Der Ludwigsburger Clifford Hammonds (li.) hat gegen Banvit BK das Nachsehen Foto: Baumann

Auf dramatische Weise haben die MHP Riesen Ludwigsburg den Einzug ins Final Four der Champions League verpasst. Immerhin bleibt dem Team von Trainer John Patrick ein Trostpflaster.

Ludwigsburg - Was für ein Nervenkrimi! Am Ende fehlten nach 80 gespielten Minuten ganze 0,7 Sekunden (!) zum Einzug der MHP Riesen ins Final Four der Basketball-Champions-League. Jordan Theodore hatte die Gäste von Banvit BK zum 59:53-(31:28-)Sieg im Viertelfinal-Rückspiel geschossen und damit die Fünf-Punkte-Niederlage aus dem Hinspiel vor einer Woche wettgemacht. Aus und vorbei!

„Wir haben trotzdem eine gute internationale Saison gespielt, aber natürlich sind wir enttäuscht“, sagte Ludwigsburgs Center Johannes Thiemann, der in der Schlussphase mit dem fünften Foul fehlte. Dabei hatte seine Mannschaft den Einzug ins Endturnier in der Hand, als Rocky Trice mit einem Dreier 1:48 Minuten vor Schluss zum 52:52 getroffen hatte. Doch Trainer John Patrick hatte schon vorab gewarnt: „Es wird eine ganz andere Angelegenheit als das Hinspiel. Das ist ein Do-or-Die-Spiel.“ Leben oder sterben also, etwas martialisch ausgedrückt.

Die Riesen kämpfen mit dem letzten Aufgebot

Die MHP-Arena war zwar wie erwartet nicht ausverkauft, aber vor den 3669 Zuschauern dennoch ein kleiner Hexenkessel, ähnlich wie vor einer Woche in der Türkei, als sich die Mannschaft aber auch nicht verrückt machen ließ. Die Riesen kämpften mit dem letzten Aufgebot – Tekele Cotton fällt mit einem Handbruch weiter aus, DJ Kennedy ist international noch nicht spielberechtigt, und dann musste auch noch Kelvin Martin nach vier Minuten mit Oberschenkelproblemen vom Feld. „Banvit war tiefer besetzt, wir waren am Ende auch etwas müde“, sagte Patrick. Seine Mannschaft startete nervös in diese so bedeutende Partie, davon konnten sich auch routinierte Spieler wie Jack Cooley, der vergangene Saison mit Malaga noch im Eurocup spielte, oder Cliff Hammonds, der schon mal ein Jahr in Banvit unter Vertrag stand, nicht ganz frei machen, so dass Banvit nach dem ersten Viertel 21:12 und kurz danach sogar 24:12 führte.

Doch dann schlichen sich auch bei den Türken zunehmend Fehler ein, während Ludwigsburg nun mehr und mehr sein aggressives Spiel einbringen konnte, das bisher auf internationaler Bühne noch keiner Mannschaft geschmeckt hat. Vor allem der in Abwehr und Angriff starke Drew Crawford (14 Punkte) und Thiemann (11), aber auch der Back-up Martin Breuning konnten dem Spiel ihren Stempel aufdrücken, während bei den Gästen der türkische Jungstar Furkan Korkmaz (vom NBA-Team Philadelphia gedraftet) erst in der Endphase zeigte, was er draufhat. Zwar gingen die Riesen noch mit einem 28:31-Rückstand in die Pause – doch das hätte fürs Weiterkommen gereicht.

Jetzt können sich die Riesen ganz auf die Bundesliga konzentrieren

Dann lag Banvit (total) zwei Punkte vorne vor dem letzten Viertel (nachdem das Team zuvor fünf Freiwürfe vergab). Wer hatte am Ende die besseren Nerven? Drei Minuten vor Schluss drohte noch Verlängerung (bei 47:52), dann traf Tryce mit einem Dreier – aber eben nicht ins Glück.

Ganz kleines Trostpflaster: Durch das Verpassen des Final Four kommt es jetzt in der Liga nicht zu einem Termingerangel. Weil die Champions League am letzten April-Wochenende ausgetragen wird, hätte der parallel stattfindende letzte Doppelspieltag in der Liga verlegt werden müssen. Und das wäre aus Ludwigsburger Sicht im Kampf um die nun anstehenden Play-off-Plätze ein echtes Handicap gewesen. Da gilt es Banvit aus den Köpfen zu kriegen, am Samstag kommt Würzburg.