Serdar Tasci Foto: Baumann

Rustikal und kompromisslos: VfB-Profi Tasci brennt auf Comeback gegen den HSV.

Stuttgart - Drei Gruppen nutzten die ganze Breite des Trainingsplatzes aus, und die Abwehrspieler standen im Brennpunkt. Rudelweise stürmten die Kollegen aus der Offensivabteilung in abgegrenzten Korridoren auf sie zu. Thema Zweikampfschulung - da war Serdar Tasci in seinem Element. Einen Gegenspieler nach dem anderen nahm sich der Innenverteidiger des VfB vor, und Tasci machte Ernst. Davon zeugte der Verband, den er nach dem Training ums linke Knie trug. "Ich habe einen Schlag abbekommen", sagte Tasci. Den Spaß ließ er sich davon nicht verderben, im Gegenteil: "Ich habe die Zweikämpfe zuletzt vermisst. Deshalb bin ich heute härter eingestiegen."

Keine Frage: Serdar Tasci (23) lebt den rustikalen Stil vor. Und davon soll die ganze Mannschaft profitieren. "Eine härtere Gangart gehört in unserer Situation dazu", sagte der Nationalspieler. Er weiß, worauf es im Tabellenkeller ankommt: auf Kondition, Konzentration und Kompromisslosigkeit. Sein Vorbild soll am Samstag im Spiel beim Hamburger SV abfärben. Dann feiert Tasci sein Comeback nach gut drei Wochen Pause. Im Europa-Liga-Spiel beim FC Getafe hatte er sich einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zugezogen. Auf der Tribüne erlebte er danach mit, wie die Roten mal recht, mal schlecht auf Punktejagd gingen. "Zuschauen zu müssen ist das Schlimmste", sagt er.

Tasci muss es wissen. Er hat in diesem Jahr schon viel mehr zugeschaut, als ihm lieb war. Erst bei der WM in Südafrika, wo er nur im Spiel um Platz drei randurfte, und da auch nur für eine Minute. Später beim VfB, als ihn Ex-Trainer Christian Gross wochenlang überging. Und in den vergangenen Wochen, als ihn der Oberschenkel zwickte. Tasci grämt sich nicht, er sucht das Positive: "Ich war einer von 23 deutschen Spielern, die bei der WM waren. Unter Christian Gross habe ich mich letztendlich durchgesetzt. Und jetzt die Verletzung? Das gehört eben zum Fußball dazu." Nein, 2010 sieht er "nicht als verlorenes Jahr".

Nur der VfB hat seit Sommer etliche Male zu häufig verloren. "Dabei hatten wir unsere Chancen, auch gegen Köln. Uns fehlen einfach nur Punkte." Serdar Tasci spürt "die volle Rückendeckung" des neuen Trainers Jens Keller: "Wir haben fünf, sechs Führungsspieler, da zähle ich mich dazu. Ich will vorneweg marschieren."

So wie neuerdings wieder im Training. "Ich brauche noch zwei Einheiten, dann bin ich wieder richtig fit", sagt Tasci - und hofft, dass das in Hamburg wie eine Drohung ankommt.