1977 in „Dornröschen“: Vladimir Klos mit Birgit Keil Foto: Privatbesitz Birgit Keil

Einst war er Teil des Stuttgarter Ballettwunders. Heute gelingen Vladimir Klos viele kleine Wunder. An der Akademie des Tanzes in Mannheim und am Badischen Staatstheater hilft er jungen Tänzern sich zu entfalten.

Stuttgart - Man kann sich wenig Situationen vorstellen, in denen diesem Lehrer die Geduld oder die gute Laune abhanden kommt. Er sei der geborene Pädagoge, sagt Birgit Keil über den Mann, mit dem sie eine innige Partnerschaft auf der Bühne und jenseits von ihr verbindet. Vladimir Klos ist auch ein geborener Gentleman, sein Lächeln sitzt so perfekt wie sein Anzug. Und so perfekt saß auch jede Geste damals, als er als Tanzpartner große Ballerinen begleitete, immer höchst aufmerksam und den hohen Krafteinsatz wunderbar verbergend. Wer eine Ahnung von seiner Kunst gewinnen will, kann auf Youtube nachschauen - da findet sich ein Pas de deux aus „Schwanensee“, den er mit Birgit Keil in liebevoller Zugeneigtheit tanzt, da hängt er sich Susanne Hanke in MacMillans „Requiem“ an den Leib, als bedürfe es dazu keinerlei Anstrengung.

Flucht aus Prag

1968 war Vladimir Klos, nach der Ausbildung in seiner Heimatstadt Prag und der Flucht aus der Tschechoslowakei, zum Stuttgarter Ballett gestoßen. Schnell vertraute ihm John Cranko seine großen Rollen an, avancierte der junge Tscheche zum Solisten. An diesem Freitag wird der Gentleman-Tänzer 70 Jahre alt. Und vielleicht hat er ja Zeit, um sich an tolle Bühnenparts zu erinnern, an den steppenden russischen Tänzer im Musical „On Your Toes“, oder vielleicht, da in Stuttgart gerade wieder „Salome“ gegeben wird, an die Version von Pierre Wyss, in der er Jochanaan war und Birgit Keil sein Widerpart. Aber wahrscheinlich steht er im Ballettsaal und arbeitet - am Badischen Staatstheater, wo er als Künstlerischer Berater die Direktorin Birgit Keil unterstützt, oder an der Akademie des Tanzes in Mannheim, wo er „Klassisches Ballett, Repertoire, Variationen, Pas de deux, Methodik“ unterrichtet. Gratulieren werden ihm bestimmt auch viele ehemalige Schüler wie Marcos Menha oder Flavio Salamanka, die Klos’ hohen Anspruch weitertragen. Der eine, Menha, aktueller Träger des Deutschen Tanzpreises Zukunft und einer der Protagonisten Martin Schläpfers im Ballett am Rhein, der andere Kammertänzer des Badischen Staatstheaters.