Der Klassiker: Freddie Frinton als Diener James im TV-Neujahrssketch „Dinner for One oder der 90. Geburtstag“ (1963) – „The same procedure as last year, Miss Sophie?” („Der gleiche Ablauf wie im vergangenen Jahr, Miss Sophie?“) – „The same procedure as every year, James.” („Der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr, James.“ Foto: dpa

Viele kennen die Figur des Butlers aus dem TV-Sketch „Dinner For One“. Im Alltag bekommt man die Männer in Frack und weißen Handschuhen selten zu Gesicht. Doch es gibt sie – und zwar immer häufiger.

Stade/London - „Einfach nur David“, stellt sich der elegant gekleidete Mann vor. Er trägt einen Cut, weiße Handschuhe und ein Silbertablett in der linken Hand. Schon optisch ist klar, welchen Beruf David Betker hat, oder besser, welchen Beruf er erlernt: Butler. Der Wunsch, der für den 29-Jährigen im niedersächsischen Stade Wirklichkeit wurde, wirkt auf den ersten Blick wenig wie aus der Zeit gefallen.

Viele werden den Beruf vor allem mit dem Schwarz-Weiß-Sketch „Dinner For One“ aus dem Jahr 1963 in Verbindung bringen, in dem der britische Butler James „every year“ über den Tigerkopf stolpert. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Butler seien wieder gefragt wie lange nicht, sagte Grant Harrold von der Royal School for Butlers in der Nähe von London.

Diesen Trend beobachtet auch Robert Wennekes. Er ist Vorsitzender der International Butler Academy, die Butler auf der ganzen Welt ausbildet. „Der Bedarf ist überall angestiegen“, sagt er. In Ländern wie Indien, Brasilien oder China sei die Nachfrage regelrecht explodiert. „Allein in China werden gerade mehr als 100 000 zusätzliche Butler gesucht. Das sind zehn Mal so viele wie vor zehn Jahren“, sagt Wennekes. Auch in Deutschland steige der Bedarf.

Butler im Film und Fernsehen

Butler ist ein Berufsstand, den die meisten nur aus Film und Fernsehen kennen: Da ist beispielsweise Passepartout, der in der Verfilmung des Jules-Verne-Romans „In 80 Tagen um die Welt“ (1956) als Diener des Gentlemans Phileas Fogg um die Welt reist. Alfred Pennyworth steht in „Batman Begins“ (2005) Milliardär Bruce Wayne als Butler im Kampf gegen das Böse in Gotham City zur Seite.

Schnickschnack ist ein Zwerg, der im James-Bond-Film „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ (1974) den Butler und Killer mimt. Lurch, der hünenhafte, stets schlecht gelaunt wirkende Hausbedienstete, mischt in der TV-Serie „The Addams Family“ (1964–1966) den Haushalt auf. Erwähnt werden sollte auch Cecil Gaines, der als Butler im US-Spielfilm „Der Butler“ (2013) acht Präsidenten im Weißen Haus dient, und Chef-Butler Carson aus der englischen TV-Serie „Downtown Abbey“ (2010-2015).

Butler sind nicht nur einfache Diener. Sie sind die gute Seele des Hauses, wie Rosie, der liebevolle Haushaltsroboter aus der US-Zeichentrickserie „The Jetsons“ (1962/63/1985–87). Oder Kato, der Butler, rechte Hand, Chauffeur, Gehilfe und Kampfsport-Ass in einer Person ist und mit seinem Dienstherrn, dem Zeitungsverleger Britt Reid, in „Green Hornet“ (2011) gegen Verbrecher kämpft. Nicht zu vergessen: Butler Barrymore, der in der Verfilmung (1959) von Arthur Conan Doyles Gruselroman „Der Hund von Baskerville“ ein dunkles Geheimnis birgt.

In acht Wochen zum Butler

Für den echten Butler-Lehrling David Betker scheinen Cut und Beruf maßgeschneidert. Wie er haben viele vor der Butlerausbildung in einem völlig anderen Job gearbeitet. Er war acht Jahre bei der Bundeswehr, auch in Kabul, Afghanistan. „Ich habe aktives Dienen gelernt.“ Was tun nach der Dienstzeit, fragte sich der Oberstabsgefreite aus Gummersbach. Dann fiel ihm ein Zeitungsartikel über die Butler-Ausbildung in England in die Hände.

Acht Wochen dauert David Betkers Schulung in der Berufsfachschule Edumondi in Stade. Die Ausbildung hat ihren Preis: 13 450 Euro. Da ist aber alles drin: Unterkunft, Verpflegung, Reisen, Kleidung, Dinnerabende. Alles, was ein Butler für den Dienst bei hohen Herrschaften wissen muss, steht auf dem über 640 Stunden umfassenden Curriculum von Ausbilder Jörg Schmidt. Der kennt das Metier. Fing als Hotelpage an, stieg zum Concierge auf und arbeitete in wohlhabenden Privathaushalten – zuletzt für die Familie eines Prinzen.

Flexibilität, Ehrlichkeit, Integrität

Heute ist der Butler ein Allrounder, ein persönlicher Assistent. Der Mann für fast alles“, sagt Schmidt (49). „Der Butler schafft ein gediegenes Ambiente, faltet Servietten als Pyramide oder Bischofsmütze.“ Er rückt die Stühle leicht nach rechts ab, damit der Gast bequemer von links Platz nehmen kann. Besteck, Gläser, Teller – alles perfekt arrangiert. Wer eine Anstellung im Privatdienst findet, sollte seinen Dienstherrn sehr gut kennen. „Manchmal besser als die Ehefrau. Man muss die Wünsche im Voraus erahnen“, sagt Schmidt. „Aber wichtig ist, dass man auf Augenhöhe bleibt.“

Flexibilität, Ehrlichkeit, Integrität – für Robert Wennekes das Muss, das Kapital des Berufsstandes. Dazu komme die Bereitschaft, stets im Schatten eines Kunden zu arbeiten. Die Arbeitgeber seien schon mal Rockstars oder Royals. „Meistens aber sehr reiche Menschen. Da ist Verschwiegenheit unerlässlich.“

Darf man auch Nein sagen als Butler? Etwa wenn der Wunsch zu extravagant wird? „Ich würde das Nein etwas anders ausdrücken“, sagt David Betker. Seine Antwort: „Ich prüfe das gerne. Ich kümmere mich darum.“ Und: freundlich lächeln.