Die Parksituation beim Einkaufszentrum Milaneo ist angespannt. Foto: dpa

Diskutieren Sie mit - Die Parksituation beim Einkaufszentrum Milaneo ist nach wie vor angespannt. Die Anwohner klagen über Falschparker und Verkehrsrowdys. Die zuständigen Behörden der Stadt setzen auf das neue Parkraummanagement, das von Juni an greifen soll.

Stuttgart - 3,6 Millionen Besucher in den ersten 100 Tagen nach seiner Eröffnung bis zum Jahresanfang verzeichnet das neue Einkaufszentrum Milaneo hinter dem Hauptbahnhof. Was die Geschäftsführung freut, hat für die Anwohner ihren Preis: Weil die rund 1200 Parkplätze nicht reichen oder mit zwei Euro pro Stunde manchen Besuchern zu teuer sind, wird in den Anwohnerstraßen im Nordbahnhofviertel geparkt .

Mit Plakaten gegen Falschparker

Schlimm betroffen ist Natalie Falendis. Die 68 Jahre alte Buchhalterin wohnt in der Nordbahnhofstraße 5 A in einer Erdgeschosswohnung, hat dort auch ihr Büro. „Trotz des Halteverbots vor meiner Wohnung wird vor meinen Fenstern ständig geparkt“, klagt sie. Und damit nicht genug: Die Bushaltespur mit Platz für sechs Busse auf der anderen Seite ist oft ebenfalls zugeparkt, so dass auch die Busse direkt vis-à-vis der Wohnung stehen, und zwar mit laufendem Motor. „Ich kann kaum noch das Fenster aufmachen“, fürchtet Falendis wegen der Abgasbelastung um ihre Gesundheit.

Freitagmittag bis Samstag sei die Situation völlig unerträglich: Dann stünden die Autos auf beiden Seiten vom Anfang der Nordbahnhofstraße in die Friedhofsstraße und weiter dicht an dicht. Außerdem kommen dann die Parker vom Kino, dem Ufa-Palast, dazu. Dem städtischen Vollzugsdienst wirft Falendis vor, zu selten zu kontrollieren, und greift zur Selbsthilfe: Mit Plakaten in ihren Fenstern weist sie Falschparker darauf hin, dass sie Anzeige erstattet. „Ich notiere Kennzeichen und Parkdauer und gebe das ans Ordnungsamt weiter“, sagt sie. Außerdem klemmt sie Zettel mit der gleichen Botschaft unter die Scheibenwischer. Etwa ein Dutzend Anzeigen hat sie seit Ende vergangenen Jahres aufgegeben. Eine Zeit lang helfe das, doch irgendwann sei alles wieder beim Alten, klagt die 68-Jährige.

Verkehrssünder reagieren aggressiv

Spricht Falendis die Parksünder an, würden die aggressiv und beleidigend. Das bestätigt auch Irma Land. Die 84-jährige Rentnerin wohnt in der Mönchstraße, zu der nur Anwohner Zufahrt haben. Trotzdem sei die Straße ständig zugeparkt Die Falschparker seien „rotzfrech“. Wer den Mund aufmache, bekomme eine dumme Antwort. Und Larissa Bredova lässt ihren Wagen oft stehen, damit der Stellplatz nicht weg ist.

Der städtische Vollzugsdienst kontrolliert laut Joachim Elser einmal pro Tag in dem Bereich. Für mehr, sagt der Leiter der Verkehrsüberwachung beim Amt für öffentliche Ordnung, fehle derzeit das Personal. Von Juni an soll sich die Situation schlagartig verbessern. Dann wird wie bereits im Stuttgarter Westen das neue Parkraummanagement eingeführt.

Die 215 unbewirtschafteten Stellplätze werden dann kostenpflichtig. Anwohner können für 30,70 Euro einen Parkausweis für ein Jahr erwerben. Alle anderen müssen einen Euro für 80 Minuten und 7,20 Euro für den ganzen Tag parken bezahlen. 15 zusätzlich eingestellte Mitarbeiter, die derzeit noch geschult werden, sollen von Sommer an auch den Vollzugsdienst verstärken. Sobald das Parken etwas kostet, werden die Autofahrer, denen das Parkhaus bisher zu teuer war, dorthin fahren, ist Stephan Oehler vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung überzeugt. Mit zwei Euro pro Stunde ist das Parkhaus aber immer noch teurer als der Stellplatz auf der Straße. Sollte das Konzept keine Entlastung bringen, tritt Plan B Kraft. Oehler: Dann können wir die Gebühren erhöhen oder Parkplätze nur für Anwohner ausweisen. Der Pferdefuß dabei: Auch Gäste der Anwohner können die Plätze dann nicht mehr nutzen.