Die Freude ist riesig nach dem Joker-Tor von André Schürrle. Foto: AP

Joker Schürrle hat gestochen. Der Weltmeister schießt Wolfsburg mit zwei Toren zum Sieg bei ZSKA Moskau. Damit steht fest, dass die Niedersachsen mindestens in der Europa League bleiben. Ein Remis gegen Manchester reicht für das Achtelfinale der Königsklasse.

Moskau - Nach seinen ersten Toren für den VfL Wolfsburg in der Königsklasse wollte André Schürrle gar nicht reden. „Nein, nein, ich sage nichts“, rief der Sieggarant und eilte Richtung Ausgang. Zuvor hatte der zuletzt stark kritisierte Angreifer das Tor zum Champions-League-Achtelfinale für Wolfsburg weit aufgestoßen. Nach dem schmeichelhaften 2:0 (0:0) am Mittwoch bei ZSKA Moskau durch die Treffer des eingewechselten Nationalspielers in der 67. Minute und 88. Minute reist der deutsche Fußball-Vizemeister in zwei Wochen als Tabellenführer der Gruppe B zu Bastian Schweinsteigers Manchester United.

Wolfsburg reicht nach dem 0:0 der Engländer beim PSV Eindhoven schon ein Punkt zum erstmaligen Erreichen der K.o.-Runde. „André Schürrle war heute der Spieler, der den Unterschied ausgemacht hat“, lobte Trainer Dieter Hecking den Weltmeister. „Wir sind unserem großen Ziel, in der Champions League zu überwintern, einen großen Schritt näher gekommen.“

Nicht mehr zu nehmen ist den Niedersachsen schon jetzt Platz drei und die damit verbundene Qualifikation für die Europa League. Vor allem in der zweiten Halbzeit hatte Wolfsburg vor 16 450 Zuschauern auch Glück. Schürrles erstes Champions-League-Tor für Wolfsburg kam nur unter gütiger Mithilfe von Moskaus Schlussmann Igor Akinfejew zustande - die UEFA wertete den Treffer sogar zunächst als Eigentor. „Für mich hat er zwei Tore gemacht. Wir haben immer an ihn geglaubt“, sagte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs. Kurz vor Schluss erwischte Schürrle Akinfejew auf dem falschen Fuß und setzte den Schlusspunkt. Die Moskauer, die zum dritten Mal in der Gruppenphase scheiterten, hatten zuvor die besseren Chancen gehabt.

Die Russen überraschten Wolfsburg

„Es war schon auch Dusel dabei. Aber das haben wir uns erarbeitet“, sagte Maximilian Arnold. Zu Sieggarant Schürrle sagte er: „Heute hat er auch endlich mal getroffen.“ „Ich glaube, dass wir heute gezeigt haben, dass wir auch kämpferisch ein Spiel lösen können“, sagte Marcel Schäfer, der neben Torwart Diego Benaglio bereits vor sechs Jahren gegen ZSKA dabei war, als Wolfsburg das Weiterkommen in der Königsklasse durch ein 1:2 verspielt hatte. „Wir können leider immer noch keinen Haken an die Champions League machen“, sagte Allofs - doch die Ausgangslage hat sich enorm verbessert.

Wolfsburg musste kurzfristig ohne Julian Draxler auskommen, was die Offensivoptionen weiter einschränkte. Der Siegtorschütze aus dem Hinspiel hatte sich im Abschlusstraining verletzt. Nach Ricardo Rodriguez und Luiz Gustavo fehlte schon der dritte Stammspieler.

Die Russen agierten zunächst eher defensiv, was überraschte, denn sie brauchten noch eher einen Sieg als der VfL. Die Überlegenheit nutzte Wolfsburg zunächst nichts. Zu statisch ging man im Spielaufbau zu Werke. Zu offensiv durfte Wolfsburg auch nicht agieren. ZSKA setzte über die schnellen Angreifer Ahmed Musa und Seydou Doumbia auf Konter. Als Schäfer den Ball gegen Zoran Tosic (30.) vertändelte, wäre Doumbia fast entwischt. Aber Dante konnte klären.

Verlegenheitsangriff endete in Führungstreffer

Kurz darauf hatte auch Wolfsburg eine erste gefährliche Aktion, doch Bas Dost verpasste eine Hereingabe von Schäfer (33.). In der bislang schwungvollsten Phase des Spiels traf Musa (34.) das Außennetz. Für Wolfsburg vergabe Max Kruse (35.) kurz darauf mit einem Schuss direkt auf Akinfejew die beste Chance.

Moskau startet deutlich offensiver in die zweite Halbzeit und setzte die VfL-Abwehr nun richtig unter Druck. Als Doumiba (47.) flankte, konnte wieder Dante klären. Kurz darauf musste Benaglio binnen Sekunden gleich zweimal klären. VfL-Trainer Dieter Hecking reagierte und brachte Schürrle (61.). „Er ruft nicht ab, was wir uns erhoffen, was er sich selber erhofft“, hatte der Coach den 32-Millionen-Einkauf kürzlich kritisiert. Schürrle war kaum auf dem Platz, da hätte Moskau fast getroffen. Ein Schuss des Ex-Kölners Tosic ging an den Pfosten.

Was eher wie ein Verlegenheitsangriff begann, endete dann mit dem glücklichen Führungstor. Einen langen Ball von Dante verlängerte Dost auf Schürrle. Dessen Schuss, wohl eher als Hereingabe gedacht, lenkte Akinfejew ins Tor. Moskau drängte auf den Ausgleich - rannte sich aber in der VfL-Abwehr immer wieder fest. Kurz vor Schluss rettet Naldo gegen Musa (85.), dann setzte Schürrle mit seinem zweiten Tor den Schlusspunkt.