Laut Reuter muss Volker Kefer seinen Vorstandsposten bei der Bahn abgeben. Foto: dpa

Die Nachrichtenagentur Reuters will erfahren haben, dass der Vertrag des stellvertretenden Konzernchefs der Deutschen Bahn Volker Kefer nicht verlängert werde. Kefer habe selbst um die Entbindung von dem Posten gebeten.

Berlin - Der Machtkampf an der Spitze der krisengeschüttelten Deutschen Bahn hat einem weiteren Vorstand den Job gekostet. Der Vertrag des stellvertretenden Konzernchefs Volker Kefer werde nicht verlängert, sagten mit der Personalie vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Kefer habe selbst darum gebeten, hieß es. Sein Kontrakt läuft noch bis September 2017, hätte aber in diesen Monaten verlängert werden müssen.

Kefer ist als Infrastrukturvorstand auch für das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 verantwortlich. Er muss dem Aufsichtsrat am Mittwoch aber erläutern, dass es sich erneut um 500 Millionen Euro auf rund 6,5 Milliarden verteuern wird und vermutlich nicht vor 2023 fertig wird. Das sind zwei Jahre später als zuletzt vorgesehen. Eine Stellungnahme der Bahn lag zunächst nicht vor.

Kefer war erst im vergangenen Jahr zum stellvertretenden Konzernchef aufgestiegen und galt zudem als Rivale von Bahnchef Rüdiger Grube. Dieser steht nach dem Milliarden-Verlust im vergangenen Jahr selbst unter Druck. Auch sein Vertrag läuft Ende 2017 aus. Die Chancen auf eine Verlängerung dürften mit dem Abgang Kefers nun aber gestiegen sein.

Kefer auch für mangelnde Pünktlichkeit verantwortlich

Kefer war die treibenden Kraft hinter dem Sanierungsprogramm „Zukunft Bahn“, mit dem der Staatskonzern den Abwärtstrend stoppen will. Vor allem der Schienengüterverkehr produziert seit Jahren Verluste, aber auch der Fernverkehr mit IC und ICE steht wegen der Fernbus-Konkurrenz unter Druck. Grube hatte daher bereits 2015 mehrere Vorstände ausgetauscht.

Als Infrastrukturvorstand mit Verantwortung für Gleise und Bahnhöfe muss sich Kefer zudem die mangelnde Pünktlichkeit der Züge mit vorwerfen lassen. Zudem hat sich das Sanierungsprogramm in den ersten Monaten des Jahres 2016 noch nicht in den Umsatz- und Gewinnzahlen niedergeschlagen. Gewerkschaften und Betriebsräte bekämpfen zudem die Pläne für den Güterverkehr, die auch die Streichung von 3000 Stellen und das Schließen von über 200 Güterbahnhöfen vorsehen. Auch damit wird sich der Aufsichtsrat am Mittwoch befassen.

Offen ist nun auch, wie es mit den Verkaufsplänen für das internationale Personenverkehrs- und Logistik-Geschäft weiter geht. Mit der Abgabe eines Minderheitsanteils an den Töchtern Arriva und Schenker will die Bahn rund 4,5 Milliarden Euro einnehmen. Damit sollen Schulden begrenzt und Investitionen bezahlt werden. Auch an diesen Plänen war Kefer maßgeblich beteiligt. Wegen Bedenken im Aufsichtsrat wurden Beschlüsse aber mehrfach vertagt.