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Das Gerber: Von den zwei denkmalgeschützten Häusern bleibt nur die Fassade stehen.

Stuttgart - Nach einer hitzigen Diskussion hat der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik am Dienstagvormittag den Weg frei gemacht für Eingriffe in zwei denkmalgeschützte Gebäude, die dem Neubauprojekt "Das Gerber" (früher: Quartier S) dienen sollen.

Bei drei Enthaltungen (SPD) und einer Nein-Stimme (SÖS/Linke) sprach sich der Ausschuss für eine Änderung am Bebauungsplan aus - obwohl es der Bezirksbeirat Mitte am Montag zum wiederholten Mal abgelehnt hatte. Wenn der Gemeinderat in einigen Wochen den Bebauungsplan endgültig absegnet, können die Gebäude Tübinger Straße22 und Sophienstraße21 ausgebeint werden. Hinter den Fassaden soll ein Zugang zu dem Neubaukomplex mit Läden, Büros und Wohnungen entstehen.

Bessere Verbindung zum Stadtzentrum

Dieser Zugang wäre der dritte Eingang des geplanten Komplexes. Die Investorin, die Württembergische Lebensversicherung, und die Stadtplaner erhoffen sich davon eine bessere Einbindung in die Fußgängerströme im Stadtzentrum. Die Stadträte pochen aber darauf, dass die Fassaden und die Raumaufteilung unmittelbar dahinter genau erhalten werden. Die Stadtverwaltung will das in einem städtebaulichen Vertrag mit der Investorin regeln und den Bestand mit einer Dokumentation festhalten lassen. Die Grünen kündigten an, die Entwicklung ganz genau beobachten zu wollen.

Selbst bei denen, die dem Zugang zustimmten, gab es Bedenken wegen des Umgangs mit dem Denkmalschutz. Die Grünen monierten, die Stadträte seien nicht ausreichend und nicht früh genug über die Folgen informiert worden. Die beiden Häuser werden künftig keine Kulturdenkmale mehr sein. Ähnlich habe sich die Verwaltung auch bei der Frage der ehemaligen Gestapozentrale Hotel Silber am Karlsplatz verhalten. Hätte gleich von Anfang an Klarheit über die denkmalschützerische Bedeutung dieses Gebäudes bestanden, wäre die Diskussion über das Da Vinci-Projekt am Karlsplatz anders gelaufen.

Städtebaubürgermeister Matthias Hahn (SPD) wies die Kritik nicht nur im Fall des Hotels Silber zurück, sondern auch im Fall des Gerber-Baus. Die Denkmalbehörde hat der Änderung auch zugestimmt.