Wie lange steht Ministerpräsident Horst Seehofer noch an der Seite von Christine Haderthauer? Foto: dpa

Bayerns Staatskanzleichefin stehen Ermittlungen wegen Betrugsverdacht und möglicher Steuerhinterziehung bevor.

München - Ob eine Staatskanzleichefin Betrugsermittlungen dauerhaft politisch überleben kann, ist unklar. Doch Christine Haderthauer (CSU) will nicht aufgeben – und hat nach wie vor Rückendeckung von Ministerpräsident Horst Seehofer.

Haderthauer wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Mehr als zehn Jahre nach ihrem Ausstieg bei einer Modellbau-Firma steht ihr ein Ermittlungsverfahren bevor. Wegen Betrugsverdachts und möglicher Steuerhinterziehung, wie die „Augsburger Allgemeine“ berichtete. Nachdem Dienstag Mittag bekannt wurde, dass die Münchner Staatsanwaltschaft beim Landtag die Aufhebung ihrer Immunität beantragt hat, sah es für einige Stunden so aus, als müsse Haderthauer ihr Amt aufgeben.

Erst eine Krisensitzung des engsten CSU-Zirkels mit Haderthauer rettete vorübergehend ihr politisches Überleben. Da die staatsanwaltschaftlichen Vorhaltungen nicht Haderthauers Amtsführung betreffen, bleibe Ministerpräsident Seehofer (CSU) bei seiner Vertrauenserklärung, die er der 51-jährigen Ingolstädterin schon in der vergangenen Woche gegeben habe, heißt es in einer Erklärung. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft müssten abgewartet werden, es gelte das „Gebot der Unschuldsvermutung“.

Die Aktion der Staatsanwaltschaft ist der Höhepunkt der verworrenen und facettenreichen Affäre um den Handel mit Luxus-Modellautos, die in zwei bayerischen Bezirkskrankenhäusern von Insassen der Forensik, also der Psychiatrie für Straftäter, kunstvoll im Maßstab 1:8 gefertigt worden waren. Als Schöpfer der begehrten Wagen fungierte ein zu lebenslang verurteilter dreifacher Sexualmörder.

Schon im letzten Jahr waren die Nebengeschäfte und das Verhalten von Christine Haderthauer sowie ihrem Ehemann, dem Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer, attackiert worden. In den vergangenen Wochen war die Geschichte noch einmal aufgeflammt – auch weil Haderthauer nach Ansicht der bayerischen Opposition nur unzureichende Informationen über ihre Beteiligung gab. Das Ehepaar Haderthauer war Mitgesellschafter der Firma Sapor-Modellbau, die die Wagen vermarktete. Hubert Haderthauer hatte in einer vormaligen Tätigkeit als Psychiater in der Forensik den Dreifachmörder Roland S. kennengelernt und seine außerordentlichen Fähigkeiten bestaunt.

Als Therapiemaßnahme wurden die Autos gefertigt und dann verkauft, S. soll einen Gefangenenlohn von 200 Euro monatlich erhalten haben. Unter anderem sagten die Haderthauers bislang nicht genau, wie viel Geld die Modelle auf dem Liebhabermarkt einbrachten. Immer wieder wird ein Verkaufserlös von 18 000 bis 30 000 Euro pro Stück genannt. Christine Haderthauer hatte sich 2004 aus dem Geschäft zurückgezogen, nachdem sie Landtagsabgeordnete wurde. Ihr Mann verkaufte seine Unternehmensbeteiligung 2008, als seine Frau zur Sozialministerin aufstieg und auch für die Beschäftigungsmöglichkeiten in den Bezirkskrankenhäusern zuständig war.  

   2011 kam dann ein weiterer einstiger Mitgesellschafter ins Spiel, der nun für die Ermittlungen sorgt, weil er sich vom Ehepaar Haderthauer betrogen sieht. Der elsässische Unternehmer Roger Ponton wurde von den Haderthauers nach seinen Angaben mit 20 000 Euro ausgezahlt. Das erschien ihm als viel zu wenig, nachdem er Kenntnis darüber erhielt, wie viel Geld mit den Modellen womöglich gemacht worden war. Er beauftragte einen Nürnberger Anwalt mit der Klage gegen die Haderthauers. Und weil das auch bedeuten könnte, dass das Ehepaar Haderthauer die Gewinne der Firma zu niedrig angab, wird nun auch der Verdacht der Steuerhinterziehung überprüft. Bislang ist nicht klar, wie gravierend die Vorwürfe sind. Ein Ermittlungsverfahren ist nicht gleichbedeutend mit einer Anklage, und eine Anklage nicht gleichbedeutend mit einer Verurteilung. Wie nicht nur am Fall von Ex-Bundespräsident Christian Wulff zu sehen ist, bricht gelegentlich eine Anklage in sich zusammen.

Die Landtagsopposition aus SPD, Grünen und Freien Wählern warfen Haderthauer schon in den vergangenen Wochen vor, dass sie ihre eigene Rolle bei Sapor-Modellbau klein rede. So behauptet sie, nie aktiv in dem Unternehmen tätig gewesen zu sein, während Dokumente womöglich anderes nahelegen. Im Herbst soll es einen Landtags-Untersuchungsausschuss geben.