Wandern auf dem Morteratschgletscher im Engadin. Foto: Schweiz Tourismus

Den Tiefpunkt gab’s im Jahr 2015 nach der Freigabe des Franken. Mittlerweile befindet sich der Schweizer Tourismus allerdings wieder auf Erholungskurs, wie die Präsentation bei der CMT zeigt.

Stuttgart - Schon Charlie Chaplin liebte die Schweiz. Von 1923 bis zu seinem Tod 1977 lebte der Filmemacher und Humanist in Vevey am Genfer See. In seinem Haus auf dem 14 Hektar großen Grundstück wird im Frühjahr das weltweit erste Charlie Chaplin Museum eröffnet. Die Besucher sollen ihn als Privatmann und Familienmenschen kennenlernen, der mit Hilfe moderner Technik auch selbst präsent sein wird. Man soll das Gefühl haben, bei Chaplin zu Besuch zu sein.

Chaplins Museum liegt auf der Strecke der Grand Tour of Switzerland, die auf rund 1600 Kilometer an 22 Seen entlang über fünf Alpenpässe zu elf Unesco-Welterbestätten und durch vier Sprachregionen führt. In St. Moritz erwartet den Gast ein Modulhotel aus Holz, in Schaffhausen der Rheinfall, im Wallis der Aletsch, mit 950 Meter der dickste Gletscher der Alpen. Und im Juni eröffnet der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel. Dann kommt man mit der Bahn noch schneller ans Ziel, zumal die Züge im Land der Uhren fast immer pünktlich sind.

„Wir sind innovativer und kreativer geworden“, sagt Jörg Peter Krebs, Deutschland-Direkt von Schweiz Tourismus, auf der Messe für Caravan, Motor und Touristik (CMT). Der deutsche Markt ist wichtig für den Nachbarn. 22,1 Prozent aller Übernachtungen wurden 2014 von Deutschen gebucht. „Aber natürlich haben wir zuletzt unter dem Erfolg der Währung gelitten“, sagt Jörg Peter Krebs. Vor einem Jahr kam die Frankenfreigabe, es folgte ein rasanter Kurssprung gegenüber dem Euro. Die ohnehin schon hohen Kosten im Alpenland stiegen weiter. Die Zahl der Gäste aus der Eurozone ging leicht zurück. „Es stimmt. Letztes Jahr war der Tiefpunkt, aber jetzt ist der Kurs wieder bei 1,10 angelangt“, sagt Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus. Günstig sei man deshalb noch immer nicht. „Aber wir sind wieder da angelangt, wo wir vorher waren“, sagt Schmid.

Verstärktes Interesse bei Amerikanern und Gästen aus Golfstaaten

Weggebrochen ist wegen der Rubelkrise auch der russische Mittelstand. Dafür sind Amerikaner, Gäste aus den Golfstaaten und Asien hinzugekommen. Das macht Schmid und Krebs Mut. Die beiden tragen nicht nur Glatze, Brille und Sneakers in den Landesfarben, sie stehen für ein neues Image der Schweiz – innovativ statt angestaubt, bezahlbar statt unerschwinglich. In den Hallen haben sie rote Bänkli aufgestellt. „Verliebt in die Schweiz“ steht drauf. Ein sympathischer Slogan.

Das Ehepaar Sommer ist der Charmeoffensive des Landes schon länger erlegen. Zweimal im Jahr fahren die Ulmer ins Appenzeller Land oder nach Grindelwald. Am Stand von Graubünden interessieren sie sich für Davos und Klosters. Tanja Fedier von Manu Touristik zeigt ihnen ein Vier-Sterne-Hotel, das in Kombination mit einer Woche Freifahrt mit der Rätischen Bahn und Halbpension für 800 Euro Franken angeboten wird. „Das ist nicht billig, aber wir schätzen die Höflichkeit, den Service, und die Schweiz ist authentisch geblieben“, sagt Albert Sommer. Urlaub ist eben auch ein emotionales Produkt. Auch Tanja Fedier ist guter Dinge. „Ich höre sehr viele Komplimente für unser Land.“

Jürg Schmid räumt ein, dass vor allem die Gastronomiepreise die Kunden abschrecken. Deshalb hat man mit Neckermann für den Winter erstmals diverse All-Inclusive-Angebote entwickelt, bei denen eine vierköpfige Familie für 1100 Euro eine Woche Halbpension mit Skipass in Wengen buchen kann. Sie können also doch preiswert.