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Sie retten alte Bücher vor dem Reißwolf oder Herrenkrawatten vor dem Kleidersack. Die rund 80 Aussteller der Kreativ-Messe „Deine Eigenart“ im Wizemann haben an ihren Ständen gezeigt, was sich mit Fantasie aus Dingen kreieren lässt.

Stuttgart - Am Stand von Frauke Jessen-Narr bekommen viele Besucher nostalgische Gefühle, denn hier gibt es ein Wiedersehen mit den Schneiderbüchern aus der Kindheit. Das Cover von „Bille und Zottel“ beispielsweise hat die kreative Frau aus Kernen als Einband für ein Notizbuch zweckentfremdet. „Hanni und Nanni ist immer als erstes weg“, berichtet sie lachend. Aus großen Bildbänden klebt sie Terminmappen und auch das Innenleben der Bücher kommt nicht in die Altpapiertonne, sondern aus den bedruckten Seiten faltet Frauke Jessen-Narr kleine Kartenständer, in denen sich die Urlaubsgrüße der Freunde und Verwandten dekorativ aufstellen lassen.

Aus scheinbar Wertlosem wird Nützliches

Viele der über 80 Aussteller – darunter auch etliche aus Stuttgart und der Region – haben am Samstag bei der Messe „Deine Eigenart“ im Wizemann bewiesen, dass es anscheinend unzählige Ideen gibt, wie sich aus scheinbar Wertlosen Dingen neues Nützliches oder einfach nur Schönes herstellen lässt. Erstmals war die Messe, die bundesweit in vielen Städten ihre Zelte aufschlägt, zu Gast in Stuttgart.

Die Aussteller sind Autodidakten oder betreiben ihre Produktion neben dem Brotberuf. Viele haben einen Online-Shop oder haben sich der Kunstgewerbler Plattform im Internet „DaWanda“ angeschlossen. Doch bei dieser Messe treten sie leibhaftig mit ihrem Stand auf. Den Schwerpunkt hatten die Aussteller auf die Mode gelegt und die war mit einem eigenen Pop-Up-Store vertreten. Die dort vertretenen Labels aus Berlin glänzten vor allem mit einfallsreichen Namen wie „Engelbrot“, „Trotz“ oder „Hypnosis“. Hier wie auch im großen Ausstellungsraum herrschte Gedrängel unter den zahlreichen, vorwiegend weiblichen Besuchern.

Auch die Kinder kamen auf ihre Rechnung. Zum Beispiel bei „Mama und Oskar“ – der mit seinen gerade neun Monaten auch anwesend war. Wann immer er schläft näht Mama Sabrina Berlit Hosen, Loop-Schal und Mützen. Für Babys. Auch Aylin Kabak aus Stuttgart produziert für die Kleinsten. Zum Beispiel Stoffhüllen für den Luftballon. Der lässt sich so besser greifen und wenn er platzt, passiert nichts. „Ich nähe die Dinge, von denen ich selbst bemerkt habe, dass ich sie gut gebrauchen könnte“, sagt sie.

Maßgeschneiderte Dessous, Öle für den Bart

So ähnlich entstand auch die Geschäftsidee von Mirjam Schoepke. Die Stuttgarter Designerin entwarf früher Abendkleider. „Nie passte der BH“, erzählt sie. Deshalb ist sie jetzt mit ihren maßgefertigten Dessous unterwegs. „Alle Stoffe kommen aus Europa und das sonstige Zubehör aus Deutschland“, erklärt sie. Wer wollte, konnte zusammen ihr kurz verschwinden, um Maß nehmen zu lassen und sich dann ein Mustermodell aussuchen. Das wird dann individuell von einer Schneiderin in Berlin nachgenäht.

Zwar nur ein einziger Aussteller war ausschließlich für die Männer da – aber immerhin: Johannes Keppler aus Frankfurt glänzte mit dem zierlichsten Stand. Er verkauft ein spezielles Öl zur Bartpflege. „Der Bart ist schwer im Kommen“, kündigt er an. „Selbst im Frankfurter Bankenviertel“, sagt er und Keppler muss es wissen, denn seine Essenzen für Haut und Bart vertreibt er von Frankfurt am Main aus.