Merkel und Erdogan: Das deutsch-türkische Verhältnis ist seit Monaten belastet. Foto: AFP

Türkische Medien berichten, dass Kanzlerin Angela Merkel und der türkische Präsident Erdogan zum ersten Mal seit Monaten miteinander gesprochen haben.

Istanbul - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan haben türkischen Medien zufolge in einem erstmals seit Monaten geführten Telefonat die beiderseitigen Beziehungen erörtert. Die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Donnerstag, die beiden Politiker hätten sich geeinigt, „den bilateralen Kontakten einen neuen Impuls auf hoher Ebene zu verleihen“ - sobald in Deutschland eine Regierung gebildet sei.

Weiteres Gesprächsthema war demnach der zwischen Ankara und der Europäischen Union im vergangenen Jahr geschlossene Flüchtlingspakt. Dieser sieht vor, dass die Türkei alle Flüchtlinge zurücknimmt, die auf den griechischen Ägäis-Inseln ankommen. Im Gegenzug sagte die EU finanzielle Unterstützung bei der Versorgung der Flüchtlinge in der Türkei und Entgegenkommen bei der Visa-Liberalisierung und den EU-Beitrittsgesprächen zu.

Der Pakt, der zu einem deutlichen Rückgang der Flüchtlingszahlen auf den griechischen Inseln führte, war seit Anbeginn heftig umstritten. Ankara wirft der EU unterdessen vor, ihre Zusagen nicht erfüllt zu haben und droht immer wieder mit der Aufkündigung des Deals.

Am Mittwoch telefonierte Erdogan laut Anadolu mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Vor der Bundestagswahl am 24. September hatte Erdogan die Türken in Deutschland aufgefordert, SPD, CDU und Grüne zu boykottieren, da sie „Feinde der Türkei“ seien. Die Bundesregierung hatte sich die Einmischung in die „inneren Angelegenheiten“ umgehend verbeten.

Zusätzlich belastet sind die Beziehungen wegen der Inhaftierung mehrerer Deutscher und der zunehmenden Einschränkung der Bürgerrechte in der Türkei sowie Vorwürfen Ankaras, die Bundesrepublik beschütze flüchtige Akteure des gescheiterten Putschversuchs vom Sommer 2016 sowie kurdische Aktivisten. Merkel hatte sich zudem vor der Wahl dafür ausgesprochen, die EU-Beitrittsgespräche mit dem Nato-Partner Türkei abzubrechen.

Allerdings hatte Ankara in den vergangenen Wochen mehrere versöhnliche Signale ausgesendet. So kam der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner auf freien Fuß und auch eine aus politischen Gründen in der Türkei inhaftierte Deutsche wurde freigelassen. Anfang November gab es ein informelles Treffen zwischen Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) und seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu in Antalya, über das sich Gabriel anschließend zufrieden äußerte.