Dreharbeiten zum Film über das Neuffener Bergrennen. Foto: FCT-Archiv Foto:  

Seit 40 Jahren treffen sich Autoren in Dettingen. Sie vereint die gemeinsame Leidenschaft für die Kamera. Anders als viele junge Leute heute wollen die älteren Filmer über ihre Produktionen diskutieren.

Dettingen - Vieles verändert sich im Lauf der Zeit, aber vieles bleibt doch gleich. Beispiele für Wandel und Beständigkeit finden sich in der Edition „Gemeinschaftsfilme“, die der Film Club Teck (FCT) jetzt zum Jubiläum herausgebracht hat. Seit 40 Jahren werfen die in Dettingen ansässigen Filmer Schlaglichter auf das Leben in der Region und weit darüber hinaus. Die Produktionen sind ein Spiegel der Zeit und Teil des kulturellen Gedächtnisses.

Die „schmucke Rennbraut“ ist heute das „Boxenluder“

Von Sport über Lokales, Reise, Familie und Porträts bis zum Fantasie- und Experimentalfilm – das Spektrum des Film Clubs ist so breit wie die Interessen seiner Mitglieder. 19 Minuten dauert ein 1981 fertiggestellter Film über das Neuffener Bergrennen, das dann wenige Jahre später nach schweren Unfällen aus Sicherheitsgründen und wegen Naturschutzbelangen untersagt wurde. Die Autoren sind nah dran an den Menschen und an dem Rennen, das in manchen Jahren bis zu 30 000 Zuschauer anlockte. Ironisierend beleuchtet der Film dabei im Fahrerlager manches Klischee in der männlich dominierten Welt des Motorsports: „Nicht vorgeschrieben, aber empfehlenswert für allerlei Handreichungen ist eine schmucke Rennbraut“, heißt es an einer Stelle.

Hollywoods kleiner Bruder: der Dettinger Club-Oscar Foto: FCT-Archiv
Die Rennbraut wäre heute das Boxenluder. Und gedreht würde heute nicht mehr wie noch vor 35 Jahren mit der Super-8-Kamera, sondern mit der Digitalkamera. Eines aber ist über die vier Jahrzehnte Clubgeschichte gleich geblieben: die tief verwurzelte Leidenschaft der Mitglieder für das Filmemachen.

Anfangs nutzten Mitglieder die Ausrüstung gemeinsam

Ein Mann fast der ersten Stunde ist Helmut Kohlhammer. Der Clubleiter erinnert sich, dass die Produktion von Filmen in der Anfangszeit ein „recht kostspieliges Hobby“ war. Tausend Mark kostete 1975 allein die Kamera. Schnittgeräte und Projektoren kamen hinzu. Weil diese Zusatzgeräte teuer waren, teilten sich die Mitglieder diese. Ein zentraler Punkt im Vereinsleben ist die Diskussion über Beiträge der einzelnen Autoren. Konstruktive Kritik ist ausdrücklich erwünscht, gemeinsam überlegt man, ob eine Story schlüssig ist und wo es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt.

Die meisten der derzeit 39 Teckfilmer sind heute im fortgeschrittenen Alter. Zwar filmen Jugendliche auch heute noch gerne und laden ihre Aufnahmen inflationär bei You Tube hoch. Doch macht Helmut Kohlhammer einen deutlichen Unterschied zu früher aus: „Die heutige Jugend will nicht über ihre Filme sprechen.“

Der Club-Oscar hat ausgedient, Preise gibt es weiterhin

Bis vor zehn Jahren gab es beim FCT noch den Clubwettbewerb, bei dem die Aussicht auf einen Club-Oscar für die Mitglieder ein besonderer Ansporn war. Vergeben wird der Wanderpokal nicht mehr. Doch nehmen die FCTler nach wie vor emsig und erfolgreich an Wettbewerben auf Landes- und Bundesebene teil. Auch das ist eine Konstante im Clubleben.

Auf den ersten Obelisk könnte nun die zweite Trophäe folgen

Clubleben
Am 8. Januar 1976 gründen elf Herren den Film Club Teck (FCT). Im Jahr darauf entsteht unter Mithilfe der Kirchheimer Polizei die erste Gemeinschaftsproduktion „Der Ring“. Der Club ist Mitglied im Bund deutscher Filmautoren (BDFA). Ausflüge, Gemeindefilmabende und Wettbewerbe sind fester Teil des Clublebens. Die Film-Matineen im 146 Plätze bietenden Kirchheimer Central-Kino stoßen auf große Resonanz.

Erfolge
Autoren des FCT haben in all den Jahren zahlreiche Preise auf Regional- und Landesebene gewonnen. Vor drei Jahren wurde Josef Pettinger als erstes FCT-Mitglied bei den Deutschen Autoren-Filmfestspielen mit einem der begehrten Obelisken ausgezeichnet. Für die Festspiele in diesem Jahr von 26. bis 29. Mai haben sich Barbara und Hartmut Ibsch mit ihrem Film „. . . zulassen“ qualifiziert – zum siebten Mal in Folge.

Jubiläum
Zum 40-jährigen Bestehen hat der FCT ein buntes Programm zusammengestellt. Ein Workshop Filmschnitt wird am 12. Mai im Clubraum in der Alten Bissinger Straße 47 angeboten. Zum Programm gehören zudem mehrere Autorenabende, bei denen Mitglieder ihre Arbeiten vorstellen. Eingeladen sind auch Gastautoren.