Am Freitag erscheint das neue Unplugged-Album des Panda-Rappers Cro. Wir begeben uns auf eine Spurensuche zwischen Realität und virtuellem Erscheinungsbild.

Stuttgart - Wie lässt sich Erfolg von Künstlern heute messen? An Nummer-eins-Songs? Wie oft das Album verkauft wurde? Wie oft das neue Video auf You Tube angeklickt wurde? Wie viele Fans der Star auf Facebook hat? Es ist eine Mischung aus alldem. Ein Gradmesser sind natürlich auch die Konzerte. Cro spielte Ende 2014 zweimal in der Schleyerhalle. Das machte vorher auch Helene Fischer. Nur die Fantastischen Vier schafften das dreimal hintereinander. Am Ende der „Mello“-Tour werden mehr als 140. 000 Menschen den Stuttgarter Pandarapper live gesehen haben.

Fans sind der wichtigste Faktor im Popgeschäft. Die US-amerikanische Popsängerin Taylor Swift, der zehn Millionen auf Instagram folgen, sagte jüngst in einem Interview, dass Künstler in Zukunft nur noch Verträge bekommen, weil sie Fans hätten. Damit wird die Popmaschinerie herumgedreht.

2.178.453 Menschen gefällt Cro auf Facebook. In diesem Moment könnten es aber auch schon mehr sein. Auf Instagram folgen ihm mehr als 270.000 Menschen. Instagram ist ein Netzwerk, auf dem es nur um Fotos geht. Wem ein Foto gefällt, klickt auf das Herz. Je mehr Herzen, desto beliebter.

Social Media - ein Teil der Inszenierung

Sozialen Kanäle sind heute Teil des Popgeschäfts und der Inszenierung sind. Die virtuelle Ebene ist für Popstars wichtig. So wichtig, dass es gar nicht mehr ohne geht. Es ist der direkte Weg zu den Fans, ohne Umwege über Manager oder Pressesprecher. Nicht nur, dass man hier viele Fans direkt erreichen kann, man muss sich auch eigene Leitlinien setzen: Wie präsentiert man sich in der virtuellen Schaubude? Was gebe ich wo von mir preis? Zeige ich meinen Fans mein Wohnzimmer oder nur, wo ich meine Donuts kaufe? Wie inszeniert sich der Popstar als Marke?

Cro postet Bilder von sich, von seinen neuen Turnschuhen und seinem Auto. Kein Zufall, dass er für die Marke auch noch Botschafter ist. Instagram ist längst auch Werbeplattform.

Popstars sind keine unnahbaren Wesen mehr, von denen man vielleicht eine Autogrammkarte zugeschickt bekommt. Heute hätte man am liebsten ein Selfie mit seinem Star, ein Foto, auf dem Künstler und Fan gemeinsam zu sehen sind. Näher geht’s nicht.

Robbie Williams twittert live aus dem Kreißsaal, Astronauten schicken Selfies aus dem All. Immer soll das Gefühl entstehen: Ich, der Mensch, der da ins Smartphone stiert, bin meinem Star ganz nah. In jedem wichtigen Moment seines Lebens. Sogar bei der Geburt seines Sohnes.

Konzerte machen aus Klicks echte Menschen

Im Fall von Cro kommt noch ein anderer Aspekt hinzu: Er ist ein Gewächs des Internets. Und zugleich auch Phantom, weil er stets eine Maske trägt. Der 24-Jährige wurde dank der virtuellen Präsenz bekannt. Und das im Zeitraffer. Sein erster Hit „Easy“ wurde mittlerweile mehr als 42 Millionen Mal auf der Videoplattform You Tube angeschaut.

Es sind aber Konzerte, die aus Klicks echte Menschen machen. Aus virtuellen Likes wird Applaus, Instagram-Herzchen werden zu leuchtenden Smartphones in der Halle.

Cro ist das, was früher mal Take That waren, vor ein paar Jahren noch Tokio Hotel. Er ist ein Teeniestar. Cro-Fans kreischen, manche kippen um, weil sie zu aufgeregt sind und das erste Mal ein Konzert besuchen. Cro-Fans nennen sich „Pandas“. Viele tragen bei Konzerten Strickmützen im Pandalook, manche sogar Masken. Alle haben ein Smartphone dabei, mit dem sie jeden Schritt des Popstars auf der Bühne festhalten.

Cro macht natürlich in erster Linie Musik. Cro liefert das Komplettpaket zum Sound der Jugend: Er entwirft Klamotten, hat sein eigenes Modelabel VioVio. Es gibt den putzigen Pandabären als Actionfigur, er ist Markenbotschafter von Mercedes, wirbt für McDonald’s, entwarf T-Shirts für H&M. Der Rubel rollt.

Fast schon altmodisch haben Cros Manager Sebastian Andrej Schweizer und Cros DJ Psaiko.Dino ein Buch geschrieben, das Menschen über zwanzig nur schwer verstehen. „Easy Does It – Cro, die Maske und der ganze Rest“, so der Titel, befindet sich seit Wochen in der „Spiegel“-Sachbuch-Bestsellerliste. Es ist nicht wirklich Cros Biografie, sondern zeigt vielmehr, wie schnell der Erfolg von Cro und dem Label Chimperator vonstatten ging.