"Costa Concordia"-Kapitän Francesco Schettino. Foto: dpa

Er sei ein "unvorsichtiger Idiot" gewesen und verdiene keine Gnade: Die Anklage geht mit "Costa"-Kapitän Schettino hart ins Gericht. Mehr als ein Vierteljahrhundert Haft fordern die Staatsanwälte.

Grosseto - Die Anklage hat im „Costa Concordia“-Prozess eine lange Haftstrafe für Kapitän Francesco Schettino gefordert. 26 Jahre und drei Monate soll der einzige Angeklagte für die Havarie des Kreuzfahrtschiffs nach dem Willen der Staatsanwälte ins Gefängnis. „Das ist keine übertriebene Forderung“, sagte Staatsanwältin Maria Navarro laut Nachrichtenagentur Ansa am Montag zum Abschluss des mehrtägigen Plädoyers vor dem Gericht im toskanischen Grosseto. Schettino verdiene keine Anerkennung strafmildernder Umstände. Ein Urteil fällt frühestens am 9. Februar.

Die Anklage forderte auch ein Berufsverbot und Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr für den 54-Jährigen. „Francesco Schettino hat schamlos und wiederholt gelogen. Er hat seine Verantwortung auf andere abgewälzt“, erklärte Navarro. Anstatt sich während des Prozesses zurückzuhalten, habe er „großzügig Interviews gegeben, um seine falsche Version der Geschehnisse wiederzugeben“. Er sei der einzige Verantwortliche und habe das Kreuzfahrtschiff mit mehr als 4200 Menschen aus „nichtigen Gründen“ zu nah an die Insel gesteuert.

Verteidigung "sehr überrascht" von der Forderung

Aus Sicht der Staatsanwalt besteht kein Zweifel, dass Schettino mitschuldig ist am Tod von 32 Menschen. Sie fordert eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung, fahrlässigem Herbeiführen der Havarie, dem Verlassen des Schiffs und fehlender Kommunikation mit den Behörden. Schettino sei ein „unvorsichtiger Idiot“ gewesen, erklärte Ankläger Stefano Pizza. Die Havarie sei ein Ergebnis von Optimismus und dem Überschätzen der eigenen Fähigkeiten gewesen. „Gott habe Gnade mit ihm, weil wir keine haben können.“

Die Verteidigung zeigte sich „sehr überrascht“ von der Forderung. 26 Jahre seien fast lebenslang, sagte Anwalt Donato Laino. Sein Mandant hatte im Laufe des Prozesses zugegeben, am Tag der Havarie vor der Insel Giglio im Januar 2012 Fehler gemacht zu haben, jedoch auch seine Crew beschuldigt. Vier Crewmitglieder und ein Manager der Reederei hatten sich mit dem Gericht gegen Schuldeingeständnisse auf Haftstrafen bis zu knapp drei Jahren geeinigt.

Die Verteidigung hat am 5. und 6. Februar das Wort, zuvor sprechen noch die gut drei Dutzend Anwälte der Nebenklage. Ein Urteil soll das Gericht in der Toskana frühestens am 9. Februar sprechen. Wird Schettino verurteilt, bleibt dem Ex-Kapitän noch die Berufung. Dann könnte er bis zu einem endgültigen Urteil auf freiem Fuß bleiben.