Wartungsarbeiten am Leitungsnetz der Terranets BW. Das Unternehmen gehört jetzt ganz der EnBW Foto: StN

Wiederholt hat die EnBW versucht, ihr Gasgeschäft auszubauen. Ohne Erfolg. Nun hat der Konzern dem italienischen Energieriesen Eni zwei entsprechende Gas-Firmen abgekauft. Der Deal soll bei Deutschlands drittgrößtem Versorger für stabilere Erträge sorgen.

Stuttgart - Wiederholt hat die EnBW versucht, ihr Gasgeschäft auszubauen. Ohne Erfolg. Nun hat der Konzern dem italienischen Energieriesen Eni zwei entsprechende Gas-Firmen abgekauft. Der Deal soll bei Deutschlands drittgrößtem Versorger für stabilere Erträge sorgen.

Es waren Bilder, wie sie sich jeder Konzernchef wünscht. Als am Freitag vor einer Woche der süddeutsche Gasnetzbetreiber Terranets BW zur Taufe der neuen Nordschwarzwaldleitung nach Ettlingen lud, reiste sogar die hohe Politik an. In seiner Rede lobte der Baden-Württembergische Energie- und Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) den Beitrag „ zur Versorgungssicherheit“, den die neue Pipeline für das Land leiste. Erdgas stelle zudem „eine wichtige Brücke auf dem Weg in eine nachhaltige Energieversorgung mit erneuerbaren Energien dar“, sagte der Minister und hob das Glas auf die neue Leitung.

Sätze, die der Chef des staatseigenen Energieversorgers EnBW so wohl auch unterschrieben könnte. Für Frank Mastiaux stellt der Rohstoff Gas einen der wenigen verbliebenen Strohhalme dar, der für sein durch die Energiewende stark gebeuteltes Unternehmen noch verblieben ist.

Am Freitag gab die EnBW bekannt just diesen Strohhalm tragfähiger zu machen. Demnach übernimmt Deutschlands drittgrößter Energieversorger jeweils 50 Prozent der Anteile des Gaszwischenhändlers Gasversorgung Süddeutschland (GVS) und des Pipeline-Betreibers Terranets BW vom italienischen Energiekonzern Eni. Damit gehören die beiden Firmen, die seit 2002 von einem Gemeinschaftsunternehmen der EnBW und der Eni gehalten wurden, nun den Karlsruhern komplett. „Die EnBW setzt durch den signifikanten Ausbau ihrer Position im Gasvertrieb und im Gastransport die eingeschlagene Gasstrategie konsequent um und strebt weiteres Wachstum an“, sagte Konzern-Chef Mastiaux.

Der Kauf, für den die EnBW Medienberichten zufolge 150 Millionen Euro locker machte, dient vor allem einem Zweck: Die EnBW in ihrem vergleichsweise schwachen Geschäftsfeld Gas besser aufzustellen und für kalkulierbare und stabilere Erträge zu sorgen. Bereits Mastiaux’ Vorgänger Hans-Peter Villis hatte im Rahmen einer Investitionsoffensive im Jahr 2008 den Gasmarkt in den Blick genommen. Sein Versuch, über eine 26-Prozent-Beteiligung am Oldenburger Energiekonzern EWE an langfristige Gaslieferverträge der EWE-Tochter VNG heranzukommen, scheiterte aber. Nach Angaben von Branchenkennern stehen auch heute die Chancen für die EnBW schlecht, bei der VNG noch zum Zug zu kommen.

Ebenso waren frühere Versuche des Konzerns fehlgeschlagen, sich über den russischen Energielobbyisten Andrej Bykov Zugang zu zwei riesigen westsibirischen Gasfeldern zu verschaffen – ein Geschäft, das die EnBW in die Liga der größten deutschen Gasimporteure katapultiert hätte. Im Juli 2012 kam der Karlsruher Versorger seinem Ziel durch einen Vertragsabschluss mit dem größten privaten Energiekonzern Russlands – Novatek – allerdings näher. Für 600 Millionen Euro bezieht die EnBW seitdem jährlich Gas aus Russland.

Dieses Geschäft baut Mastiaux durch den Erwerb der Eni-Anteile nun aus. Im Fokus steht dabei aber nicht der Gasbezug, sondern das Netzgeschäft. Ebenso wie die Energieerzeugung über erneurbare Energien ist der Netzbetrieb staatlich reguliert. Die zu erzielenden Gewinnspannen sind daher sicher und vor allem kalkulierbar. Mehrfach hat Mastiaux betont, den regulierten Bereich bei der EnBW ausbauen zu wollen. Anders als die Konkurrenz von RWE und Eon, die ihre Gasnetze 2009 und 2012 verkauft haben, hält die EnBW an ihren Leitungen fest. Eine tragfähige Strategie, wie Experten meinen. „An der Netzinfrastruktur festzuhalten, ist sinnvoll“, sagte Christoph Weber, Professor für Energiewirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, unserer Zeitung. Speziell im Netzgeschäft seien die Gewinnspannen derzeit besser als im Handel. Den – von der EnBW nicht bestätigen – Kaufpreis von 150 Millionen Euro hält Weber „für angemessen“.

Die Terranets BW verfügt im Südwesten über ein Leitungsnetz mit einer Länge von insgesamt 2000 Kilometern und hat zuletzt einen Umsatz von 105 Millionen Euro gemacht. Der Gashändler GVS erwirtschaftete 1,6 Milliarden Euro Umsatz. Der operative Gewinn belief sich aber nur auf 6,4 Millionen Euro. Tendenz sinkend.