Im Fokus des VfB: Stefan Kießling (re., gegen Carlos Gruezo) Foto: dpa

Diskutieren Sie mit - Erste Priorität hat ein neuer Innenverteidiger. Bedarf hat der VfB Stuttgart aber auch im Angriff – mehr denn je, weil Daniel Ginczek ein unsicherer Kantonist ist. Doch wer soll das bezahlen?

Stuttgart - Gegen Werder Bremen hat der VfB leichtfertig zwei Punkte abgegeben, Platz 17 belastet den Verein, die Trainerfrage ist ebenso offen wie das Thema Neuzugänge in der Winterpause – dafür hat Robin Dutt bemerkenswert gute Laune. „Es ist grundsätzlich kein Problem, einen neuen Trainer zu finden“, sagt der Sportvorstand mit Blick auf sein überquellendes E-Mail-Postfach mit Bewerbungen, „aber den richtigen zu finden, das ist die Kunst.“

Das gilt für alle Positionen, die der VfB zu besetzen hat. Weshalb Dutt gleich mehrfach gefordert ist. Er muss die „Richtigen“ herausfiltern, er muss sie loseisen – und vor allem bezahlen können. Weshalb Dutt demnächst wieder als Bittsteller im Büro von Finanzvorstand Stefan Heim auftauchen wird. Denn plötzlich ist Mehrbedarf da.

Eigentlich sollte Daniel Ginczek nach überstandener Bandscheibenoperation zum Rückrundenstart wieder eingreifen. Laut Dutt ist das aber „nicht sicher“. Der Stürmer arbeitet in der Reha-Welt am Comeback, doch richtig stabil ist er noch nicht. Gut möglich, dass er auch in den ersten Spielen im neuen Jahr ausfällt.

Stefan Kießling ist Edel-Reservist in Leverkusen

Deshalb fahndet der VfB neben einem Innenverteidiger nun verstärkt nach einem Angreifer, der die Liga kennt, Qualität mitbringt und möglichst sofort zündet. Ein Mann wie Stefan Kießling (31) also. Der Ex-Nationalspieler ist bei Bayer Leverkusen nur noch Reservist. Trainer Roger Schmidt setzt auf den Mexikaner Javier „Chicharito“ Hernandez, als zweite Spitze hat Julian Brandt dem ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig den Platz weggeschnappt. Jetzt darf Kießling offenbar gehen. „Stefan ist ehrgeizig. Er hat sich das Recht erarbeitet, im Winter das Gespräch mit uns zu suchen“, sagt Sportmanager Jonas Boldt. Sportvorstand Rudi Völler erklärt: „Natürlich wird es Momente geben, in denen man sich zusammensetzen muss.“ Um eine verträgliche Perspektive für alle zu finden.

Die könnte in einem Leihgeschäft mit dem VfB enden – eine Variante, die Robin Dutt nicht in Abrede stellt. Die Ablöse von rund sieben Millionen Euro würde den VfB überfordern, doch wenn Kießling die Aussicht auf mehr Spielpraxis lockt und er Abstriche an seinem Jahresgehalt von geschätzt vier Millionen Euro macht, scheint ein Wechsel nicht unmöglich, ohne zugleich anderweitig entscheidend an Qualität einzubüßen.

Nach wie vor lockt Bayer Leverkusen Daniel Didavi, auch der VfL Wolfsburg signalisiert Interesse, doch laut Dutt ist ein Abgang des Spielmachers in der Winterpause „unwahrscheinlich“. Didavi solle mindestens noch diese Saison bleiben. Auch ein Verkauf von Filip Kostic ist nicht geplant. Denkbar ist dagegen, ein, zwei Spieler aus der zweiten Reihe abzugeben. Die bringen zwar nicht die große Ablöse, dafür setzen sie Gehälter frei. Erster Anwärter ist Carlos Gruezo, der unter Huub Stevens’ zweiter VfB-Mission und unter Alexander Zorniger im Abseits stand – wie jetzt auch bei Jürgen Kramny.

Keine Perspektive für Carlos Gruezo

An der Konkurrenz mit Serey Dié, Mart Ristl und Lukas Rupp kommt Gruezo nicht vorbei. Und wer weiß, ob sich am aktuellen Übungsleiter überhaupt etwas ändert. „Kramny bleibt bis zur Winterpause, davon ist auszugehen“, legte sich Dutt am Dienstag fest – es sei denn, die Mannschaft tritt im Spiel beim FSV Mainz 05 an diesem Freitag (20.30 Uhr/Sky) desolat auf. Womöglich bleibt Kramny auch über Weihnachten hinaus im Amt. Lucien Favre zaudert und zögert, andere Kandidaten veranlassen Dutt offenbar nicht zu Freudensprüngen. „Jürgen“, sagt er, „dreht behutsam an wichtigen Stellschrauben, speziell in Sachen Mannschaftsführung und Taktik.“ Das kommt intern gut an: Wenn die Ergebnisse stimmen, lässt Robin Dutt durchblicken, wäre ihm die interne Lösung nicht unrecht.