Konzernchef Dieter Zetsche hat einen Vertrag bis Ende 2016 Foto: Leif Piechowski

Mit der Berufung von Ola Källenius leitet Daimler die Verjüngung des Vorstands ein. Der gebürtige Schwede steigt damit auch zum heißen Kandidaten für Zetsches Nachfolge auf.

Stuttgart - Fast wirkt es wie abgesprochen. Nur zwei Tage nachdem BMW mit Harald Krüger einen 49-jährigen Vorstandschef präsentierte und Volkswagen-Chef Martin Winterkorn bei der Kernmarke Herbert Diess (54) installierte, zieht Daimler in Sachen Generationswechsel nach. Der Konzern beruft Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius (45) in den Daimler-Vorstand. Dieser hat damit wieder acht Mitglieder.

Källenius behält seine Aufgabe und besetzt rein rechnerisch die Stelle, die durch den Weggang des ehemaligen Mercedes-Produktionschefs Andreas Renschler zu Volkswagen frei geworden war. Mit dem Aufrücken in den Vorstand wird Ola Källenius zum möglichen Kronprinzen von Konzernchef Dieter Zetsche. Dessen Vertrag läuft bis Ende 2016, spätestens in der Aufsichtsratssitzung im Februar desselben Jahres wird über seine Vertragsverlängerung entschieden.

Experten wie Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach halten es für wahrscheinlich, dass Zetsche angesichts des aktuellen Erfolgs für weitere drei Jahre an der Spitze des Unternehmens bleibt. Doch schon jetzt stellt sich die Frage, wer danach das Sagen hat. Hier die aussichtsreichsten Kandidaten in der Analyse.

Ola Källenius: Mit der Beförderung in den Vorstand läutet der gebürtige Schwede dort den Generationswechsel ein. „Mit Ola Källenius stellen wir uns jünger und internationaler auf. Beides sind Eigenschaften, die wir auch bei unseren Kunden sehen“, sagt Aufsichtsratschef Manfred Bischoff zu der Entscheidung. Der 45-Jährige war zuvor Chef des US-Werks in Tuscaloosa sowie der Sportwagen-Tochter AMG. Als Vertriebschef soll er nun die Produktoffensive bei Mercedes in den nächsten Jahren begleiten und die Modelle zum Kunden bringen. Mit neuen Kanälen wie Online-Verkauf oder kleinen Repräsentanzen, die eher wie Cafés anmuten, sollen junge Käuferschichten gewonnen werden. Källenius wird in den Medien schon länger als möglicher Kronprinz gehandelt. Er hätte wohl beste Chancen, wenn Zetsche seinen Vertrag nochmals verlängert. „Dann kann er sich richtig zu beweisen“, sagt Stefan Bratzel.

Markus Schäfer: Der 49-Jährige leitet das überaus wichtige Produktionsressort und ist damit zuständig für das globale Wachstum. Neben der Errichtung von neuen Werken wie etwa in Mexiko gehört dazu auch die Modernisierung der deutschen Standorte. Bei der Vorstellung seiner Strategie in Sindelfingen setzte Schäfer vor Journalisten gleich ein Zeichen. Seine Zweifel an der Notwendigkeit einer eigenen Gießerei hatten heftige Diskussionen ausgelöst. Schäfer ist ein Mann der klaren Worte und verfügt über internationale Erfahrung. So leitete er etwa das Werk in Tuscaloosa. Zwar hat Källenius mit der Berufung in den Vorstand die besseren Karten. Abschreiben sollte man Markus Schäfer deshalb aber nicht.

Klaus Zehender: Bei Mercedes gehört er zur jungen Riege der Bereichsvorstände. Zehender (47) ist zuständig für den Einkauf und die Lieferantenqualität. Damit zeichnet er zwar für das wichtige Thema der Kosten in der Produktion sowie bei den Zulieferern verantwortlich. Dem gebürtigen Waiblinger fehlt jedoch die große internationale Erfahrung, daher dürfte er die geringsten Chancen haben.

Wolfgang Bernhard: Auf eine mögliche Zetsche-Nachfolge angesprochen, antwortet der 54-jährige Nutzfahrzeugchef stets, dass ihm sein Job Spaß mache und er in solchen Dimensionen überhaupt nicht denke. Doch Bernhard gilt inklusive Zwischenstation bei VW als überaus erfahrener Topmanager, der den Konzern seit vielen Jahren kennt. Zudem hat er das Lkw-Geschäft wieder in die Erfolgsspur geführt. Sein zuweilen konfliktträchtiges Verhältnis zum Betriebsrat hat sich gebessert. Allerdings stellt sich die Frage, ob Bernhard nicht schon zu alt ist, sollte Zetsche seinen Vertrag nochmals um drei Jahre verlängern. Aus genau diesem Grund hatte Ex-Mercedes-Produktionschef Andreas Renschler, zwei Jahre älter als Bernhard, zu Beginn des Jahres Daimler verlassen. Er sah keine Chance mehr, noch rechtzeitig das Ruder übernehmen zu können.

Bodo Uebber: Der 55-jährige Konzern-Finanzchef ist ein ausgewiesener Experte auf seinem Gebiet. In den vergangenen Jahren ist es dem gebürtigen Solinger gelungen, den Konzern gegen die großen Währungsschwankungen auf den Märkten erfolgreich abzusichern. Anders als in früheren Jahren hat Daimler unter seiner Führung außerdem mit Finanzbeteiligungen wie etwa bei Tesla oder Tognum gute Gewinne gemacht. Gegen Uebber spricht neben dem Alter, dass es dem studierten Wirtschaftsingenieur an Führungserfahrung im technischen Bereich fehlt.

Hubertus Troska: Der 54-jährige gebürtige Spanier ist für den chinesischen Markt zuständig. Hier hat er die Aufholjagd von Mercedes gegenüber den Konkurrenten von BMW und Audi organisiert und dafür beispielsweise Doppelstrukturen beim Vertrieb abgeschafft. Geht die Entwicklung weiter wie in den vergangenen zwei Jahren, könnte das Werk in Peking bald zum größten innerhalb des Konzerns avancieren. Der wichtigste Markt ist China zusammen mit den USA ohnehin schon. Damit würde auch die Bedeutung von Troska wachsen. Ob dies ausreicht, um ganz an die Konzernspitze zu kommen, darf jedoch bezweifelt werden.