Daimler-Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht Foto: Peter Petsch

„Next Stage“, so heißt, das Sparprogramm, mit dem Daimler-Chef Dieter Zetsche das milliardenschwere Programm „Fit for Leadership“ ablösen will. Die Arbeitnehmervertreter sind gegenüber solchen plakativen Sparprogrammen skeptisch und haben eigene Vorschläge.

Stuttgart - Die Arbeitnehmervertreter von Daimler unterstützen das Ziel von Konzernchef Dieter Zetsche, die Effizienz zu steigern, halten aber wenig von Sparprogrammen und plakativ angekündigten Sparzielen. „Es ist zwar richtig, immer wieder zu schauen, wo man etwas verbessern kann“, sagte Betriebsratschef Michael Brecht. „Bei solchen Programmen ist aber teilweise auch Blenderei im Spiel. Man muss aufpassen, dass kein Unfug geschieht.“

Vor kurzem hatte Zetsche angekündigt, dass auf das auslaufende Programm „Fit for Leadership“ (fit zur Führung) das Projekt „Next Stage“ (nächste Stufe) folgen werde. Nach Aussage von Brecht gilt bei Daimler die Faustformel, dass die Effizienz jedes Jahr um zwei bis drei Prozent erhöht wird.

Der Konzern verfolgt seit Jahren das Ziel, die Umsatzrendite der Pkw-Sparte von zuletzt 8,1 Prozent auf zehn Prozent zu steigern; im Fahrzeuggeschäft insgesamt sollen es über den Marktzyklus hinweg neun Prozent sein. „Diese Zahlen nehme ich als Gesamtbetriebsratsvorsitzender nicht in den Mund“, sagte Brecht. „Wir liegen derzeit unter zehn Prozent und können trotzdem eine attraktive Dividende zahlen.“ Daimler hatte vor drei Wochen angekündigt, der Hauptversammlung die Ausschüttung einer Rekorddividende von 2,45 Euro pro Aktie vorzuschlagen.

„Wir wehren uns nicht gegen Effizienz“

Gleichwohl sieht Brecht bei Daimler große Möglichkeiten, Kosten zu senken. „Wir wehren uns nicht gegen Effizienz“, so Brecht. Ausdrücklich unterstützt er die Gleichteilestrategie, bei der Module und Baugruppen über verschiedene Modelle hinweg vereinheitlicht werden, und die Plattformstrategie, bei der die vier Baureihen in sich stark standardisiert werden, was Entwicklung, Einkauf und Produktion kostengünstiger machen soll. „Das hilft uns, in Riesenschritten bei der Effizienz voranzukommen“, so Brecht.

Wenig hält er dagegen davon, die Effizienz zulasten der Beschäftigten zu steigern, indem etwa die Taktzeiten am Band verkürzt werden. Auch das Bestreben, produktionsnahe Tätigkeiten wie etwa die Logistik, also die Belieferung der Produktion mit den benötigten Teilen, auszulagern, hält er für kurzsichtig. Die Alterung der Belegschaft erfordere ohnehin Ausgleichsarbeitsplätze, mit denen vermieden werde, dass die Beschäftigten durch die immer gleiche Tätigkeit am Fließband allzu einseitig belastet werden.

Auch die Verlagerung von Produktion ins Ausland müsse nicht zulasten der Belegschaften gehen. So sei es möglich, bestimmte „Kernkomponenten“ festzulegen, die auf jeden Fall weiter an inländischen Standorten produziert werden. Dadurch komme das Wachstum, das mit der Erschließung ausländischer Märkte einhergeht, auch den deutschen Standorten zugute, an denen für diese Teile dann entsprechend höhere Stückzahlen gebündelt werden.