Porsche-Chef Oliver Blume präsentierte in Berlin den neuen Panamera. Foto: Getty Images Europe

Der neue Panamera hat seinen ersten großen Auftritt in einer ehemaligen Ost-Berliner Fabrik.

Berlin - Bei der Weltpremiere des ersten Panamera vor sieben Jahren scheute Porsche keine Mühen. Hochkant wurde der Wagen in den 94. Stock des Schanghai World Financial Centers befördert, weil er sonst nicht in den Aufzug gepasst hätte. Der Blick über das Lichtermeer der boomenden chinesischen Megacity sollte den Gästen Porsches künftiges Wachstumspotenzial vor Augen führen, meinten die Marketingexperten. Allerdings war die Aussicht dann leider schlecht, weil ein Unwetter aufzog, wie unser Korrespondent damals berichtete

Der Kontrast zum Ort der Premiere des Nachfolgers könnte kaum größer sein: Heimat statt weiter Welt, Bodenständigkeit statt Höhenflug. Die zweite Panamera-Generation wurde im Motorwerk in Weißensee enthüllt, einem Backsteinbau im ehemaligen Ost-Berlin, oder genau das Gegenteil von Luxus verkörpert. Einst wurden hier Elektromotoren produziert, nach der Wende wurde das Werk zur „Event Location“ umgemodelt, wo Bands auftreten wie die Red Hot Chili Peppers oder Motörhead auftreten und Firmen feiern oder Neuheiten zeigen.

Zwischen schmucklosen Stahlträgern

Zwischen die schmucklosen schwarzen Stahlträger der Halle hatte Porsche für den ersten Auftritt des neuen Nobelautos mit großem Aufwand eine weiße Tribüne für die rund 300 Journalisten aus aller Welt einbauen lassen. Tänzer wirbelten, weiße, rote und blaue Lichtsalven schossen durch das Dunkel, fette Bässe wummerten, bevor der Star des Abends hereinrollte und Porsche-Chef Oliver Blume den Panamera als Erfolgsgeschichte feierte.

Mit dem Panamera wollte der Sportwagenbauer all jenen gutbetuchten Autokäufern eine Alternative bieten, die bisher die sportliche Oberklasselimousinen anderer Marken kauften. Die neue Kombination aus spurtstarkem Sportwagen und komfortabler Reiselimousine kam an, obwohl es anfangs auch hämische Kommentare gab. Autojournalisten warnten vor Profilverlust und verglichen das Design mit einem gestrandeten Wal. Doch die Rechnung ging auf. Von der ersten Generation des viertürigen Viersitzers wurden mehr 150000 Exemplare verkauft. Der Start des Panamera habe eine wichtige strategische Bedeutung für das Unternehmen gehabt, sagte Blume. Porsche habe sich mit dieser vierten Baureihe zusätzlich zu den Sport- und Geländewagen breiter aufgestellt und habe neue Kunden gewonnen.

„Bye bye Buckelwal“

Das Design des Nachfolgers wurde geschärft, vor allem das Heck. Nun ähnelt der Panamera stärker dem 911er. „Bye bye Buckelwal“, lautete ein erster Kommentar im Internet. Vom neuen Panamera, dessen Preisliste etwas über 110000 Euro startet, sollen etwa 20000 Wagen im Jahr abgesetzt werden –„vielleicht auch etwas drüber“, meint der Porsche-Chef. Im November startet der Verkauf der „schnellsten Serienlimousine der Welt“ zunächst in Europa, Nordamerika und China, wo auch eine verlängerte Variante angeboten werden soll, folgen im nächsten Jahr. Dann wird auch wohl eine Kombi-Variante (ein „Shooting Brake“ wie der Mercedes CLS) starten, die Blume noch nicht offiziell bestätigen wollte. „Wir arbeiten daran“, meinte der Porsche-Chef ausweichend. Zusätzlich zu den neuen Benzin- und Dieselmotoren soll es auch zwei Varianten mit Plug-in-Hybridantrieb geben, also eine Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor. Neu sind unter anderem auch zusätzliche Assistenzsysteme sowie das Bedienkonzept.

Der Panamera wird künftig komplett in Leipzig produziert, wo auch die Geländewagen Macan und Cayenne vom Band laufen. Dafür wurden dort laut Blume 500 Millionen Euro investiert. Bisher kamen die lackierten Karosserien aus dem VW-Werk in Hannover. Zudem wurden in Leipzig 600 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.