Daimler-Chef Dieter Zetsche und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (re.) beim 100. Geburtstags des Sindelfinger Werks Foto: dpa

Zum 100.Geburtstag des Standorts lässt der Autobauer vor 700 geladenen Gästen am Freitag nicht nur die Geschichte Revue passieren, sondern richtet den Blick nach vorn.

Sindelfingen - Auf dem riesigen Bildschirm in der Technologie-Fabrik des Sindelfinger Daimler-Werks flimmert die Zukunft. Autos fahren selbstständig durch die Produktionshalle. Roboter arbeiten Hand in Hand mit Menschen und Maschinen, lernen bei den Arbeitsschritten ständig hinzu. Alles ist über das Internet verbunden. Wenn der Kunde es will, kann er bis zum Schluss in die Fertigung eingreifen. Jeder Mercedes wird so zum Einzelstück.

Zum 100.Geburtstag des Standorts lässt der Autobauer vor 700 geladenen Gästen am Freitag nicht nur die Geschichte Revue passieren, sondern richtet den Blick nach vorn. „Sindelfingen steht für die Herkunft und Zukunft des Automobils. Mit Milliarden-Investitionen unterstreichen wir, dass wie hier in den kommenden 100 Jahren mindestens genauso erfolgreich sein wollen wie in den letzten“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Unter anderem sollen in den kommenden Jahren eine neue Montagehalle, ein neuer Rohbau und eine neue Lackiererei gebaut werden. Laut Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber sollen weitere 600 Millionen Euro in neue Großprüfstände sowie andere Einrichtungen der Forschung und Entwicklung fließen.

In der Technologie-Fabrik verschmelzen die unterschiedlichen Bereiche. Dort feilen die Ingenieure nicht nur an neuen Modellen, sondern auch an Fabriken und Produktionstechniken der Zukunft. „Durch Modularisierung und Standardisierung macht die Tec-Fabrik die Produktion flexibler und noch wirtschaftlicher“, so Mercedes-Produktionschef Markus Schäfer. Für den Sindelfinger Betriebsratsvorsitzenden Ergun Lümali ist dies eine der Herausforderungen der Zukunft.

„Wir wollen die Veränderungen mitgestalten und uns im Interesse der Beschäftigung für den Standort einsetzen“, sagte er. Zwar ist die Horrorvision einer menschenleeren Fabrik aus den 80er Jahren so nicht mehr aktuell. Dennoch bedeutet die zunehmende Automatisierung und Globalisierung, dass trotz starken Absatzwachstums an den deutschen Standortorten kaum noch Beschäftigung aufgebaut wird.

Am Ende der Veranstaltung fährt Daimler-Chef Dieter Zetsche auf dem Rücksitz einer selbst lenkenden S-Klasse auf die Bühne. Das beeindruckt auch den anwesenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. „Das Werk Sindelfingen setzt als Ideenschmiede und Kompetenzzentrum Maßstäbe in Technik und Innovation“, sagt er in seiner Rede.

Kretschmann selbst ist inzwischen in einer S-Klasse mit Plug-In-Hybrid, also kombiniertem Verbrennungsmotor und an der Steckdose aufladbarer Batterie unterwegs. Diese bringt es auf einen CO2-Ausstoß von nur 65 Gramm pro Kilometer. Sein Auto davor verbrauchte ein Vierfaches. Mit der Autoindustrie ist der Grünen-Politiker trotz des umstrittenen Rufs nach weniger Autos zu Beginn seiner Amtszeit längst versöhnt. „Jetzt komme ich nicht mehr als grüne Spaßbremse, sondern kann erzählen, was sich innerhalb von vier Jahren beim Verbrauch getan hat.“