Aus der Hand des Schauspielers Jürgen Vogel nimmt Alexander Berner (links) den Deutschen Filmpreis für seine Cutter-Tätigkeit bei „Cloud Atlas“ entgegen. Foto: dpa

Cutter klagen, dass sie in Deutschland bloß als verlängerter Arm des Regisseurs gelten. Mehr Wertschätzung erfährt ihre gestalterische Arbeit in England und den USA.

Stuttgart - Als Alexander Berner vor rund 25 Jahren seinen ersten Film geschnitten hat, waren die gängigen Berufsbezeichnungen für sein Metier Cutter oder Schnittmeister. Heute ist er dank international gerühmter Produktionen wie „Der Baader Meinhof Komplex“ oder „Cloud Atlas“ einer der Besten seines Fachs, „Ein Hologramm für den König“ hat ihm gerade erst den vierten Deutschen Filmpreis eingebracht – und die offizielle Bezeichnung für seinen Beruf ist mittlerweile Filmeditor.

Seit kurzem gehört Berner zum neugewählten Vorstand des Bundesverbands Filmschnitt Editor (BFS), der vor großen Herausforderungen stehe, wie er sagt: „Unsere Branche verändert sich, was Gage, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen angeht. Die Sender setzen bei ihren Kalkulationen für sämtliche Bereiche nur die Mindestgage an. Die Produzenten wiederum investieren das gesamte Budget in den Dreh, und darunter leidet die Postproduktion. Das hat dazu geführt, dass die Gagen der Editoren bei einer vorausgesetzten Arbeitszeit von mindestens zehn Stunden und einer zunehmend komplexer werdenden Aufgabenstellung immer geringer werden.“

Preiskampf unter den Kollegen

Berner selbst arbeitet seit vielen Jahren überwiegend in London, wo man als Filmeditor eine ganz andere Position einnehme. Hierzulande würden Cutter „in erster Linie als verlängerter Arm des Regisseurs betrachtet“, weshalb sie „weder Einfluss auf den Dreh noch auf die Vertonung“ hätten: „Welche Verschwendung an Erfahrung!“ In Großbritannien oder Amerika werde man dagegen in der Regel vom Produzenten engagiert und gelte als „Head of Department“, also ähnlich wie etwa der Kameramann als Leiter einer Abteilung. Deshalb sei auch die Aufgabenstellung eine ganz andere: „Neben meinem kreativen dramaturgischen Input achte ich darauf, dass alles Material zur Fertigstellung des Films vorhanden ist, die Schnittzeit eingehalten wird und die technischen Abläufe funktionieren.“ Dazu gehöre auch die Nachbearbeitung des Films im Tonbereich sowie durch visuelle Effekte.

Berners Kritik gilt aber nicht nur den Verhältnissen, sondern auch den Kollegen, die sich auf einen Preiskampf einließen und ihre Arbeit unter Wert verkauften. Zu den dringendsten Aufgaben des BFS gehöre daher, die Solidarität und das Selbstvertrauen unter den Mitgliedern zu stärken, sie bei Gagenverhandlungen zu unterstützen und ihnen mit dem Berufsverband einen geschützten Raum für einen professionellen Austausch zu schaffen. Mit rund 370 Mitgliedern sei der BFS ein eher kleiner Verband, der jedoch stetig wachse und gerade im Schulterschluss mit den anderen Berufsverbänden eine Menge erreichen könne. Um noch stärker und schlagkräftiger nach außen agieren zu können, hat der BFS mit Silke Spahr erstmals eine hauptamtliche Geschäftsführerin eingestellt. Die Juristin hat viele Jahre lang in gleicher Position für die Programmvertriebsfirma German United Distributors gearbeitet. Jetzt gehe es vor allem darum, den Verband zu professionalisieren und die Position der Editoren in Deutschland zu verbessern. „Niemand käme auf die Idee, einen Kameramann zu engagieren, der noch nie eine Kamera in der Hand hatte, aber bei Editoren ist so was keine Seltenheit, weil die Verantwortlichen wissen: Wenn’s schief läuft, kann ich immer noch jemanden mit Erfahrung holen.“