Warten auf den Star (hinten: Kostja Ullmann): Aylin Tezel als Neuköllner Friseurin Heidi. Weitere Bilder finden Sie in unserer Galerie. Foto: Verleih

Ein Berliner Star-Friseur und Vorzeige-Schwuler verliebt sich in eine Kollegin. Was für herrliche Screwball-Komödien hätten Billy Wilder oder Ernst Lubitsch wohl daraus gemacht – leicht, überkandidelt, das Absurde voll auskostend? Kreuzpaintner kämpft mit Dialogen, Timing und Teilen seines Ensembles.

Filmkritik zum Kinofilm "Nur scheinbar einfach"

Man möchte sie mögen, diese deutsche Komödie, doch Marco Kreuzpaintner („Krabat“) macht es einem schwer: Hier ein Satz zu viel und dort eine Grimasse, weil man dem Publikum nach dem jahrzehntelang eingeübten Vorbild des Fernsehens wenig zutraut, und schon ist der Witz weg.

Da kritisiert ein spielfreudiger August Zirner als schwule Diva, dem die Kostümbildner allzu farbenfrohe Seniorinnen-Outfits aufgezwungen haben, den Kleidungsstil der Protagonistin – Blicke der Anwesenden würden genügen, um die Diskrepanz wirken zu lassen, überbetontes Kopfschütteln in Nahaufnahme aber lässt alles verpuffen.

Die Prämisse: Ein Berliner Star-Friseur und Vorzeige-Schwuler verliebt sich in eine Kollegin, die einen Rumpelsalon in Neukölln betreibt. Was für herrliche Screwball-Komödien hätten Billy Wilder oder Ernst Lubitsch wohl daraus gemacht – leicht, überkandidelt, das Absurde voll auskostend? Kreuzpaintner kämpft mit Dialogen, dem Timing und Teilen seines Ensembles.

Aylin Tezel gelingt es trotz übertriebenen Prekariats-Outfits mit Herzchen-Tops und Netzstrumpfhosen, die nur scheinbar einfache Friseurin Heidi erwachen zu lassen: Sie versteht und erfühlt mit unverstellter Weltsicht, was die gelangweilten Bohemiens inmitten ihrer schwulen Klischees zu erkennen verlernt haben – und Tom ist glaubhaft beeindruckt. Tezel tut alles, um den Film zu retten, ob sie nun in der schwulen Shakespeare-Inszenierung aus den richtigen Gründen herzzerreißend weint oder im motivisch arg strapazierten Fotofix-Automaten („Amélie“!) vor Liebesfreude strahlt. Auch Hanno Koffler als schwuler Macho, Dennis Moschitto als Toms weiser Hetero-Chauffeur und Katja Riemann als Salon-Mutter füllen ihre Rollen mit prallem Leben.

Tom dagegen ist schon qua Anlage ein flacher Charakter, der vor allem im Spiegel seiner tuntigen Entourage existiert. Kostja Ullmann hat die Ausstrahlung eines Stars, doch er gerät ins Wanken, wenn der Film seiner Figur zu nahe kommt: Ringt Tom mit zwiespältigen Gefühlen und seiner sexuellen Identität, fehlt die präzise Ausformulierung, ergo agiert Ullmann oft fahrig und haspelig. Nur Abziehbilder sind Frederick Lau als Fußball-Proll, Mavie Hörbiger als Kiez-Grazie, Paula Riemann als Möchtegern-Model.

Und so kommt es wie immer, wenn eine Komödie die Zuschauer nicht völlig einnimmt: Sie stellen Fragen. Zum Beispiel die, ob das nicht eigetnlich ein Film für Reaktionäre ist – endlich gelingt es einmal, einen für die Reproduktion verloren geglaubten Sohn zurückzuholen ans dafür vorgesehene Ufer.

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