Kaffee, Kuchen, Kartenspiel: Im Container-Café ist Unterhaltung angesagt. Foto: Cedric Rehman

Helfer und Asylbewerber haben im Sommer in der Flüchtlingsunterkunft an der Kirchheimer Straße einen Container aufgestellt. Er wird als Café genutzt. Für die Heimbewohner ist er inzwischen zu einem sozialen Treffpunkt geworden.

Heumaden - Kuschelig warm ist es noch nicht im Container. Während die Helfer den ersten Schwung Kaffee durch die Maschine laufen lassen und alle auf die Gäste warten, haben sie noch ihre Schals und Mützen an. Neben dem Tisch steht ein elektrischer Heizofen. Aber er braucht seine Zeit, um die Kälte aus den paar Quadratmetern Innenraum zu vertreiben. Auf dem Tisch stehen Käse- und Apfelkuchen, Geschirr und Tassen. Eine Kerze verbreitet ein warmes Licht.

Mussa Jave hat noch Zeit, andere Musik aufzulegen. Sein Smartphone ist mit einem kleinen Lautsprecher verbunden. Im Moment beschallt er das Container-Café des Asylheims an der Kirchheimer Straße mit amerikanischem Hip-Hop. „Das passt doch nicht“, sagt der Gambier auf Englisch und lässt einen Finger über das Display gleiten. „Stevie Wonder ist schon besser“, sagt er, froh etwas in seinen Musikdateien gefunden zu haben, das eher zu einer gemütlichen Kaffeerunde passt als Gangsta-Rap. Der Flüchtling aus Gambia arbeitet jeden Samstag mit im Container-Café. Ehrenamtliche und Heimbewohner hatten es im Sommer gemeinsam auf dem Gelände der Heumadener Unterkunft aufgestellt. Nun ist es für Mussa Jave eine lieb gewordene Pflicht, einmal in der Woche Kaffee zu kochen und auszuschenken. „Die Deutschen haben uns geholfen, dass Café aufzubauen. Jetzt helfe ich ihnen“, sagt er. Außerdem kann der Mann aus Gambia jeden Samstag mit den Helfern vom Freundeskreis Deutsch üben. Die Ehrenamtlichen Ursi Otto, Martin Ritz und das Ehepaar Ina und Karsten Hoffmann reden mit den Gästen auf der noch fremden Sprache.

Flüchtlinge und Deutsche arbeiten gemeinsam

Für ihn sei der freiwillige Dienst im Container-Café zusätzlicher Sprachunterricht, sagt Jave. Außerdem sei die Stimmung immer gut, fügt er hinzu. „ Alle kommen aus ihren Zimmern, um eine schöne Zeit zu haben“, sagt er. Syrer, Iraker, Albaner oder Gambier wie er. Nicht immer würde das aber bedeuten, dass die verschiedenen Nationalitäten auch bunt gemischt an der Kaffetafel sitzen, sagt Karsten Hoffmann. „Es ist schon so, dass oft die eine Gruppe kommt und dann die andere“, sagt der Helfer. Nur die Kinder hätten keine Berührungsängste, sagt Hoffmann. In den bisherigen Wochen seien es immer die Kinder gewesen, die als Erste in das Café gekommen sind, berichtet der Helfer. „Klar, es gibt etwas Süßes, und es ist mal was los“, sagt er. An diesem Samstag sitzen aber nur ein paar von den ganz Kleinen auf dem Schoss ihrer Mütter. Die anderen basteln mit den Schülern aus einer benachbarten Schule. Die erwachsenen Gäste greifen aber gleichfalls munter zum Gebäck.

Verschiedene Nationalitäten an einem Tisch

Der Innenraum des Container füllt sich schnell, und es ist an diesem Tag tatsächlich eine gemischte Truppe, die sich einen Kaffee genehmigt und Kuchen dazu isst. Eine albanische Mutter hat ihren Sohn auf dem Schoss. Ein irakisches Mädchen spielt mit den beiden Uno. Neben Ursi Otto sitzen junge Männer aus dem Irak. Ihnen gegenüber hat ein Ägypter Platz genommen. In den Gesprächen fallen deutsche Brocken. Denn die Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten können sich am ehesten in der Sprache verständigen, die sie gerade gemeinsam in Kursen lernen. Die Helfer vom Freundeskreis sprechen ohnehin Deutsch.

Für Karsten Hoffmann ist es wichtig, dass das Container-Café die Bewohner aus der Unterkunft lockt. Gerade an den Wochenenden, an denen weder Behördengänge noch Sprachkurse die Zeit füllen, laste auf vielen die Zimmerdecke bleischwer, sagt der Helfer. Der Andrang spreche für sich. „In den vergangenen Wochen waren auch die Bänke und Tische draußen vor dem Container ständig besetzt“, erzählt er. Nun ist der goldene November vorbei, und das Café beschränkt sich auf den Innenraum des Containers. Der Platz ist begrenzt, so dass einige mit ihren Kaffeetassen um den Tisch herumstehen. Aber niemand scheint sich daran zu stören. Gemütlich ist es geworden bei Kerzenschein und Soul von Stevie Wonder.