Im Vorfeld haben die Flüchtlinge schon Plakate gemalt. Bei der Übersetzung hatten sie Hilfe vom AK Asyl LE. Foto: AK Asyl LE

Flüchtlinge aus Leinfelden-Echterdingen ziehen am Samstag, 7. Mai, durch Echterdingen. Sie wollen mit der Aktion öffentlich Danke sagen für die Hilfe und Spendenbereitschaft. Die Initiatoren rechnen mit bis zu 100 Teilnehmern.

Leinfelden-Echterdingen - Die Plakate sind bereits gemalt: „Danke für die Fahrräder“, „Ihr schenkt uns Sicherheit“ oder „Wir haben ein Dach über dem Kopf“, steht auf diesen zum Beispiel geschrieben. Am Samstag, 7. Mai, werden Flüchtlinge mit den Botschaften durch Echterdingen ziehen. Der Dankesmarsch sei ihre Idee, berichtet Omar Moselli, ein 21 Jahre alter Syrer, der zu den Initiatoren gehört. Einige Männer aus seiner Unterkunft seien an ihn herangetreten mit dem Wunsch, etwas zurückzugeben. „Wir sind sehr dankbar“, sagt der junge Mann aus Damaskus und nennt die Freundlichkeit, mit denen die Helfer ihnen begegnen würden, die Deutschkurse, die sie erhielten, oder eben die gespendeten Fahrräder.

Die Flüchtlinge wollen um 11 Uhr auf der Leinfelder Straße auf Höhe des Renault-Geländes starten. Ziel ist der Platz vor der Kreissparkasse in der Bernhäuser Straße. Unterwegs würden sie Luftballons an Kinder und Blumen an Passanten verteilen, kündigt Moselli an. Er rechnet mit etwa 100 teilnehmenden Flüchtlingen.

Ak Asyl hat den Flüchtlingen nur bei der Anmeldung der Demo geholfen

Der Marsch ist auch offiziell angemeldet, und zwar vom Arbeitskreis (AK) Asyl aus Leinfelden-Echterdingen. An ihn hatte sich Omar Moselli hilfesuchend gewandt, weil er nicht wusste, was man in Deutschland bei einem Marsch alles beachten muss. Die Anmeldung habe man übernommen, alles andere aber nicht, sagt Cornelia Schwarz, eine Sprecherin des AK Asyl. „Das ist eine Aktion der Flüchtlinge“, betont sie. Lediglich bei der Übersetzung der Botschaften ins Deutsche hätten sie vom AK Asyl geholfen.

Im Anschluss – voraussichtlich von 12.30 Uhr an – soll auf dem Renault-Gelände gefeiert werden. „Man kann uns kennenlernen“, sagt Omar Moselli, der natürlich hofft, dass die Aktion bei den Echterdingern gut ankommt. „Manchmal haben Menschen Angst vor uns Flüchtlingen, ich hoffe, dass sie danach keine Angst mehr haben.“

Bei Kundgebung auf dem Schlossplatz sind Blumen verteilt worden

Dass Flüchtlinge auf diese Art öffentlich Danke sagen, ist ungewöhnlich. Ende September 2015 hatte es in Österreich eine ähnliche Aktion gegeben, als rund 100 Menschen mit der Botschaft „Danke Österreich“ durch Wien zogen. In Stuttgart haben einzelne Flüchtlinge Mitte Januar bei der Großkundgebung gegen Gewalt und Fremdenhass Blumen an Frauen verteilt – als persönliche Reaktion auf die Übergriffe in der Silvesternacht.

Während sich nun die Helfer vom AK Asyl über die Geste und das Engagement der Echterdinger Flüchtlinge freuen, äußert sich eine andere Ehrenamtliche, die sich unabhängig vom AK in Echterdingen für Flüchtlinge engagiert, kritisch: „Einen Dankesmarsch halte ich für kontraproduktiv“, sagt Monika Heilmann vom Verein Lebenswertes LE. Sie fürchtet, die Echterdinger könnten den Marsch so interpretieren, dass Friede, Freude, Eierkuchen herrsche, dabei gebe es doch viele Probleme, unter denen die Flüchtlinge zu leiden hätten.

Sammelaktion in der Unterkunft vor Weihnachten

„Ich sehe nichts Kontraproduktives dabei, wenn sich jemand bedankt“, sagt hingegen Cornelia Schwarz vom AK Asyl LE. Es sei nicht das erste Mal, dass Flüchtlinge aus Echterdingen ihrer Dankbarkeit auf besondere Art Ausdruck verliehen. Weihnachten hätten sie Geld gesammelt, um deutschen sozial benachteiligten Kindern etwas zu schenken. 60 Euro seien zusammengekommen, drei Geschenke habe sie für deutsche Kinder vom Geld der Flüchtlinge kaufen können. Eigentlich sollte die Öffentlichkeit das gar nicht erfahren, aber jetzt hat sie es doch erzählt. „Manchmal braucht es so etwas Positives“, sagt Cornelia Schwarz.