Huckepack: 271 000 Reisende nutzten im vergangenen Jahr das Angebot der DB Autozug GmbH und starteten im Schlaf- oder Liegewagen in den Urlaub. Foto: Pieren

Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Autozug GmbH verliert zum 30. September ihre Selbstständigkeit. Trotzdem soll es weiter Autozüge geben.  

Die Reise mit dem Autoreisezug begann in den Jahren des Wirtschaftswunders als Privileg für wohlhabende Bürger. Frei nach dem Motto: „Zugfahren, nicht ohne mein Auto!“ Billig ist es auch heute nicht, mitsamt Auto im Nachtzug in Urlaub zu fahren - aber bequem und Benzin sparend. Zwischen 1962 und 2007 konnten auch Kunden aus dem Großraum Stuttgart ab Kornwestheim mit dem eigenen Auto huckepack im Zug nach Hamburg, Villach oder Narbonne reisen.

Doch seit 1984 schraubte die Bahn das Angebot drastisch zurück und koppelte 16 deutsche Verladestationen vom Autozug-Verkehr ab. Verblieben sind sieben Terminals. 271 000 Reisende nutzten im vergangenen Jahr das Angebot der DB Autozug GmbH und starteten im Schlaf- oder Liegewagen in den Urlaub. Parallel dazu wurden 124 000 Autos und Motorräder auf Transportwagen verladen und mit dem gleichen Zug losgeschickt. Abends mit dem Auto in den Urlaub starten, trotzdem nachts gefahrlos ein Nickerchen machen und am nächsten Morgen - ausgeschlafen - in der Urlaubsregion ankommen. Das klingt verlockend, doch nutzten zuletzt immer weniger Menschen den Autoreisezug.

2007 waren es gar 183 000 Fahrzeuge samt Insassen

Zum Vergleich: Noch vor zwei Jahren beförderte die DB Autozug GmbH nach eigenen Angaben 285 000 Reisende und 136 000 Autos und Motorräder, die huckepack mit auf Reisen gingen. 2007 waren es gar 183 000 Fahrzeuge samt Insassen, die statt auf verstopften Autobahnen mit dem Autozug unterwegs waren. Das Autoreisezug-Angebot der Deutschen Bahn wurde im Jahr 1997 mit Gründung der DB Autozug GmbH als eigenständiges Unternehmen aus dem Mutterkonzern ausgegliedert. Der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn erhoffte sich durch eine Qualitätsoffensive steigende Umsätze. Doch die Erlöse blieben trotzdem weit hinter den Erwartungen zurück. Auf die rückläufigen Kundenzahlen hatte das 100-prozentige Tochterunternehmen der DB Fernverkehrs AG in den vergangenen Jahren mit einer steten Ausdünnung des Angebots und Schließung zahlreicher Terminals reagiert.

Nun hat der Konzern einen endgültigen Schlussstrich gezogen. Laut Vorstandsbeschluss soll die DB Autozug GmbH zum 30. September 2013 mit der DB Fernverkehrs AG verschmolzen werden. Die Autozüge und auch die von der DB Autozug GmbH betriebenen Nachtzüge (City-Night-Line) sollen aber weiterhin verkehren - neben ICE, EC und IC als neue Produkte der DB Fernverkehr. Gleiches gilt auch für die Shuttlezüge zwischen Niebüll und Westerland auf Sylt sowie für den Insel-Zugverkehr auf Wangerooge, die bislang ebenfalls zur DB Autozug gehörten. Bedeutet die Fusion den Anfang vom Ende des Autozuges? Der DB-Konzern dementiert: „Die Verschmelzung ist eine rein organisatorische Maßnahme.

Die dortigen Mitarbeiter bleiben vor Ort

Es wird keine Angebotseinschränkung geben. Die Züge für den Winterplan können bereits gebucht werden, und auch für das Programm Sommer 2014 sind keinerlei Änderungen bei den Verbindungen geplant“, versichert Kerstin Adami, Pressesprecherin der DB Autozug GmbH. Auch auf die verbliebenen regionalen Verladestationen habe die neue Unternehmensstruktur keine Auswirkung. Die dortigen Mitarbeiter bleiben vor Ort. Betroffen sind jedoch die 100 Verwaltungsmitarbeiter im Unternehmenssitz in Dortmund. Nach Angaben der DB-Sprecherin soll bis Ende 2014 der Umzug nach Frankfurt zur DB Fernverkehr abgeschlossen sein. Allen betroffenen Mitarbeitern wurde ein Arbeitsplatz in Frankfurt angeboten.

Für die 1000 Mitarbeiter des Zugpersonals, der Verladeterminals und der Rangierdienste ändere sich in der Tätigkeit nichts. Neben den innerdeutschen Autoreisezügen bietet die DB Autozug von den derzeit sieben Terminals in Berlin-Wannsee, Düsseldorf, Hamburg-Altona, Hildesheim, Lörrach, München-Ost und Neu-Isenburg (nahe Frankfurt) zusätzliche Verbindungen nach Österreich (Innsbruck, Schwarzach, Villach und Wien) sowie zu den eigenen Terminals in Narbonne (Frankreich), Alessandria und Bozen (Italien) an.