Besonders die Architektur der Location kam bei Besuchern und Händlern sehr gut an. Die Dekumo fand in diesem Jahr zum ersten Mal in der ehemaligen EnBW-Zentrale statt. Foto: Nina Ayerle

Zum zwölften Mal fand die Messe für Design, Kunst und Mode, kurz Dekumo genannt, in Stuttgart statt.

S-Mitte - Lange Zeit waren Häkeln, Basteln und Stricken als Öko-Hobby verschrien. Sich kreativ und handwerklich auszutoben, ob als Freizeitbeschäftigung oder im Hauptberuf, ist aber längst Trend. Für Fans von individuellen, in liebevoller Handarbeit selbst hergestellten Produkten ist die Messe Dekumo ein kleines Paradies. Püppchen mit selbst genähten Kleidern, Eingemachtes in Weckgläsern – vegan natürlich – oder individuelle Handy- oder Laptoptaschen und vor allem Schmuck in unterschiedlichen Variationen. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Wer noch nicht wusste, dass er unbedingt ein Frottee-Plüschtier ohne Arme, aber in verschiedenen Farben braucht, der wusste es spätestens nach einem Besuch der Dekumo.

Junge Designer müssen noch ausgefallener werden

Rund 100 Aussteller nahmen an der zwölften Ausgabe der Messe am Wochenende in der ehemaligen EnBW-Zentrale an der Kriegsbergstraße teil. Händlerin Jolantha Genne lobte vor allem die hohe Qualität der Aussteller bei der Dekumo. „Andere Messen sind viel ramschiger“, sagte die 30-Jährige aus Nagold. Im vergangenen Jahr ist sie mit ihrem Label „Deepbrand“ an den Start gegangen. Genne verkauft Hoodies mit abnehmbaren und daher austauschbaren Kapuzen in knallbunten Farben. Aus einem Pulli kann man viele machen und sogar vorne noch selbst etwas draufschreiben mit abwaschbaren Stiften. Um auf dem Do-it-yourself-Markt erfolgreich zu sein, müsse man sich inzwischen mehr einfallen lassen. „Die Leute sind kritischer bei dem, was sie kaufen“, sagte Genne. „Vor allem die Stuttgarter sind anspruchsvoll.“

Begeistert sind viele Händler und Besucher vor allem von dem Veranstaltungsort. Die Bespielung sogenannter Off-Locations gehört zum Konzept der Dekumo-Macher Björn Peter und Oliver Scholz. „Das Gebäude ist wirklich ziemlich cool“, sagte Christian Schneider aus dem Chiemgau, der unter dem Label „Bergsauger“ Holzprodukte mit Alpenmotiven verkauft.

Designmesse mit Food Market

Aber aus Platzgründen musste man sich verkleinern. Etwa 30 Aussteller weniger als sonst waren dabei. „Dafür ist die Ausstellung charmanter“, meinte der Veranstalter Björn Peters. Schließlich sei gerade der Ortswechsel „das Tolle“ an der Dekumo. „Es ist jedes Mal ein neues Erlebnis“, sagte er. Optimal in der EnBW-Zentrale: Im Innenhof gab es Platz für einen Food-Market mit Honig und Maultaschen aus der Region. Beliebt sei auch die Grüne Bühne, die Aktionsplattform für nachhaltige Produkte, sagte Peters. „Die Nachfrage nach Bio, Sozial, Regional ist unglaublich groß.“

Auf diesen Trend ist auch Stephan Bass aus Langenargen aufgesprungen. Er verkauft auf der Dekumo sportliche Mode aus Naturmaterialien, allesamt in Deutschland gefertigt und produziert. „Die Leute wissen das zu schätzen“, sagte er. Und wer sich ein Mäntelchen für schlappe 450 Euro doch nicht leisten mochte, der wurde vielleicht am nächsten oder am übernächsten Stand fündig. Für Kinder ist die Messe übrigens deshalb ungeeignet. „Ich mache ständig Sachen, die ihr wollt. Jetzt müsst ihr machen, was ich will und mal Geduld haben“, war von einer Mutter zu hören. Die beiden Kinder hatten eher wenig Lust zum Shoppen.