Rund 17 Millionen Singles leben in Deutschland – für die circa 2500 Dating-Portale eine heiß umkämpfte Kundschaft. Doch wer im Internet nach der großen Liebe oder einem Flirt Ausschau hält, sollte vorsichtig sein. Foto: dpa

Wer Singlebörsen und Flirtportale nutzt, sehnt sich nach Liebe oder netten Bekanntschaften. Doch oft geht es nur ums Geld. Wir stellen einige der beliebtesten Maschen vor, um Nutzern die große Liebe vorzugaukeln.

Stuttgart - Sie werben mit der großen Liebe oder einem heißen Flirt. Tatsächlich sind die Erfolgschancen nicht sonderlich gut. Auf manchen Dating-Plattformen chatten die Kunden häufig nicht mit ihrem Traumpartner, sondern mit einem Fake-Profil. Laut www.singleboersen-vergleich.de sind zehn bis 20 Prozent der Kontaktanzeigen frisiert.

Romance Scamming

Auf dem Dating-Markt treiben sich Betrüger herum, die ihre Opfer um ihr Geld erleichtern wollen. Die bekannteste Masche ist das Romance Scamming. Vornehmlich Männer täuschen einsamen Damen die große Liebe vor. Scammer hinterlassen als vermeintliche Ingenieure, Ärzte oder Anwälte einen seriösen Eindruck.

Ihre Profilbilder sind laut Polizei aber gestohlen, die Täter sitzen meist im Ausland. Sie „schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen.“ Irgendwann bitten sie per Bargeldtransfer zur Kasse. Sobald der Betrüger sein Geld hat, ist er weg oder verlangt noch mehr, sonst droht er damit, die peinliche Sache publik zu machen.

Osteuropa-Abzocke

Die Opfer der Online-Variante des Heiratsschwindels sind Männer, die nach wahrer Liebe schmachten. Eine Rührgeschichte und falsche Fotos sind Einlasstickets in einsame Herzen. Der Betrogene wird oft gebeten, ein Paket oder einen Scheck an eine bestimmte Adresse weiterzuleiten. Meist handle es sich um gestohlene Waren oder fingierte Adressen, warnt die Polizei auf www.polizeiberatung.de.

Fake-Profile

„Natürlich gibt es eine Vielzahl seriös arbeitender Partnerbörsen“, sagt Frithjof Jönsson von der Verbraucherzentrale in Berlin. Und Pamela Moucha von www.singleboersen-vergleich.de betont: „Fake-Profile werden bei den großen Anbietern relativ schnell aussortiert.“

Allerdings täuschen unseriöse Portale mit gefälschten Profilen immer wieder einen heißen Chat vor, um Nutzer mit Hilfe falscher Profile dazu verleiten, kostenpflichtige Leistungen in Anspruch zu nehmen. Wenn selbst nachts Mails sofort beantwortet werden oder gleich mehrere Frauen einen umschmeicheln, sollte man misstrauisch werden. Der Verdacht liegt nahe, dass hier Moderatoren chatten.

Dabei handelt es sich um Portal-Angestellte, die sich etliche Schein-Identitäten zulegen, seriöse Portale unterlaufen und Singles im Auftrag der Betreiber auf die eigene Plattform locken sollen, wie Pamela Moucha erklärt. Dort sollten sie möglichst lange mit den Nutzern chatten. Bei den meisten Plattformen ist die Anmeldung kostenlos, alle weiteren Dienste gehen aber ins Geld.

Adult-Dating

Seitensprungbörsen, Casual-Dating-Portale und Erotiktreffs haftet das Image des Schmuddeligen an. Da das Fremdgehen quasi ein Markenzeichen vieler Portale ist, sollte man die Angebote sorgfältig prüfen. Nicht, dass man am Ende selbst der Betrogene ist.

Social Dating

Tinder ist die bekannteste mobile Dating-App, um zu flirten oder Bekanntschaften zu knüpfen. Daneben gibt es andere wie Badoo, Twoo, Zoosk, Lovoo oder Spin. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene nutzen solche sozialen Netzwerke. Doch die Risiken sind nicht zu unterschätzen.

Die Anonymität kann auch missbraucht werden, um nichts ahnende Flirter arglistig zu täuschen. Für Internet-Stalker bietet Social Dating ganz neue Operationsfelder. Und ob der Online-Flirt auch wirklich so nett und harmlos ist, wie er beim Chatten vorgegeben hat, weiß man erst, wenn man ihm leibhaftig begegnet.

Was man tun kann

„Bleiben Sie misstrauisch und bewahren Sie sich Ihren gesunden Menschenverstand“, rät Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Hinterfragen Sie die Motivation der Person, mit der sie vermeintlich zu tun haben.“

Ein weiterer Tipp: „Schließen Sie die kürzest mögliche Vertragslaufzeit ab. Achten Sie auf Kündigungsfristen und lesen Sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, um späteren juristischen Ärger zu vermeiden.“

Rehberg rät, nur per Einschreiben zu kündigen. Wer einmal Kontakt mit Flirtportalen, Singlebörsen oder Partnervermittlungen hatte, müsse damit rechnen mit Mahn- und Inkassobriefen überschüttet zu werden.

Singles,

Singles

2015 lebten laut Statistik knapp 17 Millionen Deutsche (21,25 Prozent) zeitweise oder als Dauerzustand in Einpersonenhaushalten. 2000 waren es nur 13,75 Millionen ( 17,2 Prozent).

Umsatz

Laut Online-Dating-Markt-Report 2015-2016 gibt es im deutschsprachigen Raum 2500 Online-Dating-Portale (Singlebörsen, Partnervermittlung, Seitensprung-Agenturen, Sextreffs, Social Dating). Der Umsatz betrug knapp 200 Millionen Euro.

Nutzer

Von den 118 Millionen in Deutschland registrierten Mitgliedern von Dating-Portalen haben sich die meisten kostenlos bei mehreren Portalen angemeldet, ohne die Angebote zu nutzen. Die Zahl der aktiven und damit zahlenden Nutzer liegt monatlich bei 8,4 Millionen. Hinzu kommen weitere 3,5 Millionen, die auf Erotik-Kontakte aus sind. Zusammen sind das 11,9 Millionen, jährlich kommen 200 000 neue Nutzer hinzu.

Ranking

Mit 41,2 Prozent hat das Social Dating (Tinder, Badoo, Lovoo) den größten Marktanteil, gefolgt von Adult-Dating (24,3 Prozent), Partnervermittlung (15,8 Prozent), Online-Kontaktanzeigen (13,6 Prozent) und Nischenanbietern (5,4 Prozent).

Graumarkt

Die größten Steigerungsraten beim Online-Dating verzeichnet der Graumarkt. Experten zufolge infiltrieren unseriöse Geschäftemacher etablierte Dating-Portale oder bieten eigene Plattformen an. Der Einsatz von Animateuren, Moderatoren und gefälschten Profilen wird in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen eingeräumt, so dass die Betreiber rechtlich abgesichert sind. Ethisch hingegen bewegen sie sich in einer Grauzone.