In unserer Serie „Das Gegnerinterview“ kommen regelmäßig Journalisten, Fans oder Bloggern des aktuellen VfB-Gegners zu Wort. Mit Sebastian Fiebrig und Gero Langisch vom Union-Blog „Textilvergehen“ haben wir über das anstehende Spiel  Union Berlin gegen VfB Stuttgart bei den "Eisernen"  gesprochen.

Berlin - Sebastian Fiebrig und Gero Langisch betreiben mit mehreren Mitstreitern das Fußballblog „Textilvergehen“, das sich den „Eisernen“ von Union Berlin widmet. Erst kürzlich wurde das Blog von der „Akademie für Fußballkultur" zu Deutschlands bestem gekürt. Vor dem Spiel des VfB Stuttgart in Berlin haben wir mit ihnen über die Berliner Fankultur, Simon Terodde und Jens Kellers Schlagfertigkeit gesprochen.

Das Spiel gegen den VfB steht an. Was erwartet ihr von der Partie?

Langisch: „Für mich fühlt es sich ein bisschen an wie ein Derby.“

Bitte?

Langisch: „Naja, ich wohne im Prenzlauer Berg. (lacht) Spaß beiseite, das Interesse an der Partie ist riesig, in meinem privaten Umfeld konnte ich mich vor Kartenanfragen kaum retten. Spielerisch erwarte ich ein intensives, schmutziges, rassiges Spiel. Die Hütte wird ausverkauft sein, die Tabellenkonstellation ist vielversprechend. Es wird bestimmt eine gute Partie.“

Fiebrig: „Da kann ich nur beipflichten. Ich erwarte zwei offensive Mannschaften, die unbedingt gewinnen wollen. Beide Teams haben klar definierte Ziele. Es wird ein Spiel mit offenem Visier.“

Im Stuttgarter Umfeld war oft davon die Rede, dass der VfB „endlich mal gegen den coolen Verein aus Berlin“ spielt. Was sagt ihr dazu?

Fiebrig: „Das Kompliment nehmen wir natürlich gerne an!“

Langisch: „Absolut. Es ist auch eine Bestätigung dafür, welche Entwicklung Union in den letzten Jahren genommen hat, was die öffentlich Wahrnehmung natürlich entsprechend beeinflusst.“

Inwieweit ist diese Entwicklung darin begründet, dass Union zu DDR Zeiten der einzige Club in Berlin war, der nicht von der Eisenbahn, der Stasi oder der Polizei beeinflusst war?

Fiebrig: „Das hat daran einen großen Anteil. Zu Union zu gehen war immer schon ein Statement. Damit hat man klar ausgedrückt, dass man sich nicht vom Staatsapparat „auf Linie bringen“ lassen wollte.“

Langisch: „So ist es. Union war schon immer der Club der sein eigenes Ding gemacht hat. Union-Fan zu sein bedeutete gewissermaßen eine Protesthaltung gegenüber der Obrigkeit. Das ist wirkt zwar heute an manchen Stellen etwas aufgesetzt, ist aber immer noch in der DNA des Clubs und vor allem der Fans verankert.“

Es gibt ja einige Verbindungen zwischen dem VfB und Union. Beispielweise Trainer Jens Keller oder Dennis Rudel, der aus Stuttgart stammende Torwarttrainer. Wie ist die Wahrnehmung der beiden Herren?

Fiebrig: „Als Keller hierher kam war mein erster Gedanke „Ohje, so ein Langweiler“. Mittlerweile muss ich meine Meinung komplett revidieren. Jens Keller ist eine coole Socke. Er trifft den richtigen Ton, gerade im Umgang mit der Mannschaft. Aber auch gegenüber den Fans beweist er Schlagfertigkeit und kann gut mit der „Berliner Schnauze“, der man hier ständig begegnet, umgehen. Sportliche Kompetenz hat er zudem unbestritten. Was Union unter ihm spielerisch anbietet, kann sich sehen lassen.“

Langisch: „Das kann ich nur bestätigen. Zu Dennis Rudel kann man wenig sagen, weil er öffentlich kaum in Erscheinung tritt. Was man sagen kann: Seit er hier ist, hat sich das Torwartspiel bei Union merklich verändert. Früher hatten wir immer Keeper die eben gut auf der Linie waren und das war´s. Heute wird das Spiel vom Torhüter mit aufgebaut, das hat fußballerisch eine ganz andere Qualität. Das ist definitiv Rudel zuzuschreiben.“

Und dann ist da noch Simon Terodde…

Langisch: „…der einige der schönsten Tore geschossen hat, die jemals in der Alten Försterei erzielt wurden. Er hatte zwar ein eher durchwachsenes letztes Jahr bei uns, aber sein Weggang war ein dennoch herber Verlust.“

Fiebrig: „Das sehe ich nicht ganz so. Terodde ist ein Stürmer, der in einer funktionierenden Mannschaft gut spielen kann. Aber er ist keiner, der mal ein Spiel alleine dreht und eine Mannschaft mitreißen kann. Der vorneweg geht. Genau so einen hätte man aber benötigt und hat in Bobby Wood damals einen solchen Typen auch bekommen.

Hinterher ist man aber immer schlauer und wenn man sieht, wie er später in Bochum aufdrehte, dann war es natürlich fragwürdig, Terodde einfach gehen zu lassen. Für ihn persönlich war der Schritt  natürlich goldrichtig.“

Abschließend noch einmal zurück zum Spiel. Was tippt ihr?

Langisch: „Ich denke Union gewinnt 3:2.“

Fiebrig: „Nein, das geht deutlicher aus. Wir gewinnen 2:0.“

Zu Textilvergehen:

Unter www.textilvergehen.de bloggen Fiebrig, Langisch und ihre Mitstreiter täglich rund um die „Eisernen“ von Union Berlin. Regelmäßig wird auch ein Podcast angeboten. Die Blogger wurden für ihren Einsatz auch schon mit der Silbernen Ehrennadel des Vereins ausgezeichnet. Auch auf Twitter und Facebook ist Textilvergehen zu finden.

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