Foto: Andreas Vogt

Tausende Demonstranten fordern Stopp von S21 - Künast: „Wie Turmbau zu Babel“.

Stuttgart - Seit Monaten unterstreichen die Gegner von Stuttgart 21 ihre Forderung, Tiefbahnhof und Tunnelstrecken zu begraben, mit Trillerpfeifen und Tröten. Beim Protest am Freitag gegen das 4,1 Milliarden Euro teure Bahnprojekt herrschte Grabesstille.

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Wortlos setzte sich ein Demonstrationszug vom Hauptbahnhof zum Schlossplatz in Bewegung. Die meisten Teilnehmer waren schwarz gekleidet, viele hatten ihre Gesichter weiß geschminkt. „Alles gesagt – Stuttgart 21 stoppen“ stand auf dem Banner, hinter dem sie sich einreihten. Drei Minuten hielt die Menge auf dem Schlossplatz inne, dann wurde das Schweigen mit dem Schwabenstreich, lautem gemeinsamen Lärmem, beendet.

Für den Demonstrationszug, dessen mittelalterliche Anleihen mit Schminke und Verkleidung nach Angaben des Aktionsbündnisses vor der „Pest Stuttgart 21“ warnen sollten, gab es Lob von Renate Künast, der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag. „Glückwunsch zu diesem wunderbaren gewaltfreien Widerstand“, sagte sie, „ihr seid die Bürger, die gehört werden müssen“, unterstützte sie die Forderung nach einem Baustopp. „Stuttgart 21 ist so sinnvoll wie der Turmbau zu Babel“, verwies sie auf Studien, die Leistungsfähigkeit und Kostenkalkulation des Bahnknotens infrage stellen. Ein Baustopp sei möglich: „Jeder Unternehmer wirft rausgeschmissenem Geld nicht noch mehr Geld hinterher.“

Statt eines gigantischen Bahnhofs brauche man eine andere Verkehrspolitik mit einer Bahn, die nach integriertem Takt, pünktlich und preiswert fahre. Ähnliches forderte Sabine Leidig, verkehrspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag. „Diejenigen, die Stuttgart 21 wollen, stehen mit dem Rücken zur Wand, das Projekt ist am Kippen, dafür strecke ich meine Hand ins Feuer!“ Die Veranstalter kündigten an, die Projektträger mit weiteren Demonstrationen an den Verhandlungstisch zwingen zu wollen.