Designerin Aida Tzehaye zeigt eine Kette aus ihrer Kollektion. Für das Schmuckstück braucht eine Arbeiterin einen ganzen Tag. Foto: Julia Schuster

Die Dürrlewanger Designerin Aida Tzehaye hat das Modelabel Label Africa gegründet. Sie möchte damit Fair Trade Mode in Deutschland etablieren. Über eine Spenden-Plattform sucht sie nach Investoren für ihr Projekt.

Dürrlewang - Große Ethnoprints, leuchtende Farben, golden schimmernde Armbänder mit Elefantenprägung und bunte Ketten: im Zimmer der Dürrlewangerin Aida Tzehaye stapeln sich Kleidungsstücke und Accessoires aus Afrika. Sie sind Teil der zwanzigteiligen Musterkollektion, die sie in Ghana anfertigen ließ.

Im Mai gründete die 31-Jährige das Label Africa. Derzeit sucht die Designerin händeringend nach Investoren. Noch bis 24. Dezember hat Tzehaye Zeit, ihren Traum von einem fairen Modelabel zu verwirklichen. 5000 Euro will Tzehaye bis dahin über die Spenden-Plattform leetchi.com gesammelt haben. Auf der Website können Nutzer online Geld an das Projekt überweisen. Zuletzt scheiterte das Projekt im November auf einer Crowdfunding-Plattform, weil die geforderte Summe von 15.000 Euro nicht erreicht wurde. Im Gegensatz zu einem Spendenportal gilt bei Crowdfunding das Alles-oder-nichts-Prinzip: Kommt eine geforderte Summe nicht zusammen, verfällt die Finanzierung komplett und die Unterstützer bekommen ihr Geld zurück.

Finanzielle Unterstützung über Spenden-Plattform

Aida Tzehaye fehlen noch mehr als 4.000 Euro. Doch die Designerin gibt sich kämpferisch: „Man sieht an anderen Projekten, dass gerade am Ende noch einmal deutlich mehr Geld zusammenkommen kann als vorher erwartet. Das Echo ist gut, viele finden das Projekt unterstützenswert.“ Sie will beweisen, dass sich Mode und fairer Handel nicht ausschließen müssen.

Tzehajes Eltern stammen aus Eritrea. Sie hat Entwicklungspolitik studiert. Vielleicht schlägt sie deshalb, wie sie sagt, eine Brücke zwischen den beiden Kulturen. Die Idee vom eigenen Modelabel hatte sie bereits als Jugendliche. „Ich habe gemerkt, was für ein Glück ich hatte, in Deutschland aufzuwachsen“, sagt Tzehaye. Ihre Cousins in Eritrea hätten es deutlich schlechter gehabt. Also fasste sie einen Entschluss: Der Ort, an dem man geboren wird, sollte nicht darüber entscheiden, was aus einem wird. „Ich wollte etwas verändern“, sagt Tzehaye.

Dabei stellt die Designerin aus Dürrlewang allerdings klar, dass Label Africa keine Non-Profit-Organisation, sondern ein Unternehmen mit Gewinnausschüttung werden soll. So soll das Unternehmen nachhaltig helfen und nicht von Spenden abhängig sein. „Ich möchte den Menschen in Ghana eine Möglichkeit bieten, zu fairen Bedingungen Geld zu verdienen“, sagt sie. Beispielsweise sollen die Näherinnen angemessen bezahlt und bei der Produktion soll auf die Sicherheit geachtet werden.

Aida Tzehaye möchte einen Onlineshop aufbauen

Eine Frau mit eritreischen Wurzeln, die in Ghana produzieren lässt? Grund für die Entscheidung war die politische Situation der beiden Länder. Während in Eritrea diktatorische Verhältnisse herrschen, sei Ghana politisch stabil. Gleichzeitig leidet Ghana immer noch unter großer Armut.

Für ihren Traum hat Tzehaye viel investiert: Sie flog in das Land nahe der Elfenbeinküste, hat vor Ort Kontakte geknüpft und sich ihre erste Kollektion schneidern lassen. „Unsere Zeit auf der Erde ist begrenzt, ich will nachher nicht sagen: Hätte ich das doch nur probiert“, sagt Tzehaye über den gewagten Schritt.

Und doch – das Aus könnte kommen. Tzehaye ist sich dessen bewusst. „Das ist die letzte Möglichkeit“, sagt sie mit Blick auf die Spenden. Banken wollen ihr keinen Kredit gewähren, weil sie das Projekt für zu risikoreich einschätzen. Andere Investoren finden das Label zu wenig rentabel. In anderen Ländern gibt es bereits Modelle für den Verkauf von Fairtrade-Mode. In der USA beispielsweise, sagt Tzehaye. Nur in Deutschland sei Label Africa noch ein Einzelfall. „Aber vielleicht finden sich auch hier Menschen, die gerne mehr Geld für faire Mode bezahlen“, sagt sie.

Trotz allem hat Tzehaye Visionen: Sollte das Geld zusammenkommen, kann der Aufbau des Onlineshops beginnen. Bereits im Frühjahr könnten die ersten Kleidungsstücke verkauft werden, anschließend ist der Aufbau einer eigenen Produktion und die zweite Kollektion geplant. „Mein Ziel ist es nicht, durch die Mode ein Superstar zu werden“, sagt Tzehaye, „sondern den Menschen zu beweisen, dass faire Mode funktioniert.“

Die erste Kollektion von Label Africa enthält unter anderem Kleider, Blazer, Röcke und Ketten. Die Preise liegen zwischen 60 und 200 Euro.

Projekt: www.leetchi.com/c/labelafrica