Jenke von Wilmsdorff hat für eine TV-Doku Drogen konsumiert. Foto: dpa

Jenke von Wilmsdorff mag Diskussionen um seine Sendungen. Der RTL-Reporter testete im TV die Wirkung von Drogen an sich selbst und scheut dabei auch nicht mögliche Konflikte mit der Justiz.

Hannover/Köln - Nach dem Drogen-Selbstversuch von RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff vom Montagabend wird die deutsche Medienaufsicht aktiv. „Wir prüfen, ob es einen Anfangsverdacht gibt, dass die Ausstrahlung jugendgefährdend gewesen ist“, sagte eine Sprecherin der für den Kölner Sender zuständigen Niedersächsischen Landesmedienanstalt in Hannover der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Beschwerden seien bisher aber keine eingegangen.

RTL steht zum „Jenke-Experiment“: „Wir dokumentieren das Thema, anstatt es zu tabuisieren“, entgegnete eine RTL-Sprecherin. „Drogenkonsum wird nicht verherrlicht, sondern eingeordnet, um vor den zerstörerischen Konsequenzen zu warnen.“ Der 50-jährige RTL-Reporter hatte in einer Reportage Drogen genommen, um ihre Wirkung zu testen - unter anderem Ecstasy, Ritalin, K.O.-Tropfen und Speed, außerdem in Portugal LSD.

„Wir setzen uns mit dem Thema Drogensucht auseinander, weil es in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und damit höchst relevant ist“, hieß es von RTL. „Dazu gehört die dokumentarische Darstellung des Missbrauchs und auch die berauschende Wirkung der Drogen, die ja die Sucht erst auslöst.“ Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft sagte auf Anfrage, sobald der Anfangsverdacht einer Straftat vorliege, sei man von Amtswegen verpflichtet, aktiv zu werden. Erstmal müsse aber geprüft werden, was in der Sendung am Montag passiert sei.

„Risiko überschaubar und kontrollierbar“

Für Reporter von Wilmsdorff, der in Selbstversuchen bereits über Themen wie Leben mit Behinderung, Altern, Tod oder Alkohol behandelte, war dies nach März 2014 die zweite Auseinandersetzung mit Drogen - und das völlig gesetzeskonform, wie RTL meint. Bei den benutzten Drogen habe es sich um sogenannte „legal highs“ gehandelt. „Die Stoffe können in Deutschland legal gekauft werden, da sie nicht in den Anlagen des Betäubungsmittelgesetzes aufgeführt sind“, zitiert RTL seinen beratenden Forensischen Toxikologen des Universitätsklinikum Freiburg, Volker Auwärter.

„Durch die professionelle Begleitung war das Risiko überschaubar und kontrollierbar“, meinte Auwärter weiter. Die Dosierung sei mit ihm besprochen und in einem Bereich gehalten geworden, der zwar zu einer Wirkung führe, aber keine Vergiftung verursache. „Bei den Experimenten war immer ein ausgebildeter Rettungssanitäter anwesend.“

Anerkennung und Kritik

Einen Nachahmungseffekt befürchtet er nicht. „Präventionsarbeit erfordert die realistische Darstellung der positiven Wirkungen und der Risiken. Ansonsten verliert sie ihre Glaubwürdigkeit und erreicht das Gegenteil des gewünschten Effekts.“

Im Netz wurde am Montagabend recht rege diskutiert. Viele Twitterer zeigten ihre Anerkennung, kritisierten aber auch unter anderem: „Ich weiß noch nicht, wie unglaublich respektlos gegen über dem Leben ich diese Sendung finden soll.“

Oder: „Warte schon gespannt auf das Experiment, in dem er sich mit diversen Geschlechtskrankheiten anstecken lässt. Entertainment ist alles!“

Beim Sender gingen 15 E-Mails ein, überwiegend positiv, hieß es. Zwei Zuschauer beschwerten sich über den Beitrag. Immerhin stimmte für RTL die Einschaltquote: 3,88 Millionen Zuschauer guckten zu. Beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren lag der Marktanteil bei knapp 25 Prozent.