Pause im Zoo: Besucher nutzen das Restaurant der Wilhelma zum Verschnaufen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Wilhelma sucht nach neuen Gastroideen und hat die Bewirtung europaweit neu ausgeschrieben. Doch welches Gastrokonzept haben eigentlich die Zoos in Hamburg und München?

Stuttgart - Die Wilhelma strebt eine Neuausrichtung der Gastronomie an. Nach 55 Jahren wurde der Vetrag mit der Firma Schuler gekündigt. Die Firma Schuler betreibt aber nicht nur die Gastronomie in der Wilhelma, sondern auch im Zoo in Berlin. Dort allerdings in Eigenregie. In Stuttgart ist die Firma Dürr für die Kioske verantwortlich, „in Berlin machen wir alles aus einer Hand“, sagt Chefin Denise Schuler. Zwei Restaurants sind das, eines ganz aus Holz gebaut, zwei Cafés, ein Süßigkeitenstand und ein Wohnwagen Airstreamer, aus dem heraus sie Burger, Pommes und Süßkartoffeln verkaufen. Jüngst erst habe man 10 000 Gäste verköstigt, als ein Immobilienunternehmen seine Mieter eingeladen hatte. Anders als die Wilhelma sei der Berliner Zoo für solche Events offen. Zudem gebe es einen Tagungsraum. Was bedeutet, es gibt mehr Möglichkeiten, Geld zu verdienen und damit Investitionen zu finanzieren. Der Zoo selbst ist nach eigener Aussage zufrieden mit der Firma Schuler, dem Angebot und der Qualität der Speisen. Klagen der Gäste seien nicht bekannt.Wie sieht es mit dem gastronomischen Angebot an den anderen Zoos in Deutschland aus? Ein Überblick.

Hellabrunn München

Für den Tierpark Hellabrunn in München wich einst die letzte Untergiesinger Mühle in den Isarauen. An Wasser also hat es keinen Mangel in diesem Zoo, den übers Jahr fast 2, 1 Millionen Menschen aufsuchen. 40 Hektar Fläche ohne nennenswerte Steigungen, wie München ja überhaupt viel flacher ist, als die meisten Menschen so denken. Dem Aufbau Anfang des 20. Jahrhunderts, unteranderem mit dem von Emanuel von Seidl gebauten Elefantenhaus (eine Jugendstil-Villa), das jüngst restauriert worden ist, folgte eine Generalsanierung in den siebziger Jahren, als München sich fein machte für die Olympischen Spiele. Neuerdings richtet sich die Direktion des überhaupt ersten Geo-Zoos der Welt (Anordnung der Tiere nach Kontinenten) wieder nach einem Master-Plan, der diese Form erneut exakt herstellen soll. Geleitet wird Hellabrunn von dem in Mannheim geborenen Architekten Rasem Baban. Bunt wie der Zoo mit seinen fast 20 000 Tieren ist das kulinarische Angebot: alle paar hundert Meter findet sich ein Stadl oder ein Kiosk. In der Pavianburg gibt es das Café Bamboo, in der Polarwelt Fish & Chips. Neben dem größten Kinderspielplatz ist das Café Rhino, wo man mit Panini auf der Hand von der Terrasse aus den Elchen zuschauen kann. Und dann gibt es noch das Café Mühle. Auf größere, konzentriertere gastronomische Angebote verzichten sie in Hellabrunn. Meistens sind die Gäste mit Kindern unterwegs, haben ohnehin keinen dicken Geldbeutel und machen so aus der relativen Not durchweg eine der schönsten bayerischen Tugenden: sie brotzeiten aus dem Rucksack. (Mirko Weber)

Kölner Zoo

Die Kölner haben ihre Entscheidung bis heute nicht bereut. Im Jahre 2004 haben sie die Gastronomie – übrigens von der Schuler Gruppe – übernommen und führen den Betrieb seither in Eigenregie. „Das fällt uns leichter, als manchen Zoos, die als staatlicher Betrieb geführt werden, weil wir eine Aktiengesellschaft sind“, erklärt dazu Zoodirektor Christopher Landsberg, der gleichzeitig Geschäftsführer der Gastronomie ist, die unter dem schmucken Namen „Zoo Event“ zeigt, wohin die Kölner Reise geführt hat. „Wir machen gut ein Viertel unseres Umsatzes von vier Millionen mit Events“, freut sich Landsberg, bevor er hinzufügt, „und wir schreiben schwarze Zahlen“. Man kann im Kölner Zoo heiraten, Kinder- und Betriebsfeste veranstalten oder Leseabende unter dem Titel „Mord a la carte“ begehen.

