Die Freie Waldorfschule und die nahe liegende Ameisenbergschule sorgen jeden Tag für viel Leben auf der Uhlandshöhe. Foto: Michael Steinert

Der Stadtteil Uhlandshöhe ist eigentlich ein ruhiger und in vielerlei Hinsicht „gehobener“ Wohnort. Dort gibt es aber auch zwei Schulen, in denen jeden Tag mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Welt gemeinsam lernen und miteinander viel Zeit verbringen.

S-Ost - Die Uhlandshöhe gehört in vielerlei Bedeutungen des Wortes zu den „gehobenen“ Stadtteilen des Stuttgarter Ostens. Lukas Schirmer ist einer, der dort nicht nur seit sieben Jahren wohnt, sondern auch arbeitet. Er ist Lehrer für Deutsch, Geschichte und Kunst an der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe und erlebt so täglich die ganz unterschiedlichen Facetten dieses eher kleinen und oft idyllischen Stadtteils. „Rund um den Hügel Uhlandshöhe wohnen eher wohlhabende, gut situierte Leute, der Migrationsanteil ist hier klein, der Altersdurchschnitt meistens hoch“, beschreibt er in einem ganz persönlichen Jahresrückblick sein Wohn- und Arbeitsumfeld. „Werktags wird dieses Schema durchbrochen: etwa 1000 Schüler der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe und knapp 300 Schüler der Ameisenbergschule im Alter von 5 bis 18 Jahren aus allen gesellschaftlichen Schichten färben die Uhlandshöhe bunt.“ Für Schirmer wird den Schulen durch die globalen Herausforderungen eine hohe gesellschaftliche Verantwortung übertragen. Diese Verantwortung werde in diesem noch jungen Jahr 2015 seiner Meinung nach noch weiter zunehmen, wenn man die aktuellen fremdenfeindlichen Entwicklungen anschaue, die beispielsweise zu den Pegida-Demonstrationen geführt hätten. Schirmer: „Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass in beiden Schulen Schüler aus über 32 Nationen zusammenkommen, um täglich friedlich zusammen zu lernen und ein Verständnis für unterschiedliche Kulturen zu entwickeln. Unsere Schulen sind Abbild der gewachsenen multikulturellen Gesellschaft in Stuttgart – und das ist auch gut so!“

Vielsprachige Weihnachtsfeier

Als konkretes Beispiel dafür nennt der Lehrer die Weihnachtsfeier der Oberstufe kurz vor den Ferien. „Dafür hatten die Schüler der Waldorfschule die Idee, einmal die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium in möglichst vielen Sprachen der in der Schule vertretenen Nationen zu lesen, um die kulturelle Vielfalt der Mitschüler abzubilden und für ein friedliches Weihnachten aller Nationen aufzurufen. Dass auch die Schüler anderer Kulturen von dieser Idee begeistert waren und aktiv mitwirkten, macht Hoffnung!“

Weniger Hoffnung hat Lukas Schirmer allerdings für einige ganz andere Bereiche auf der Uhlandshöhe. Nach seinen Erlebnissen und Beobachtungen im vergangenen Jahr verkommen die Grünflächen um die Aussichtsplattform und den Spielplatz dort oben immer mehr zur Müllhalde. So manchen Besuchern fehle es einfach am nötigen Umweltbewusstsein, meint er. „Insbesondere in den Wochen der Fußballweltmeisterschaft häuften sich Dosen, Kartons, Bierflaschen und Grillüberreste. Auch nach Wochenenden mit schönem Wetter stapelt sich der Müll der zumeist jugendlichen Besucher auf der Uhlandshöhe. Hinzu kommt, dass die Grünflächen weitgehend als Hunde-Auslauf dienen und durch Hundekot teilweise stark verschmutzt sind.“

Lampen und Gewächshaus beschädigt

Schirmer wünscht sich für 2015 eine stärkere Präsenz der städtischen Ordnungshüter, um der um sich greifenden Zerstörungswut auch auf der Uhlandshöhe Einhalt zu gebieten. „Beispielsweise beschädigten Unbekannte in der Nacht vom 6. auf den 7. September mutwillig die Lampen in der Minigolfanlage und richten einen Schaden von mehreren Tausend Euro an. Am gleichen Wochenende gab es in der benachbarten Gärtnerei Locher eine weitere Sachbeschädigung, als Unbekannte eine Glasscheibe eines Gewächshauses zertrümmerten und Gewächshausfolie zerschnitten. Am 22. November entwendeten Unbekannte zwei Werbedisplays der Gärtnerei Locher und setzten sie am Aussichtsturm in Brand.“

Einen großen Wunsch hat er für dieses Jahr auch: dass die 2012 gestohlene und zerstörte Eva-Skulptur des Künstlers Bernd Stöcker nachgegossen und wieder aufgestellt werden kann. Schirmer: „Es bleibt zu hoffen, dass noch zahlreiche Spenden auf dem Konto des Verschönerungsvereins eingehen, damit das Wahrzeichen der Uhlandshöhe bald wieder auf seinen Sockel zurückkehren kann.“