Ohne eine Betäubung würde sich diese Katze vom Tierarzt Sven Reder niemals Blut abnehmen lassen. Foto: Waltraud Daniela Engel

Auch Tiere benötigen Bluttransfusionen. Die Dachswaldklinik will deshalb eien Spendenkartei aufbauen. Sowohl Hunde- als auch Katzenbesitzer werden für den Aufwand mit 25 Euro entschädigt.

Vaihingen - Sommer ist Urlaubszeit. Die Badesachen sind im Koffer und die Katze auf der Rückbank. Voller Vorfreude startet man in Richtung Süden, als es plötzlich kracht. Das Auto ist kaputt, die Insassen glücklicherweise nur leicht verletzt. Aber Mieze hat es schlimm erwischt.

Transfusionen für die Mieze

„Beispielsweise bei schweren Verletzungen der Leber oder der Milz verlieren die Tiere viel Blut“, sagt der Tierarzt Sven Reder von der Dachswaldklinik in Vaihingen. Wie in der Humanmedizin auch, drohen Tieren bei hohem Blutverlust Kreislaufversagen – schnelles Handeln ist also erforderlich. „Eine Bluttransfusion verschafft uns Zeit, die Primärerkrankung zu behandeln“, erklärt Reder. Sprich: der Blutverlust wird durch die Transfusion ausgeglichen und der Chirurg könnte sich im Falle der Mieze um die eigentliche Wunde an der Milz kümmern.

Das Problem ist, dass es keine kommerziellen Blutbanken für Tiere gibt. Deshalb versucht Reder zusammen mit seinen Kollegen eine Notfallkartei mit Spendern zu erstellen, um im Notfall eine Transfusion anbieten zu können. Auch für große, planbare Operationen muss genügend Blut in der Klinik sein. „Ein Humanmediziner würde auch nie zu einer komplizierten Operation antreten, ohne genügend Konserven im Rückhalt zu haben“, sagt er.

Je mehr spender, desto besser

Was viele Tierbesitzer nicht wissen: Auch Hunde und Katzen haben verschiedene Blutgruppen. Hinzu kommt, dass nicht jedes Tier als Spender in Frage kommt. Ein Hund darf nur im Alter zwischen anderthalb und acht Jahren spenden und muss ein Mindestgewicht von 20 kg haben. Eine Katze darf bis zum zehnten Lebensjahr spenden und muss mindestens 4,5 Kilogramm wiegen. „Ein weiteres Problem ist, dass wir das Blut nicht lange konservieren können“, sagt Reder. Deshalb suche er dringend Spender, die quasi bei Anruf vorbei kommen können. „Je mehr Spender – sowohl Katzen als auch Hunde – wir für die Kartei gewinnen können, desto besser“, sagt er.

Um geeignete Spender zu finden, setzt Reder vor allem auf Aufklärung. „Das Blut rettet Leben“, sagt er. Dennoch müssen vor allem die Tierbesitzer gut über die Spende informiert werden. „Einem Tier kann man nicht sagen: Pfote ausstrecken und Zähne zusammen beißen“, sagt der Tierarzt.

Der Aufwand wird mit 25 Euro entschädigt

Katzen sind nicht geduldig genug, deshalb werden sie leicht sediert, bevor ihnen das Blut entnommen werden kann. „Wir scherzen immer, die Katzen sehen alles durch die rosarote Brille“, sagt Reder. Sobald das Blut auf Krankheiten getestet ist, kann die Katze spenden. Anschließend werden die Tiere den ganzen Tag in der Klinik umsorgt. Futter, genügend Wasser und Streicheleinheiten sollen das Erlebnis „Blutspende“ so angenehm wie möglich machen. „Mir ginge es schließlich im Krankheitsfall auch schneller besser, wenn meine Frau sich liebevoll um mich kümmern würde“, scherzt Reder.

Hunde werden zur Blutspende nicht sediert. „Oftmals möchten das die Besitzer nicht“, sagt Reder. Deshalb ist der Aufwand für die Mitarbeiter höher: bis zu vier Tierarzthelfer müssen den Spenderhund, und meist noch intensiver den Hundebesitzer, beruhigen, während der Arzt das Blut abnimmt. Nach 20 Minuten sind je nach Größe des Hundes 200 bis 400 Milliliter Blut im Beutel. Auch Hunde müssen sich im Anschluss an die Spende erst mal stärken und ein wenig ausruhen. Sowohl Hunde- als auch Katzenbesitzer werden für den Aufwand mit 25 Euro entschädigt. Außerdem sei ihnen der Dank des Besitzers des Empfängertieres sicher, meint Reder. Die Kosten trägt der Empfänger – immerhin rund 230 Euro pro Spende. „Für uns lohnt sich das wirtschaftlich gesehen überhaupt nicht.“