Testlauf im Zauberwald. Foto: Julia Barnerßoi

Der Märchenwald spielt heuer im Jahresprogramm des Haus des Waldes eine große Rolle. Am 1. Februar öffnet die Sonderausstellung zum Thema.

Degerloch - Auf geht’s zum Prinzessinnentest. Schnell durch den mit Rosen geschmückten Dornröschentunnel gekrabbelt, am Märchenzelt von Tausendundeiner Nacht links abgebogen, durch das Dickicht aus Bäumen hin zur drehbaren Säule, in deren Innerem es allerlei zu ertasten gibt. Unter einem der Löcher, in die man greift, kündigt ein weißes Schild den Prinzessinnentest an. Die Hand hineingeschoben, ertasten die Finger zunächst gar nichts, nur Leere – ah, doch, da – ganz in der Ecke versteckt sich eine kleine Erbse. Hurra, das Prinzessinnen-Potenzial ist hoch.

Fühlen, hören, riechen. Mit allen Sinnen können kleine und große Besucher die neue Sonderausstellung zum Thema Märchenwald im Haus des Waldes ab dem 1. Februar erleben. „Märchen, Mythen und Geschichten lautet unser Jahresthema“, erzählt Hausleiter, Berthold Reichle. Der Anlass ist das Jubiläum der Grimm’schen Märchen. Vor 200 Jahren haben die Gebrüder Jacob und Wilhelm ihre mehr als 200 Märchen umfassende Sammlung veröffentlicht.

„In jedem dritten Märchen der Gebrüder Grimm taucht der Wald auf“, erklärt der Degerlocher Märchenerzähler Markus Herzig. Er ist als Ehrenamtlicher im Haus des Waldes sehr aktiv und hatte die Idee für das neue Jahresthema. „Mal ist der Wald in den Geschichten reiner Lebensraum, oft ist er aber auch ein mystischer Ort, ein Zauberwald, in dem Wesen wie Rumpelstilzchen wohnen“, sagt der Märchenexperte, der im Laufe des Themenjahres viele Veranstaltungen selbst gestalten wird. Er liest aus den Grimm’schen Märchen, macht mit den Besuchern einen märchenhaften Waldspaziergang oder ein Märchenessen.

„Das ganze Team war sofort begeistert von Markus’ Vorschlag“, sagt Reichle. Schnell waren viele Ideen ausgetüftelt, die die Waldpädagogin Ines Linke mit Kollegen in den vergangenen knapp drei Wochen im zweiten Stock des Hauses in die Tat umgesetzt hat. Einen Tag vor der Eröffnung pinnt sie letzte Buchstaben auf ein großes lilafarbenes Samttuch, das den Eingang zum Märchenwald kennzeichnet. „Wie in all unseren Ausstellungen können die Kinder und natürlich auch die Erwachsenen alles anfassen und an jeder Station mitmachen“, erzählt Linke.

Aus dem Schnüffel-Loch riecht es nach Lebkuchen

Neben der Tastsäule gibt es auch eine Hör- und eine Riechsäule. An letzterer steht unter einem Schnüffel-Loch: „Woraus ist das Hexenhaus bei Hänsel und Gretel gebaut?“. Drückt man auf einen Knopf, strömt ein köstlicher Lebkuchenduft heraus. Im Zelt von Tausendundeiner Nacht können es sich die kleinen und großen Besucher auf weichen Kissen gemütlich machen und selbst Geschichten lesen. In einem abgetrennten Raum ist ein Schattenspiel vorbereitet – selbstverständlich spielen die Besucher die kleinen Figuren. In der Rotkäppchen-Ecke, gleich neben dem Lebkuchenhaus, steht eine Verkleidungskiste. Als Prinzessinnen oder Zwerge können die Kleinen selbst zu Märchenfiguren werden. „Die Kinder sollen bestimmen, was sie machen wollen“, sagt Reichle.

Zur Belohnung gibt es einen Edelstein

An jeder Station wartet auch der Waldkauz, der immer eine Frage parat hat. Diese ist Teil der Märchen-Rallye. „Was sagt der Froschkönig zur Prinzessin?“, will die Eule beispielsweise wissen. „Wer alles richtig beantwortet, bekommt am Ende einen Edelstein“, sagt Berthold Reichle.

Vorbei an den Bäumen, die eigentlich verzierte Säulen sind, am Zelt von Tausendundeiner Nacht rechts abgebogen und durch den Dornröschen-Tunnel gekrabbelt, geht es wieder hinaus aus dem Zauberwald, zurück in die echte Welt. Das Wissen, eine waschechte Prinzessin zu sein, kann einem dort aber keiner mehr nehmen.