Eigentlich sehen sich Manne und Mohli aus Filderstadt nicht als Supertalente, sondern als Durchschnittsmusiker in Sanitäterklamotten. Dieter Bohlen sieht das offenbar anders – und die Internetgemeinde auch.

Bonlanden - Wenn man durch die Tür der Rettungswache tritt, hört man das Gesangsduo Manne und Mohli schon musizieren. Wenn sie keine Gitarre halten oder auf dem Cajón – einer Art Holztrommel – sitzen, summen die Rettungssanitäter vor sich hin. Dabei haben sie immer ein Lächeln im Gesicht und einen lockeren Spruch auf den Lippen. Die Männer haben sich im Rettungsdienst auf der Wache in Bonlanden kennengelernt. „Da haben wir festgestellt, dass wir das gleiche Hobby haben: Musik“, sagt der 38-jährige Manuel Ott alias Manne.

Er macht seit mehr als 20 Jahren Musik mit seiner Partyband. Als vor ein paar Jahren ein Bandkollege für einen Auftritt ausfiel, kam Heinz Mohl (Mohli) ins Spiel. Ott fragte seinen Kollegen, ob er einspringen könnte. Gesagt, getan: Mohl spielte den Auftritt, obwohl er zuvor nie mit der Band geprobt hatte. „Es passte einfach menschlich und musikalisch“, erzählt Ott.

Inzwischen musizieren die Sanitäter in beinahe jeder Dienstpause, oder während sie auf den nächsten Einsatz warten. Diese Beschäftigung wäre im Verborgenen geblieben, hätten sie nicht vor einiger Zeit ein Lied aufgezeichnet. „Es war nie gedacht, dass es veröffentlicht wird“, sagt Mohl. Ott aber stellte das Video – ohne dass es sein Kollege wusste – auf seine Facebook-Seite. „Der Schuss ging nach hinten los“, sagt Ott. Innerhalb von sieben Stunden hatten sich 6000 Nutzer die beiden singenden Sanitäter angeschaut, und es wurden immer mehr. Mohl war völlig überrascht: „Das Ding ist abgegangen wie Schmidts Katze.“

Wenn ein Notruf eingeht, lassen sie alles stehen und liegen

Der Rettungsdienstleiter wusste nichts von dem musikalischen Talent seiner Sanitäter. „Wir sind zum Chef gegangen und haben ihm gesagt, dass wir was angestellt haben“, sagt Mohl. Der erlaubte den beiden das Singen dann ganz offiziell, solange die Arbeit auf der Wache nicht beeinträchtigt werde. Denn wenn ein Notruf eingeht, muss alles schnell gehen: „Wir lassen alles stehen und liegen. Das Fahrzeug muss innerhalb von zwei Minuten vom Hof fahren, da darf keine Verzögerung entstehen“, sagt Mohl.

Die Sanitäter luden nun mehr Videos von Countrysongs, schwäbischem Liedgut und allem, was ihnen so einfiel, auf Youtube hoch: Mohl spielt dabei Gitarre, Ott trommelt das Cajón. Und dann kam die Einladung: Das singende Sanitäterduo sollte bei der RTL-Fernsehsendung „Das Supertalent“ auftreten. „Eigentlich hatten wir ein mulmiges Gefühl. Denn wir wollten nicht durch den Kakao gezogen werden“, sagt Ott. Sie fragten den Chef. Und der sagte, dass das Duo „Manne und Mohli“ die Einladung nicht ablehnen könne.

Beim Supertalent bekamen sie drei Mal ein Ja

Im September fuhren sie zur Aufzeichnung der Sendung nach Berlin. „Angst hatten wir nicht, aber die Hosen voll bis zum Stehkragen“, sagt Mohl. Aber als die beiden nach einem Tag voller Interviews abends auf der Bühne standen, war die Nervosität wie weggeblasen. „Dann war es plötzlich ein Auftritt wie jeder andere“, sagt Mohl.

Eigentlich hatten die beiden drei Neins von der Jury erwartet. Damit wären sie nicht in die nächste Runde gekommen. Stattdessen stimmten Dieter Bohlen, Nazan Eckes und Bruce Darnell für Ja – und gaben „Manne und Mohli“ damit grünes Licht. Ob sie aber wirklich ins Halbfinale kommen, ist noch nicht entschieden. Denn davor wird noch einmal ausgesiebt. Deshalb steht auch noch kein Termin für ihren nächsten Auftritt fest. Die Sanitäter fänden es nicht tragisch, wenn es nicht klappt. „Wären wir zwei singende Versicherungsvertreter, würde das wahrscheinlich keinen interessieren“, sagt Mohl. Ott ist ähnlicher Meinung: „Wir sehen uns nicht als Supertalente, sondern als durchschnittliche Musiker in Sanitäterklamotten.“ Da ihre Kleidung während des Dienstes in Mitleidenschaft gezogen wird, bekam das Duo von seinem Arbeitgeber eine zweite Ausrüstung für die Auftritte. Das ist für Mohl nicht selbstverständlich: „Wir bekommen eine unglaubliche Unterstützung.“