern ist das für uns schwer zu berechnen“, sagte Gewerkschaftssprecher Andreas Henze.

Im festgefahrenen Tarifstreit geht es um die Arbeitsbedingungen von bundesweit rund 140.000 Beschäftigten - vor allem aber um 49 regionale Paketgesellschaften, die die Post ausgegründet hatte. Verdi will mehr als 6000 Paketboten in den Haustarifvertrag zurückholen, der höhere Bezüge vorsieht.

Freude bei der Konkurrenz

Der unbefristete Ausstand kommt Konkurrenten der Deutschen Post mitunter gelegen. „Wir haben eine Flut an Neukunden, weil die die Nase voll haben“, sagte Oliver Wolters, Geschäftsführer des privaten Postdienstleisters BWPost in Stuttgart. Das Unternehmen habe durch den Streik diese Woche Geschäftskunden gewonnen. „Wenn sie Verbraucher sind und ZDF funktioniert heut nicht, dann gehe ich zur ARD“, sagte Wolters. Für BWPost verarbeiten nach Unternehmensangaben rund 2000 Zusteller und 180 Mitarbeiter in Briefzentren täglich um die 350.000 Sendungen in der Region Stuttgart.

Die Mannheimer Stadtverwaltung rief Briefwähler dazu auf, ihre Unterlagen für die Oberbürgermeisterwahl am Sonntag lieber direkt bei der Stadt abzugeben. Zwar habe die Post zugesichert, die roten Wahlbriefe auf jeden Fall bis Sonntag zuzustellen, sagte eine Stadtsprecherin am Mittwoch. Wer aber auf Nummer sicher gehen wolle, sollte seinen Brief in den Rathausbriefkasten einwerfen. Außerdem können die Mannheimer noch bis Freitagabend im Wahlbüro im Rathaus ihre Stimme abgeben. Bislang haben rund 21.000 Mannheimer Briefwahlunterlagen beantragt. Mehr als 17 000 Wahlbriefe seien bereits zum Wahlamt zurückgeschickt worden, sagte die Sprecherin.