Seit langem achtet Landsberg darauf, dass die gastronomische Qualität stimmt. „Sie finden kein gequältes Fleisch bei uns“, sagt er und fügt noch an, „dass Qualität nicht unbedingt teurer ist“. Die Kosten für regionale Produkte und artgerecht gehaltene Tiere liegen unter dem Strich zwar etwas höher, aber die Gäste sind offensichtlich bereit, das zu zahlen. Von der einen Million an Besuchern pro Jahr nutzen – so schätzt Landsberg – gut 60 Prozent die gastronomischen Angebote. (Jürgen Zurheide)

Hagenbeck in Hamburg

Der traditionsreiche „Tierpark Hagenbeck“ in Hamburg, einziger Großzoo Deutschlands in privater Hand, hat sich schon 1992 von seinem letzten Gastronomie-Pächter verabschiedet, erzählt Mathias Anders, der Betriebsleiter der „Gastronomie Carl Hagenbeck GmbH“. Seitdem versorgt das Gastro-Unternehmen der Gründerfamilie Hagenbeck die jährlich rund 1,5 Millionen Besucher des Tierparks und des benachbarten Tropen-Aquariums. In der Sommersaison betreibt die Firma das Zeltrestaurant „Flamingo-Lodge“, im Winter das feste „Restaurant am Spielplatz“. Außerdem stehen 14 Imbiss-Stände und ein Selbstbedienungsrestaurant im Aquarium bereit. Die Speisekarten wirken recht konventionell. Aber laut Betriebsleiter Anders gibt es auch ein paar Bio-Produkte. „Und wir arbeiten mit vielen regionalen Lieferanten zusammen. Zum Beispiel kommen der Wurstanbieter und der Kaffeeröster beide aus dem Hamburger Raum.“ Auch mit themenbezogenen Speisen haben die Köche schon experimentiert. „Aber die Nachfrage war zu gering“, sagt Anders. „Geld verdient man mit dem Kerngeschäft, und das sind Pommes, Wurst und Chicken Nuggets.“ (Eckhard Stengel)

Franfurter Zoo

Die Gastronomie im Frankfurter Zoo hat auch schon bessere Tage erlebt. Wo einst die Gaststätte Zooterrassen beheimatet war, steht heute nur noch ein Imbisswagen der Sachsenhäuser Schirn mit Angeboten wie Brat- und Currywurst, Pommes oder Erbseneintopf. Flankiert wird er von einem weiteren Stand mit Eiskugeln, Kaffee und Kuchen, betrieben von Cooking Ape. Einen über diesen Namen „kochender Affe“ hinausgehenden thematischen Bezug des Gastronomieangebots zum Zoo-Motto „Tiere erleben - Natur bewahren“ würde sich Verwaltungsleiterin Kerstin Schmitz schon wünschen. Doch das bleibt zunächst einmal Zukunftsmusik und der Zeit nach einer Sanierung des Zoo-Gesellschaftshauses vorbehalten, die noch auf sich warten lässt. 2015 hat die als Zwischencaterer angeheuerte sächsische Firma ihre Zeltgastronomie abgebaut. Die Suche nach einem potenten Nachfolger blieb trotz Ausschreibung vergeblich. Immerhin gibt es aber am Zoo-Seiteneingang in der Rhönstraße eine mexikanische Gaststätte namens Sombrero, deren Betreiber Wille außerdem noch einen weiteren Grill- und einen Waffelstand auf dem Zoogelände betreibt. Der vom legendären Bernhard Grzimek nach dem Krieg gegründete Zoo Frankfurt hat laut Schmitz jedes Jahr mehr als 800 000 Besucher. (Gerhard Kneier)

Zoo Berlin

Die Firma Schuler betreibt nicht nur die Gastronomie in der Wilhelma, sondern auch im Zoo in Berlin. Dort allerdings in Eigenregie. In Stuttgart ist die Firma Dürr für die Kioske verantwortlich, „in Berlin machen wir alles aus einer Hand“, sagt Chefin Denise Schuler. Zwei Restaurants sind das, eines ganz aus Holz gebaut, zwei Cafés, ein Süßigkeitenstand und ein Wohnwagen Airstreamer, aus dem heraus sie Burger, Pommes und Süßkartoffeln verkaufen. Jüngst erst habe man 10 000 Gäste verköstigt, als ein Immobilienunternehmen seine Mieter eingeladen hatte. Anders als die Wilhelma sei der Berliner Zoo für solche Events offen. Zudem gebe es einen Tagungsraum. Was bedeutet, es gibt mehr Möglichkeiten, Geld zu verdienen und damit Investitionen zu finanzieren. Der Zoo selbst ist nach eigener Aussage zufrieden mit der Firma Schuler, dem Angebot und der Qualität der Speisen. Klagen der Gäste seien nicht bekannt. (fr)