Daimler will mehreren hundert Flüchtlingen einen Praktikumsplatz geben Foto: dpa

Diskutieren Sie mit - Firmen sehen in Flüchtlingen die Fachkräfte von morgen. Jedoch haben viele von ihnen keinen Schulabschluss. Firmen wie Daimler investieren nun in die Qualifizierung von Flüchtlingen. Ist das der richtige Weg zur Integration?

Stuttgart - Der Stuttgarter Autobauer Daimler will Hunderte Flüchtlinge durch Praktika für den deutschen Arbeitsmarkt qualifizieren. „Diese Menschen sind hochmotiviert, aus ihrem Leben etwas zu machen. Gleichzeitig wissen wir, dass wir in den nächsten Jahren einen Mangel an Facharbeitern haben werden“, sagte Wilfried Porth, Daimler-Personalvorstand, unserer Zeitung. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben jedoch 22 Prozent der Flüchtlinge aus Bürgerkriegsregionen gar keinen Schulabschluss. „Fakt ist, dass Menschen lernen können“, so Porth. „Und wir haben sowohl in den Schulen als auch in der Industrie die Möglichkeit, Flüchtlinge auf unsere Wirtschaft vorzubereiten“. Genau dazu dienen die Praktika bei Daimler. „Erfolgreiche Teilnehmer werden nach dem Brückenpraktikum an Unternehmen, in die Zeitarbeit oder in eine Berufsausbildung vermittelt“, so Porth. Während des Praktikums zahlt Daimler den Flüchtlingen Deutschkurse.

Grundsätzlich haben viele Unternehmen in Baden-Württemberg ein Interesse daran, Flüchtlinge einzustellen. In einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart haben 80 Prozent der befragten Firmen angegeben, sie wären bereit, Flüchtlinge zu beschäftigen, wenn die bürokratischen Voraussetzungen erfüllt sind. Zwei Drittel wollen so freie Stellen besetzen, in etwa vierzig Prozent der positiven Antworten spielen soziale Motive eine Rolle.

Auch für Porth geht es bei der Integration von Flüchtlingen um mehr als Fachkräftesicherung: „Wer glaubt, dass wir unsere Grenzen dichtmachen können, hat wenig verstanden“, sagte er. Die Menschen würden dann andere, noch gefährlichere Wege finden. „Wir haben hier als Deutsche eine Verantwortung. Und wir können das stemmen.“