Zwei Marken, zwei Vertriebsnetze: Deutsche Bank und Postbank Foto: dpa

Die Deutsche Bank hat in Baden-Württemberg zwölf von 66 Filialen geschlossen, Stellen wurden gestrichen. Das Institut reagiert auf das geänderte Verhalten der Kunden: Immer mehr nutzen mobile Endgeräte fürs Banking.

Stuttgart - Die Kunden der Deutschen Bank im Südwesten sind treu. Berichte im Herbst vergangenen Jahres über teure Rechtsstreitigkeiten und Spekulationen über die Zukunft der Bank bis hin zu einer möglichen Fusion mit der Commerzbank haben daran nichts geändert. Die Zahl der von der Bank betreuten Kunden in Baden-Württemberg lag Ende 2016 bei 850 000 und ist gegenüber dem Vorjahr „konstant geblieben“, sagt Andreas Torner Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung Südwest dieser Zeitung. Man habe im vierten Quartal 2016 einen „deutlichen Rückgang an Neukunden“, aber keine Kundenverluste verzeichnet. Das erste Halbjahr sei „sehr positiv“ verlaufen. Offene strategische Fragen habe das Haus mittlerweile beantwortet: Die Bank arbeite auf ihrem Heimatmarkt mit zwei Marken und zwei Vertriebsnetzen – für die Deutsche Bank und für die Postbank – aber mit einer einheitlichen technischen Infrastruktur, was Synergieeffekte bringe.

54 Filialen in Baden-Württemberg

Das Filialnetz wird deutlich gestrafft. In Baden-Württemberg ist das Institut noch mit 54 Filialen vertreten, zwölf weniger als 2015. Die Schließungen gehen mit Stellenstreichungen einher. Zum 30. Juni 2017 beschäftigt das Institut in Baden-Württemberg 2094 Mitarbeiter, 108 weniger als zum 30. Juni des Vorjahres. „In Abgrenzung zur Konkurrenz bieten wir in unseren Filialen das voll umfängliche Angebot mit hoher Kompetenz“, so Torner. Das neue Filialkonzept sieht moderne, offenere Räumlichkeiten vor. Inhaltlich soll die Beratung künftig „ein Stück weit standardisierter“ und noch stärker digital unterstützt werden. Ergänzt werden die Filialen im Südwesten seit April durch das regionale Beratungscenter in Mannheim, in dem 60 Bankkaufleute zu erweiterten Öffnungszeiten telefonisch oder per Videotelefon erreichbar sind. Hinzu kommt das Online- und Mobile-Angebot. Bundesweit nutzen vier Millionen Kunden das Online-Banking, davon fast die Hälfte über mobile Endgeräte.

Das Geschäftsvolumen der Deutschen Bank in Baden-Württemberg beträgt zum Halbjahr 32,5 Milliarden Euro, das sind zwei Milliarden Euro (plus sechs Prozent) mehr gegenüber dem Halbjahr 2016. Das Einlagevolumen beläuft sich auf 11,9 Milliarden Euro gegenüber 10,2 Milliarden Euro (Halbjahr 2016). Das Kreditvolumen bleibt zum Halbjahr 2017 in Baden-Württemberg mit 9,6 Milliarden Euro stabil.

Stabiles gewerbliches Kreditgeschäft

Im Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden setzt die Bank auf Partnerschaft. Auf Verwahrentgelte für Einlagen will das Institut verzichten, wenn es sich „um einen konstanten Zufluss an Mitteln mit einem entsprechenden Anlagehorizont“ handele, sagt Thomas Keller, Firmenkundenspezialist und Sprecher der Geschäftsleitung Stuttgart. Das gewerbliche Kreditgeschäft sei auf hohem Niveau stabil, die Ausfälle bewegten sich auf historisch niedrigem Niveau. Seit kurzem bietet die Bank für ihre mittelständischen Kunden eigene Beratung für Kapitalmarktgeschäfte in Deutschland an – ein Angebot, das es so bisher nur für Großkunden gab. Dazu zählen die Begleitung bei Fusionen und Übernahmen und Finanzierungen über Schuldscheindarlehen. „Die Nachfrage nach diesen Leistungen steigt“, sagt Keller.