Wie tickt der neue US-Präsident? Das fragten sich die Zuschauer im Deutsch-Amerikanischen Zentrum in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Im Deutsch-Amerikanischen Zentrum in Stuttgart haben Schüler mit Spannung die Vereidigung des Republikaners verfolgt. Wie wirkte der neue US-Präsident auf die jungen Zuschauer?

Stuttgart - Der stickige Raum im Deutsch-Amerikanischen Zentrum (DAZ) am Charlottenplatz ist am frühen Freitagabend bis auf den letzten Platz belegt. Als John Roberts, Vorsitzender des Obersten Gerichts der USA, Donald Trump den Amtseid abnimmt, ist es mucksmäuschenstill. Man könnte jetzt eine Stecknadel fallen hören. Applaus gibt es keinen. Gebannt lauscht das Publikum anschließend der Rede des 45. Präsidenten. Ein Beamer projiziert die Bilder des Nachrichtensenders CNN auf eine Leinwand. „Trump era dawns“, „Die Ära Trump naht“, steht in fetten Lettern auf dem Bildschirm.

Unter den Zuschauern befinden sich einige der Schüler, die am landesweiten vom DAZ und der Landeszentrale für politische Bildung organisierten Plakatwettbewerb „How We See You – Clinton versus Trump“ teilgenommen haben. Max Altmann und und Tobias Bächle (beide 16) vom Offenburger Schillergymnasium hatten den Wettbewerb gewonnen. Ihr Plakat stellte die Abstimmung als eine Wahl zwischen Pest und Cholera dar.

„Ich finde, man sollte nicht vorverurteilen“

Was denken die Jugendlichen über die ungewöhnlichste US-Wahl der jüngeren Geschichte? „Er hat vor der Wahl stark polarisiert“, sagt Tobias Bächle über Trump. „Dass er alles umsetzt, kann ich mir nicht vorstellen.“ Egal ist den beiden nicht, was in den Vereinigten Staaten passiert. Ganz im Gegenteil. „Als Amerikaner hätte ich Clinton gewählt. Vieles spricht gegen Trump. Andererseits hat keiner der Kandidaten überzeugt“, sagt Max Altmann. Trump brauche Europa, meint Tobias Bächle. Es werde sicherlich nicht so schlimm kommen, wie manche Äußerung vermuten ließe.

Die 17-jährige Selina Schwarzbach aus Altensteig sieht die Sache nüchtern. „Ich finde, dass man nicht vorverurteilen sollte, sondern abwarten, wie sich die Sache entwickelt“, meint sie. Andererseits fürchtet sie, dass radikale Kräfte in Deutschland durch Trumps Präsidentschaft Auftrieb erhalten. Auch Jasmin Lörcher ist aus Altensteig gekommen. „Trumps Ansichten sind sehr radikal, zum Beispiel was Moslems angeht oder den Mauerbau an der mexikanischen Grenze“, so Lörcher.

Etwas Ratlosigkeit macht sich breit

Nachdem Donald Trump seine Rede beendet hat, erfüllt leises Murmeln den Raum. Manche holen sich erst einmal etwas zu essen. Die Gespräche werden lauter, auf den Mienen der Zuschauer zeichnet sich Ratlosigkeit ab. Der 14-jährigen Matilda Arnold aus Mannheim geht es nicht anders. Ihr Resümee: „Es war interessant zuzuschauen. Aber ich habe erwartet, dass seine Rede etwas konkreter wird.“