Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski feuen sich über ihre Bronzemedaillen. Foto: dpa

WM-Dritter 2006, WM-Dritter 2010 - Stillstand also? Keine Spur, denn die Perspektive stimmt.  

Pretoria - Christian Wulff kam nicht mit leeren Händen. Nach dem 3:2 im kleinen Finale gegen Uruguay überreichte der neue Bundespräsident bei der Ehrung für den dritten Platz zwei Bronzemedaillen, die eine an Kapitän Philipp Lahm, die andere an Bastian Schweinsteiger. Tags darauf kündigte er im WM-Quartier bei Pretoria den Spielern die Verleihung des silbernen Lorbeerblatts an, "falls Theo Zwanziger den Vorschlag dafür macht". Der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) wird sich nicht lange zieren, um einen entsprechenden Präsidiumsbeschluss einzuholen: "Wir sind stolz auf diese Mannschaft."

Doch warum ist diese Mannschaft zu stolz, um sich am heutigen Montag auf der Fanmeile in Berlin feiern zu lassen?

Der Verzicht mutet zunächst seltsam an. Der Staat dekoriert seine sportlichen Helden mit höchsten Würden, und die zieren sich, einen Podestplatz als Erfolg anzuerkennen? Man wolle "nicht mit leeren Händen" vor die Fans treten, betont Schweinsteiger. Das unterstreicht eines dieser hervorstechenden Merkmale der jungen Mannschaft, die noch vor sieben Wochen nicht mehr als eine Ansammlung hoffnungsvoller Talente gewesen war: Nur der WM-Titel hätte den eigenen Ansprüchen genügt. "Wenn man mit dem dritten Platz zufrieden ist, hat man etwas falsch gemacht", sagte Sami Khedira.

Der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart ist selbst einer dieser Aufsteiger, die auf Anhieb überzeugt und begeistert haben, er verkörpert sinnbildlich das Erfolgsgeheimnis und die Glaubensbekenntnisse dieser Mannschaft: Vertrau auf deine Qualitäten, trau dich was und bleib bescheiden. Khedira füllte die zentrale Position aus, als habe er nie etwas anderes getan, er lernte mit jedem Auftritt dazu und entschied am Ende per Kopfball die Partie gegen Uruguay. "Wir haben hier als sehr junge Mannschaft ein Ausrufezeichen gesetzt. Aber wir wollen in Zukunft natürlich noch mehr", sagte Khedira. Genauer: den WM-Titel 2014.

Den Triumph in Brasilien hat sich die Mannschaft in den Kopf gesetzt. 2010 hat sie "ein weltmeisterliches Turnier gespielt, auch wenn der große Coup gefehlt hat", wie Bundestrainer Joachim Löw betrübt feststellte. 2014, mit der Erfahrung von vier weiteren Jahren, soll es klappen. "Mein Herz sagt, dass wir eine große Zukunft vor uns haben", sagte Schweinsteiger.

Zehn Spieler aus dem Kader von Südafrika sind jünger als 25 Jahre. In Mesut Özil, Thomas Müller, Manuel Neuer, Holger Badstuber, Sami Khedira und Jérîme Boateng gehörten sechs Profis schon diesmal zur Startelf, Toni Kroos, Marko Marin, Dennis Aogo und Serdar Tasci standen als Alternativen bereit. Die Führungsspieler Lahm (26), Schweinsteiger (25), Per Mertesacker (25) und Lukas Podolski (25), aber auch Mario Gomez (25) und Marcell Jansen (24) erreichen in vier Jahren das beste Fußballer-Alter, nicht zu vergessen die verletzten Heiko Westermann (26) und Simon Rolfes (28). "Dieser Mannschaft gehört die Zukunft, sie wird ihren Zenit womöglich erst in ein paar Jahren erreichen", prophezeit Joachim Löw.

Michael Ballack ist für das Turnier in Südamerika mit dann 37 Jahren kein Thema mehr, dafür rücken neue Talente in den Fokus. Allen voran Christian Träsch - der VfB-Profi wäre ohne seine Verletzung wohl nach Südafrika mitgereist. Dahinter klopfen Talente wie Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Stefan Reinartz, Tobias Sippel oder Kevin Großkreutz an die Tür zur Nationalelf. An Qualität für die nächsten Jahre mangelt es wahrlich nicht.