Man hatte sich nicht einschüchtern lassen: Die Multikulti-Feier am Gottlieb-Daimler-Gymnasium fand am Freitagmorgen statt. Foto: dpa

Weil das Cannstatter Gottlieb-Daimler-Gymnasium eine Multikulti-Feier abhalten will, wird die Schulleitung mit Hetz-Mails und empörten Anrufen überschüttet. Das Fest findet trotzdem statt. Auch OB Kuhn ist über den rechten Shitstorm erschüttert.

Weil das Cannstatter Gottlieb-Daimler-Gymnasium eine Multikulti-Feier abhalten will, wird die Schulleitung mit Hetz-Mails und empörten Anrufen überschüttet. Das Fest findet trotzdem statt. Auch OB Kuhn ist über den rechten Shitstorm erschüttert.

Stuttgart – Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) ist empört und erschüttert über die rechten Hetz-Mails, mit denen das Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Gymnasium in den vergangenen Tagen überschüttet wurde. Die Schule hatte mit einem Multikulti-Fest feiern wollen, dass dort Schüler aus vielen Nationen miteinander lernen.

Zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Freitag sicherte Kuhn der Schule seine Solidarität zu – unter dem Beifall der Stadträte, wie die Stadt mitteilte. Die Feier ging am Freitagmorgen störungsfrei über die Bühne - wenn auch nicht wie geplant in einer nahe gelegenen Kirche, sondern im Schulhaus.

Kuhn hatte persönlich mit der Schulleiterin des Gymnasiums gesprochen und beklagt, dass „heute jeder seine Aggressionen im Internet öffentlich austoben kann“. Wichtig sei, sich davon nicht einschüchtern zu lassen.

"Eine Frage der Haltung"

Dass das Fest trotz der Drohungen per Mail und Telefon stattfand, sei „eine Frage der Haltung“, wie die Schulleiterin am Donnerstag über die Initiative „Schule ohne Rassismus“ mitteilte. Noch am Mittwoch hatte ein Sprecher des Regierungspräsidiums mitgeteilt, dass das „Fest der Werte“ wegen Sicherheitsbedenken abgesagt worden sei.

Autoren und Kommentatoren hatten auf mehreren Webseiten die Idee der Schule als „Ethikmumpitz“ kritisiert und beklagt, dass Feiern dieser Art zu einem „Heile-Welt-Einheitskladeradatsch“ führten. Die Idee und der Wunsch nach einem gemeinsamen Fest sei jedoch Ausdruck eines wertschätzenden Miteinanders an der Schule, sagte die Leiterin weiter. Das Fest solle Raum bieten „für jede und jeden, unabhängig von Muttersprache oder Herkunft“.